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Erste Tage im Studium – Interview: „Dem Neuen mit Neugierde begegnen“

Stefan Grob, Stellvertreter des Generalsekretärs/Vorstands und Referatsleiter Presse beim Deutschen Studierendenwerk, spricht mit abi» über Wohnraumförderung, analoge Angebote zum Studienstart und den Wert des Zwischenmenschlichen.

Portraitfoto von Stefan Grob

abi» Herr Grob, wirft man einen Blick auf die To-dos vor Studienstart, könnte man meinen, man müsse dafür bereits studiert haben …

Stefan Grob: Akademische Bildung erfreut sich größter Popularität: Wir haben eine Million mehr Studierende als in den 1990ern! Und es gibt an die 20.000 Studiengänge an 400 Hochschulen. Da muss alles gut organisiert sein. Und: Ein Hochschulstudium ist eine logistische, intellektuelle, soziale, psychische und finanzielle Herausforderung. Zugleich ist es besonders in Zeiten multipler Krisen eine Chance: Ein Hochschulabschluss ist viel wert auf dem Arbeitsmarkt.

abi» Viele sorgen sich, keinen bezahlbaren Wohnraum zu finden …

Stefan Grob: Ich rate, mit der Suche so früh wie möglich zu beginnen und alle Register zu ziehen: sich für einen Wohnheimplatz bewerben, online die einschlägigen Portale nutzen, an Schwarze Bretter schauen, Bekannte fragen …

abi» Gibt es Aussicht auf Besserung?

Stefan Grob: Die Studierendenwerke setzen sich sehr für mehr Wohnraumförderung durch die Politik ein. Ein Problem: Die Studienplatzkapazitäten wurden stark ausgebaut – was sehr erfreulich ist. Seit 2007 ist die Zahl der staatlich geförderten Studienplätze um 52 Prozent gestiegen – die der staatlich geförderten Wohnheimplätze bei den Studierendenwerken jedoch nur um sieben Prozent. Dabei sind diese mit einer monatlichen Warmmiete von 267 Euro im Bundesdurchschnitt die preisgünstigste Wohnform außerhalb des Elternhauses. Mit dem Bund-Länder-Programm „Junges Wohnen“ soll bezahlbarerer Wohnraum unter anderem für Studierende geschaffen werden. Aber es braucht noch Zeit, bis mit diesen Mitteln neue Studierendenwohnheime gebaut sind.

abi» Vieles muss vor dem Vorlesungsbeginn digital erledigt werden. Wie wichtig sind „analoge“ Angebote?

Stefan Grob: Neugierde und Offenheit sind Grundvoraussetzungen für ein Studium. Und dafür, dem vielen Neuen analog zu begegnen – also nicht in sozialen Netzwerken. Gerade in der Orientierungsphase ist es superwichtig, sich auf dem Campus umzuschauen, Wege auszutesten, die Räume und die Infrastruktur kennenzulernen: Wo ist das Prüfungsbüro, wo die Mensa? Wo sitzt der AStA [Allgemeiner Studierendenausschuss, Anm. der Red.], wo die Fachschaft? Unbedingt sollte man zu den Erstsemesterveranstaltungen gehen. Und dort Menschen einfach ansprechen, die man sympathisch findet. In keinem anderen Lebensabschnitt ist es so einfach, an einem Ort so viele Menschen mit verschiedenen Backgrounds zu treffen, die das Interesse an Wissenschaft und daran, etwas lernen zu wollen, teilen. Es ist eine wahnsinnig wichtige Phase in der eigenen biografischen Entwicklung.