Katja Haas
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Praktika bieten die Möglichkeit, einen Beruf hautnah kennenzulernen. Wer noch nicht weiß, in welche Richtung es beruflich gehen soll, kann dies durch ein Praktikum herausfinden oder seine Vorstellung vom Wunschberuf mit der Realität abgleichen.
„Mein Schülerpraktikum hat mich in meinem Berufswunsch nur bestärkt“, sagt die 18-jährige Fabia Helmhagen. Mit dem Job als Grundschullehrerin hat sie schon während ihrer eigenen Schulzeit geliebäugelt. Heute studiert sie ihren Wunschstudiengang (siehe die Reportage „Vor dem Studium ins Berufsleben schnuppern“).
Der entscheidende Anstoß dazu war ihr Schülerbetriebspraktikum bei der Mittagsbetreuung an einer Grundschule. „Dort habe ich mit den Kindern gespielt, gemalt und gemerkt, wie viel Spaß ich dabei habe.“ Damals hat sich Fabia Helmhagen bei der Grundschule persönlich vorgestellt – ganz ohne schriftliche Bewerbung. „Das war den Lehrern sogar lieber, weil sie so direkt einen Eindruck von mir bekommen haben“, erinnert sich die ehemalige Gymnasiastin.
Für sie war der Ausflug in die Berufswelt ein wichtiger Schritt bei der Entscheidungsfindung. „Das Schülerpraktikum gab mir eine gewisse Sicherheit, dass ich nach dem Abi den richtigen Weg einschlage.“
Katja Haas
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Die Berufsberaterin der Agentur für Arbeit Nürnberg, Katja Haas, ist überzeugt, dass Praktika in jedem Fall mehr Klarheit bei der beruflichen Orientierung liefern. Schülerinnen und Schüler, Studierende, aber auch Absolventinnen und Absolventen haben einige Möglichkeiten, um ihrer Berufung näher zu kommen (siehe die Übersicht „Das richtige Praktikum in jeder Lebensphase“).
Das Schülerbetriebspraktikum ist in der Regel verpflichtend und gewährt den Schüler*innen einen ersten Einblick ins Berufsleben. An der Fachoberschule (FOS) füllt das Fachpraktikum in der 11. Klasse sogar die Hälfte des Schuljahres. Nach der Schule sind freiwillige Orientierungspraktika als Überbrückung zwischen Schule und Studium bzw. Ausbildung eine Option. „Das Praktikum ist sinnvoll, um den Wunschberuf und seine Eignung dafür in der Realität zu testen“, sagt die Berufsberaterin. Bei bestimmten Studiengängen – wie etwa Lehramt, Soziale Arbeit oder auch Ingenieurwesen – ist ein Vorpraktikum meist Voraussetzung für das Studium.
Während des Studiums können Studierende entweder ein freiwilliges Praktikum absolvieren oder sind laut Studienordnung zu einem verpflichtet. „Praktika während des Studiums bieten die Chance, die gelernte Theorie in die Praxis umzusetzen“, bemerkt Katja Haas. Fachhochschulen sehen dafür in der Regel ein ganzes Praxissemester vor.
Freiwillige Praktika bieten sich in den Semesterferien oder im Rahmen eines Urlaubssemesters an (siehe das Interview „Interesse am Beruf ist Voraussetzung für das Praktikum“). Selbstverständlich können auch Absolventinnen und Absolventen ein Praktikum machen. „Das ist zwar weniger üblich, aber dennoch eine gute Möglichkeit, um eine völlig neue Berufsrichtung auszuprobieren oder dem Wunscharbeitgeber seine Fähigkeiten zu demonstrieren“, erklärt die Beraterin.
Während Corona gestaltet sich die Praktikumssuche – je nach geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie – schwieriger. „Schülerbetriebspraktika fallen aktuell leider aus“, bedauert Katja Haas. „Das ist zwar tragisch, aber die Schulen haben in dieser Situation viele andere Sorgen.“ Andere Arten von Praktika sind der Berufsberaterin zufolge allerdings nicht ausgeschlossen. „Hier kommt es immer auf die jeweilige Branche und den einzelnen Betrieb an“, erklärt die Expertin. „Einzelhändler, Gastronomen oder Schulen können gerade schwieriger Plätze anbieten, während Praktika etwa in Handwerksbetrieben, die ohne Einschränkungen und viel im Freien arbeiten, noch gut funktionieren.“
Im Studienbereich sieht Katja Haas das Praktikumsangebot relativ akzeptabel. Einige Unternehmen bieten Praktikant*innen zum Beispiel digitale Lösungen an. „Klar sind die Voraussetzungen nicht optimal, wenn viele Firmen in Kurzarbeit oder im Homeoffice sind und ihren Praktikanten wenig zeigen können.“
Bei freiwilligen Praktika besteht die Option, sie auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben oder zu streichen. Pflichtpraktika dagegen – wie das Vorpraktikum oder das Praxissemester – die in der Studienordnung vorgeschrieben sind, lassen sich zwar nachholen, müssen aber in jedem Fall gemacht werden. Trotz der vielen Hürden ermutigt die Berufsberaterin junge Menschen, nicht aufzugeben und Betriebe weiterhin aktiv anzuschreiben. Plätze sind etwa in der Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit oder auf studienwahl.de in der Praktikumsbörse zu finden. Daneben lohnt es sich, die eigene Hochschule nach Tipps und Kontakten zu fragen.
„Je nach Karrierewunsch bieten Praktika bessere Aussichten auf einen Arbeitsplatz, zum Beispiel in der freien Wirtschaft“, versichert Katja Haas und rät jedem, unbedingt Praxisluft zu schnuppern. Drei Monate reichen bereits aus, um einen umfassenden Einblick in einen Tätigkeitsbereich zu bekommen und berufliche Kontakte zu knüpfen.
Gerade im geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Bereich seien Praktika besonders relevant. „Manche Studienfächer führen direkt zu einem klar definierten Berufsbild, während Leute aus anderen Studiengängen eher ausloten müssen, in welchem Teilgebiet sie sich später einmal sehen“, zeigt die Expertin auf. „Es sind nachweisbare fachliche Erfahrungen für den Lebenslauf, die am Ende erfahrungsgemäß berufsrelevanter sind als ein Nebenjob oder Ferienarbeit.“
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
berufenet.arbeitsagentur.de
In der Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du auch ganz gezielt nach Ausbildungsplätzen recherchieren.
arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche
Praktikumsbörse
studienwahl.de
Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit mit Online-Tests zur Orientierung bei der persönlichen Berufs- und Studienwahl.
check-u.de
Stellenbörse für Praktika, Ausbildung & Duales Studium
azubiyo.de
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meinpraktikum.de
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Aktualisiert: 01.09.2021
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