Mit nur 26 Jahren wurde Sina Geyer Geschäftsführerin der traditionsreichen Schmuckmanufaktur Ehinger Schwarz in Ulm. Für abi» berichtet die heute 29-Jährige von ihrem Karriereweg.
Die Kennzahlen analysieren, aktuelle Projekte besprechen, dann ein kurzer Jour fixe mit dem Marketing-Team über anstehende Kampagnen. Am Nachmittag steht schließlich die Prozessoptimierung für die Stores auf dem Plan, die gerade einen hohen administrativen Aufwand haben und Entlastung benötigen.
Sina Geyers Agenda ist vollgepackt. Die 29-Jährige ist Geschäftsführerin von Ehinger Schwarz 1876, Juwelier und Schmuckmanufaktur mit Sitz in Ulm, knapp 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einem deutschlandweiten Filialnetz mit zehn Stores und Millionenumsatz. Sie war erst 26 Jahre alt, als ihr damaliger Chef ihr eröffnete, er wolle sie als seine Nachfolgerin. „Das kam total überraschend“, erinnert sich Sina Geyer. Zwei Nächte habe sie drüber geschlafen. Und sich dann gesagt: „Ich mache das jetzt!“
Auch wenn sie wusste, dass der Start nicht leicht werden würde. Denn das „Ins-kalte Wasser-Springen“ kannte sie bereits: Als sie gerade ihr duales Bachelorstudium abgeschlossen hatte, wurde sie zur Abteilungsleiterin von Einkauf, Produktion und Logistik befördert. „Das war die erste große Herausforderung. Für die Mitarbeiter war ich gerade noch die Studentin, die im Unternehmen lernt – und plötzlich wurde ich ihre Vorgesetzte. Ich wusste nicht genau, was auf mich zukommt, was meine Aufgaben sind, fühlte mich überfordert.“ Anfangs sei nicht alles reibungslos gelaufen. Aber mit der Zeit ging es besser.
Natürlich begegnet man Vorurteilen. Natürlich schaut man auf mich anders als auf einen doppelt so alten Mann. Aber das ändert sich, sobald man mich, meine Kompetenz und Expertise kennenlernt.
Sina Geyer, Geschäftsführerin
Sympathisantin von Kindesbeinen an
Fachlich sei sie dank ihres Studiums relativ schnell sattelfest gewesen. An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim studierte sie BWL mit dem Schwerpunkt Handel. Bei Ehinger Schwarz, ihrem Kooperationsunternehmen, durchlief sie parallel alle Abteilungen. „Ich kannte mich also im Unternehmen bereits sehr gut aus.“
Die Manufaktur ist ihr bereits seit ihrer Kindheit ein Begriff. Im Kindergartenalter erhielt sie ihren ersten Ring von Ehinger Schwarz, ihr Kommunionkreuz wurde dort angefertigt und bei jedem Spaziergang durch Ulm war der Juwelier Anlaufstelle: „Ich bin am Schaufenster kleben geblieben und habe mich im Geschäft umgeschaut“, berichtet Sina Geyer. Was ihr besonders positiv in Erinnerung geblieben ist: „Obwohl jedem bewusst war, dass ich als Kind mir dort kein Schmuckstück leisten konnte, wurde ich immer sehr herzlich empfangen.“ Während ihrer Schulzeit machte sie dann ein Praktikum bei Ehinger Schwarz, schickte nach dem Abitur eine Initiativbewerbung hin und wurde schließlich als duale Studentin eingestellt. Dass sie nicht einmal zehn Jahre später Geschäftsführerin des Traditionsunternehmens sein würde, habe sie sich nie träumen lassen.
Frauen Mut machen
Waren Alter und Geschlecht eine besondere Herausforderung auf ihrem Karriereweg? „Ich würde es verneinen. Natürlich begegnet man Vorurteilen. Natürlich schaut man auf mich anders als auf einen doppelt so alten Mann. Aber das ändert sich, sobald man mich, meine Kompetenz und Expertise kennenlernt“, antwortet die junge Frau. Klar kommunizieren, transparent agieren, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Entscheidungen mitnehmen, damit sie wissen, wohin die Reise geht – das seien wichtige Kompetenzen für eine Führungsposition. Und ganz essenziell – die Eigenwahrnehmung: „Im Nachhinein ist mir klar geworden, warum ich weitergemacht habe: Ich glaubte an mich selbst“, schreibt Sina Geyer in einem Beitrag auf der Plattform LinkedIn, mit dem sie Frauen auf ihrem beruflichen Weg Mut machen will. Sie sollen sich „nie von den Erwartungen anderer leiten lassen – sondern nur von den eigenen Fähigkeiten und Zielen“. Sina Geyers Ziel: Geschäftsführerin bleiben. Ihre Vision: Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ehinger Schwarz zur Top 1 der Luxus-Schmuckmanufakturen im deutschsprachigen Raum machen.
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