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Stipendium: Mehr als nur finanzielle Hilfe

An ein Stipendium denken viele junge Menschen häufig nicht als Erstes, wenn es um die Studienfinanzierung geht. Dabei bietet es viele Vorteile. Sinan Karabas aus Hamburg (22) sieht in seinem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung weit mehr als nur eine finanzielle Unterstützung.

Nahaufnahme eines Dokumentes für die Antragstellung eines Stipendiums.

„Früher dachte ich, Stipendien sind unmöglich zu erlangen“, sagt er. Die vielen Klischees rühren daher, dass man während der Schulzeit und auch nach dem Abi kaum etwas über die Fördermöglichkeit erfährt, meint der Jurastudent. „BAföG und Nebenjobs – das kennen die meisten. Wie es mit den Chancen auf ein Stipendium aussieht, hat oftmals keiner auf dem Schirm.“

Er selbst wurde auf diese Möglichkeit ebenfalls erst nach dem ersten Studiensemester von seinen Freunden aufgrund seiner Leistungen hingewiesen. „Oft herrscht die unbegründete Vorstellung vor, dass kaum eine Person überhaupt ein Studium ergattern kann“, meint Sinan Karabas, der an der Uni Hamburg mittlerweile im achten Semester Rechtswissenschaften studiert.

  • Porträt von Sinan K.

    BAföG und Nebenjobs – das kennen die meisten. Wie es mit den Chancen auf ein Stipendium aussieht, hat oftmals keiner auf dem Schirm.

    Sinan Karabas studiert Rechtswissenschaften und ist Stipendiat.

Mit Noten, Engagement und Persönlichkeit überzeugen

„Dabei kommt es auf eine gesunde Mischung aus Leistung, ehrenamtlichem Engagement und Persönlichkeitswerten an“, weiß der Jurastudent. In den Bewerbungsunterlagen finden neben den Noten auch Fachgutachten von Hochschulprofessorinnen und -professoren sowie Belege für nicht-akademische Aktivitäten Beachtung. Wer wie Sinan Karabas in der ersten Auswahlrunde überzeugt, wird zu Vorstellungsgesprächen mit Vertrauensdozierenden der Stiftung eingeladen.

„Für mich war es als Studienanfänger überwältigend, mich vor so hochrangigen Juristinnen und Juristen wie einem Hamburger Verfassungsrichter zu präsentieren“, erzählt der 22-Jährige. Rückblickend ist er dankbar für diese Erfahrung und die neuen Kontakte. In den Gesprächen wurde nicht sein Fachwissen abgefragt, vielmehr ging es um seine gesellschaftliche Rolle und seine Persönlichkeit. „Ich rate jedem dazu, sich nicht künstlich zu verstellen, sondern authentisch zu sein.“ Letztendlich entscheidet ein Gremium anhand aller bewerbungsrelevanten Unterlagen und Eindrücke darüber, wer ein Stipendium erhält.

Stiftung nach eigenen Werten auswählen

Der Weg zu einem Stipendium führt nicht zwangsläufig über die Mitgliedschaft in einer Partei, der die jeweilige Stiftung nahesteht. Es reiche, sich mit den Werten der Stiftung zu identifizieren, meint der Hamburger. Seine Entscheidung für die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) fiel ihm leicht. Er fühlte sich der Sozialdemokratie immer nahe, ohne Parteimitglied zu sein. „Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität – diese Werte der FES stimmen mit meinen überein.“ Dies konnte er durch seine ehrenamtlichen Aktivitäten belegen. Seit der Schulzeit wirkte er deeskalierend als Fußballschiedsrichter und leistete eigeninitiativ Nach- und Migrationshilfe. Heute unterstützt er bei der Tafel und ist Mitglied in Hochschulausschüssen und -räten. Außerdem ist der angehende Jurist Botschafter der Stiftung und informiert Interessierte über das Begabtenförderungswerk.

Trotz seiner Verbundenheit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung rät er dazu, sich ruhig bei mehreren passenden Förderwerken zu bewerben. „Das erhöht die Chance auf ein Stipendium und ist gesunder Menschenverstand“, sagt der junge Mann. Auch für ihn kamen mehrere Optionen infrage – darunter die Studienstiftung des Deutschen Volkes oder das Deutschlandstipendium. „Es gibt auch politisch-neutrale oder religiöse Stiftungen.“

Sorgsam mit den Finanzen haushalten

Sein Stipendium setzt sich zusammen aus den individuell berechneten BAföG-Sätzen, die er als BAföG-Empfänger bekommen würde und einer zusätzlichen Studienkosten­pauschale von 300 Euro. Diese erhält jede Stipendiatin und jeder Stipendiat unabhängig vom Einkommen der Eltern. Anders als bei BAföG oder einem Studienkredit muss Sinan Karabas von seinem Stipendium nichts zurückzahlen.

Mit seinem Geld geht der Studierende dennoch sorgsam um. Er bestreitet damit seinen Lebensunterhalt und Studienkosten wie Lernmaterial zur Vorbereitung auf das Staatsexamen. „Es ist eine riesige Entlastung, dass man nicht mehrere Nebenjobs braucht, um sich über Wasser zu halten. Das erlaubt einem, sich mehr auf das Studium und das soziale Engagement zu konzentrieren“, bemerkt er. Nebenher arbeitet Sinan dennoch als studentische Hilfskraft, um die Wissenschaft besser kennenzulernen.

Finanzielle und ideelle Förderung sowie wertvolle Kontakte

In Zukunft möchte der Hamburger am liebsten promovieren und nach dem Zweiten Staatsexamen als Richter, Anwalt oder Wissenschaftler arbeiten. Sein Stipendium sieht er auf diesem Weg als wichtige Stütze: „Der finanzielle Rückhalt, aber auch die enge Bindung zu meinen Betreuerinnen und Betreuern, die Fortbildungen und die Vernetzung mit vielen interessanten Menschen – all das wirkt sich positiv aus, nicht nur auf den Lebenslauf.“