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Kosten eines Studiums und Finanzierung: Ein Mix aus verschiedenen Quellen

Wieviel kostet ein Studium und wie kann ich es am besten finanzieren? Im Gespräch mit abi» erklärt der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerkes Matthias Anbuhl, wofür Studierende Kosten einplanen sollten und nennt verschiedene Finanzierungsquellen.

Ein Taschenrechner und eine Ausgabenaufstellung liegen auf einem Tisch.

Bildung sollte keine Frage des Geldbeutels sein. „Es gibt an den über 420 Hochschulen in Deutschland mehr als 21.500 Studiengänge. Die große Mehrheit ist an staatlichen Hochschulen angesiedelt, an denen keine Studiengebühren anfallen – mit der kleinen Ausnahme, dass einige der sechzehn Bundesländer Langzeitstudiengebühren sowie Gebühren für internationale Studierende erheben, so etwa Baden-Württemberg“, weiß Matthias Anbuhl.

Dennoch kommen auf die Studierenden mehrere Jahre zu, in denen wenig Einkommen erzielt wird, aber trotzdem Kosten anfallen: Das ist zum einen der Semesterbeitrag, der bei der Einschreibung und immer zu Semesterbeginn fällig wird. Darin können die Kosten für das Semesterticket, die Studierendenvertretung, das Studierendenwerk oder Verwaltungsgebühren der Hochschule enthalten sein. „An den allermeisten Hochschulen liegt dieser, wenn auch ein Semester- oder Semesterdeutschlandticket dabei ist, zwischen 300 und 400 Euro“, weiß Matthias Anbuhl.

Zum anderen wären da natürlich die Lebenshaltungskosten. Je nach Studienort können diese unterschiedlich hoch ausfallen. In München etwa zahlen Studierende durchschnittlich 495 Euro Miete pro Monat, in Hannover 385 Euro und im sächsischen Freiberg 266 Euro. Unter die Lebenshaltungskosten fallen auch Ausgaben für Lebensmittel. 2021 waren das im Schnitt 198 Euro monatlich. Mobilität schlug mit durchschnittlich 94 Euro im Monat zu Buche.

  • Ein Portraitfoto von Matthias Anbuhl.

    Auch für Studierende mit Behinderungen gibt es keine Studienfinanzierung aus nur einer Hand. Eine Reihe verschiedener Kostenträger übernimmt die Finanzierung der behinderungsbedingten Mehrbedarfe. Dabei ist es nicht immer einfach zu klären, wer wofür zuständig ist.

    Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerkes

Große finanzielle Unterschiede

Mit diesen Ausgaben müssen die Einnahmen der Studierenden Schritt halten. Matthias Anbuhl sieht derzeit zwei Trends: „Ein Teil der Studierenden hat keine finanziellen Sorgen, während bei mehr als einem Drittel das Budget auf Kante genäht ist – daher ist es auch nicht sinnvoll, hier mit einem Durchschnittswert zu rechnen.“ Die genauen Zahlen: Einundzwanzig Prozent der Studierenden haben mehr als 1.300 Euro monatlich zur Verfügung, auf der anderen Seite müssen vierunddreißig Prozent mit weniger als 800 Euro auskommen.

Grundsätzlich können Studierende ihr Studium aus unterschiedlichen „Töpfen“ finanzieren, wobei jede und jeder eine individuelle Lösung finden muss. „Es ist bei den meisten tatsächlich ein Mix aus verschiedenen Quellen“, stellt Matthias Anbuhl fest. Zu diesen zählen vor allem die finanzielle Unterstützung der Eltern, BAföG, Jobben, Stipendien und Studienkredite.

„Auch für Studierende mit Behinderungen gibt es keine Studienfinanzierung aus nur einer Hand“, sagt der Experte vom Deutschen Studierendenwerk. „Eine Reihe verschiedener Kostenträger übernimmt die Finanzierung der behinderungsbedingten Mehrbedarfe. Dabei ist es nicht immer einfach zu klären, wer wofür zuständig ist.“ Betroffene können sich zum Beispiel an die BAföG-Ämter, die örtlichen und überörtlichen Sozialhilfeträger, die Träger der Grundsicherung für Arbeitssuchende und die Kranken- und Pflegekassen wenden. In Einzelfällen seien Berufsgenossenschaften, Haftpflichtversicherungen oder Versorgungsämter zuständig, zählt Matthias Anbuhl auf.

Unterstützung der Eltern und BAföG

Erziehungsberechtigte müssen ihre studierenden Kinder finanziell unterstützen, soweit es ihnen möglich ist. Es gibt einen gesetzlichen Ausbildungs­unterhalts­anspruch. Falls die Eltern den vollen Ausbildungsunterhalt nicht leisten können, haben die Kinder Anspruch auf BAföG. Dieses wird höchstens gezahlt, bis die Regelstudienzeit des jeweiligen Studiengangs verstrichen ist. Wie hoch der BAföG-Satz ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: zum Beispiel, ob die Studierenden bei ihren Eltern wohnen, wie alt sie sind und wie hoch das Einkommen der Eltern oder etwaiger Lebenspartnerinnen oder -partner ist. So beträgt der Höchstsatz bei Studierenden, die unter 25 sind und nicht im elterlichen Haushalt wohnen, maximal 812 Euro im Monat. Studierende im gleichen Alter, die bei ihren Eltern wohnen, erhalten dagegen höchstens 511 Euro. Bei beiden Gruppen steigt der Betrag nach dem 25. Geburtstag, weil dann noch die Anteile für die Kranken- und Pflegeversicherung dazukommen.

Wer BAföG bekommt, sollte sich aber bewusst sein, dass die Hälfte der Summe ein zinsloses Darlehen ist, das man zurückzahlen muss. „Unabhängig davon, wie viel man bekommen hat, müssen aber nicht mehr als 10.010 Euro zurückgezahlt werden“, erläutert Matthias Anbuhl. Die Höhe der Rückzahlraten liegt üblicherweise bei 130 Euro monatlich. Wer zu wenig verdient, um die Raten zu erwirtschaften, kann sich zunächst davon freistellen lassen.

Viele Studierende jobben

Der Anteil der Studierenden, die derzeit BAföG beziehen, ist laut der 22. Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks mit rund zehn Prozent relativ klein. Dagegen nutzen fast zwei Drittel die Möglichkeit, über einen Nebenjob Geld zu verdienen. Im Schnitt arbeiten sie rund fünfzehn Stunden pro Woche. Matthias Anbuhl weiß: „Wie viel gejobbt wird, ist regional unterschiedlich. Während beispielsweise in Essen rund achtzig Prozent aller Studierenden nebenbei arbeiten, sind es in Greifswald nur knapp fünfzig Prozent.“ Neben dem Studium zu jobben erfordert ein gutes Zeitmanagement und führt meist zu einer längeren Studiendauer.

Stipendien und Studienkredite

Stipendien bieten den Vorteil, dass sie nicht zurückgezahlt werden müssen. Interessierte können auf die Angebote von dreizehn Begabtenförderungswerken zurückgreifen oder versuchen, eines der über 30.000 Deutschlandstipendien zu erhalten. „Dafür muss man nicht zwingend hochbegabt sein. Auch soziales Engagement ist wichtig und kann mittlere Noten ausgleichen“, sagt Matthias Anbuhl.

Studienkredite wiederum sind seiner Erfahrung nach weder für die gesamte Dauer eines Studiums noch für die gesamte Studienfinanzierung geeignet, sondern sollten nur für einen begrenzten Zeitraum in Anspruch genommen werden, etwa um wegfallende Einkünfte aus dem Nebenjob während der Examenszeit zu ersetzen. Da die zurückzuzahlende Summe durch die Zinsen beträchtlich anwachsen kann, rät der Experte hier zur Vorsicht.

Weitere Informationen

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier kannst du dich über Studienmöglichkeiten in Deutschland informieren. Unter „Finanzielles“ erhältst du außerdem Tipps rund um die Studienfinanzierung.
​​​​​​​www.studienwahl.de/finanzielles​​​​​​​

Deutsches Studierendenwerk

Die Studierendenwerke beraten unter anderem zum Thema Jobben neben dem Studium.
www.studierendenwerke.de

 

Sozialerhebung.de

Hier gibt es Infos zur aktuellen 22. Studierendenbefragung in Deutschland.
www.sozialerhebung.de​​​​​​​

BAföG

Info-Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung rund um diese Ausbildungsförderung
www.bafög.de

Minijob-Zentrale

www.minijob-zentrale.de