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Studienfinanzierung: „Hilfe zur Selbsthilfe anbieten“

Studentenwerke unterstützen Studierende in vielen Bereichen. Was die Arbeit der Beratungsstellen ausmacht, erklärt Tina Opitz, Sozialberaterin des Studentenwerks Chemnitz-Zwickau, im Interview mit abi». Zudem beantwortet sie Fragen rund um die Studienfinanzierung.

Zwei Frauen sitzen sich an einem Schreibtisch gegenüber.

abi» Frau Opitz, was macht die Arbeit von Sozialberaterinnen und -beratern eigentlich aus?

Tina Opitz: Sozialberaterinnen und -berater sind Ansprechpartnerinnen und -partner für Studierende zu allen Fragen rund ums Studium. Dazu zählen Studienfinanzierung (außer BAföG), Jobben, Krankenversicherung, Studieren mit Kind, Studieren mit Beeinträchtigung etc. Auch für internationale Studierende haben wir stets ein offenes Ohr. Wir unterstützen bei der Lösung persönlicher, studienbezogener, sozialer oder wirtschaftlicher Probleme, damit sich die Studierenden auf ihr Studium konzentrieren können. Unser Ziel ist es, immer Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Unsere Kontakte zur Hochschule und zu externen Beratungsstellen, wie Krankenkassen, Schuldnerberatungen, psychologischen Beratungsstellen und öffentlichen Behörden, sind dabei sehr hilfreich. Wir geben Informationen, öffnen Türen und zeigen Wege. Gegangen werden diese von den Studierenden selbst. Dadurch bleiben sie selbstwirksam.

abi» Mit welchen Anliegen kommen die Studierenden meistens zu Ihnen und welche Hinweise geben Sie ihnen?

Tina Opitz: Das häufigste Anliegen ist der Rundfunkbeitrag. Oft ist nicht bekannt, wie damit verfahren werden soll. Da sind wir Anlaufstelle, klären über die vorliegende Situation auf und informieren, was zu tun ist. Das zweite große Thema betrifft die Studienfinanzierung, wenn Studierende kein oder nur wenig BAföG erhalten. Wir informieren über alternative Möglichkeiten der Studienfinanzierung, wie Jobben, Studien-, Bildungskredite, eventuelle Sozialleistungen, Vergünstigungen etc.

abi» Welche unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten gibt es? Und welche Form wählen Studierende am häufigsten?

Tina Opitz: Es gibt eine Vielzahl an Finanzierungsmöglichkeiten. Dazu gehören unter anderem Elternunterhalt, Kindergeld, BAföG, Nebenjobs, Studien-, Bildungskredite und Stipendien. Unter bestimmten Voraussetzungen sind auch Sozialleistungen wie Wohngeld oder ALG II möglich. Häufig wird eine Mischform zur Finanzierung des Studiums gewählt, zum Beispiel aus Elternunterhalt, Kindergeld, BAföG und Jobben. Die wenigsten finanzieren sich aus nur einer Quelle. Manchmal gibt es auch schwierige Situationen im Leben. Die Finanzierung steht zum Beispiel wirklich auf Messers Schneide und die Gefahr des Studienabbruchs steht im Raum. Dann kann man zu uns Sozialberaterinnen und
-beratern Kontakt aufnehmen und sich nach Darlehen beziehungsweise Härtefalldarlehen erkundigen. Hier gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, um in Akutsituationen zu helfen.

abi» Was sollten Studierende bei der Finanzierung beachten?

Tina Opitz: Wir raten auf jeden Fall dazu, einen BAföG-Antrag mit Studienbeginn zu stellen. Oft wird keiner gestellt, weil die Vermutung besteht, dass das Einkommen der Eltern zu hoch sei und dadurch kein Anspruch auf BAföG besteht. Aber die Einkommensgrenzen für die Antragstellung werden immer wieder angepasst, und der Versuch lohnt sich allein schon deshalb, weil man mit dem Erhalt von BAföG keinen Rundfunkbeitrag zahlen muss. Außerdem handelt es sich beim BAföG um einen anteiligen Zuschuss, wobei nur die Hälfte des Förderungsgesamtbetrags zurückgezahlt werden muss. Ist weder BAföG noch Jobben möglich, kann man auch über einen Studien- oder Bildungskredit nachdenken. Diese sind ziemlich flexibel in der Beantragung sowie der Aus- und Rückzahlung. Der Kredit muss jedoch vollständig zurückgezahlt werden und es fallen Zinsen an.

abi» Wie kann man im Studium clever haushalten und welche Ausgaben sollte man einkalkulieren?

Tina Opitz: Zuerst sollte man sich über den Studienort informieren und abklären, wie hoch die Lebenshaltungskosten dort sind. Konkret heißt dies: Wie hoch ist der Semesterbeitrag und die durchschnittliche Miete? Ziehe ich ins Wohnheim, in eine WG oder nehme ich mir eine Wohnung? Wie viel Geld benötige ich monatlich für Essen, Trinken, Handy, Internet, Rundfunkbeitrag, Versicherungen, Lernmittel, Fahrtkosten, Freizeitgestaltung usw.? Im nächsten Schritt sollte geprüft werden, wie es um die eigenen finanziellen Möglichkeiten steht. Dazu können die Eltern oft gute Tipps geben. Natürlich ist es kaum möglich, zu 100 Prozent das zur Verfügung stehende Geld einzuschätzen. Aber zumindest bekommt man eine Vorstellung davon, welche Kosten auf einen zukommen. Und dann kann man schon mal überlegen, wo gespart werden kann.

abi» Welchen Tipp haben Sie für (angehende) Studierende in Bezug auf die Finanzierung?

Tina Opitz: Gut ist, etwa zehn Prozent seines gesamten monatlichen Einkommens zu sparen. Dadurch kann man eine Notreserve anlegen, wenn beispielsweise kurzfristig eine neue Waschmaschine her oder das Auto in die Werkstatt muss. Sicherlich wird es auch mal vorkommen, dass am Ende vom Geld noch ein bisschen viel Monat übrig ist. Auch das ist normal. Sollte das aber häufig vorkommen oder zur Normalität werden, lohnt sich der Gang zur Sozialberatung. Dann kann gemeinsam geschaut werden, woran es liegt und wie Abhilfe geschaffen werden kann. Doch selbst heikle Finanzlagen können bestenfalls gelöst oder gemindert werden. Man sollte keine falsche Scheu vor der Beratungsstelle haben. Man muss nicht Experte für alles sein. Es reicht zu wissen, wo man Hilfe findet.

Über die Person

Porträt von Tina O. Porträt von Tina O.

Tina Opitz ist Sozialberaterin am Studentenwerk Chemnitz-Zwickau.