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Viele Abiturientinnen und Abiturienten nehmen ein Studium auf. Dabei wäre für manche eine Ausbildung besser geeignet. abi» zeigt, wie Sie den BO-Unterricht gestalten können, damit Ihre Schülerinnen und Schüler beide Optionen kennenlernen und eine fundierte Entscheidung treffen können.
Im BO-Unterricht besteht bis heute die Tendenz, die Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe mehr über das Studium als über eine Ausbildung zu informieren. Auch viele Eltern üben – manchmal unbewusst – Druck aus, indem sie von ihren Kindern erwarten, dass diese mit Abitur ganz selbstverständlich ein Studium aufnehmen.
Matthias Wiesnet, Berater in der Agentur für Arbeit Regensburg, hält dies für wenig sinnvoll: „Der Erwerb der Hochschulreife bedingt nicht automatisch, dass man studieren muss. Viel wichtiger ist es, die Persönlichkeit jedes Einzelnen zu betrachten und alle beruflichen Möglichkeiten aufzuzeigen.“ Jede und jeder bringe individuelle Fähigkeiten und Interessen mit, weiß der Berater. Die einen sind damit in einer Ausbildung besser aufgehoben, die anderen in einem Studium.
Eine Entscheidung, die nur aufgrund äußerer Erwartungen getroffen wurde, kann mitunter schmerzhafte Folgen haben: Nicht umsonst brechen viele das Studium vorzeitig ab, weil sie feststellen, dass es etwa zu wenig praxisbezogen ist. „Wer erst eine Ausbildung macht, kann später immer noch ein Studium aufnehmen“, gibt Matthias Wiesnet zu bedenken. „Das eine schließt das andere nicht aus.“ Nach einer Ausbildung besteht außerdem die Möglichkeit einer Weiterbildung, zum Beispiel zum/zur Meister/in oder zum/zur Fachwirt/in. Damit steht einer Karriere nichts im Weg, ähnlich der mit Studium.
Der Erwerb der Hochschulreife bedingt nicht automatisch, dass man studieren muss. Viel wichtiger ist es, die Persönlichkeit jedes Einzelnen zu betrachten und alle beruflichen Möglichkeiten aufzuzeigen.
Matthias Wiesnet
Aufgabe eines guten BO-Unterrichts sollte es also sein, beide Wege – Ausbildung und Studium – gleichberechtigt vorzustellen. So kann jede und jeder den beruflichen Weg einschlagen, der zu ihr oder ihm am besten passt.
Möglichkeiten, die verschiedenen Optionen aufzuzeigen, gibt es viele. „Lehrkräfte können ihre Klassen zum Beispiel auf örtliche Bildungsmessen hinweisen, auf denen sich sowohl Hochschulen als auch Unternehmen vorstellen, die Auszubildende einstellen“, nennt Matthias Wiesnet ein Beispiel. Eine andere Idee: Ausbildungsscouts der Industrie- und Handelskammern oder der Handwerkskammern in den Unterricht einladen, damit sie verschiedene Berufe und Karriereoptionen vorstellen. Auch ehemalige Schülerinnen und Schüler oder Eltern können vor der Klasse erzählen, für welchen Berufsweg sie sich entschieden haben.
„Wichtig ist, dass die jungen Menschen praktisch erleben, was in welchen Berufen gemacht wird“, betont Matthias Wiesnet. Lehrkräfte für Berufsorientierung können Schülerinnen und Schüler in der Mittelstufe auf den Girls’Day oder den Boys’Day aufmerksam machen; hier können sie in Berufe hineinschnuppern, die sie vielleicht gar nicht auf dem Schirm hatten. Der BO-Unterricht könnte auch mal in einem Labor einer Hochschule stattfinden. Oder die Klasse besucht ein Unternehmen und sieht sich dort die verschiedenen Tätigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an.
Ein Gymnasium, mit dem der Berater zusammenarbeitet, veranstaltet am Wochenende Messen für Schülerinnen, Schüler und Eltern, auf denen sie sich über Studium und Ausbildung informieren können. Ein anderes ihm bekanntes Gymnasium organisiert jährlich für die Neuntklässler eine Projektwoche der beruflichen Orientierung und lädt dazu Vertreterinnen und Vertreter von Kammern, Bildungsträgern und Berufsberatung ein, die Workshops und Vorträge halten. „Solche Veranstaltungen kosten die Lehrkräfte natürlich Zeit“, weiß der Berater. „Aber sie helfen den Schülerinnen und Schülern, eine fundierte Entscheidung für ihren beruflichen Einstieg zu treffen.“
Stand: 22.02.2023
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