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Einstiegsqualifizierung: „Man hat den Fuß in der Tür“

Du hast die Schule ohne Abschluss verlassen und fragst dich, wie der Einstieg ins Berufsleben gelingen kann? Oder hast du dein Studium oder deine Ausbildung abgebrochen und suchst nun einen neuen Weg? Die Einstiegsqualifizierung (EQ) der Bundesagentur für Arbeit kann dich unterstützen, in einer Ausbildung Fuß zu fassen. Ingo Gasthaus, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Krefeld, erklärt, wie die EQ funktioniert und für wen sie geeignet ist.

Porträt von Ingo G.

abi» Herr Gasthaus, eine Einstiegsqualifizierung – was ist das eigentlich?

Ingo Gasthaus: Die Einstiegsqualifizierung ist ein Langzeitpraktikum in einem Betrieb, das von der Agentur für Arbeit gefördert wird. Sie übernimmt die Praktikumsvergütung, einen Zuschuss zu den Sozialversicherungsbeiträgen und gegebenenfalls Fahrtkosten.

abi» In welchen Lebenslagen empfehlen Sie diesen Weg?

Ingo Gasthaus: Die EQ eignet sich für Personen, die auf dem Ausbildungsmarkt schlechte Vermittlungschancen haben, weil sie keinen schulischen Abschluss oder schlechte Noten haben, gesundheitlich beeinträchtigt oder persönlich noch nicht auf eine reguläre Ausbildung vorbereitet sind. Auch für junge Erwachsene mit Brüchen im Lebenslauf kann die EQ interessant sein. Manche finden einfach keinen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht, und eine EQ kann sogar in Teilzeit absolviert werden, was in bestimmten Lebenssituationen hilfreich ist.

abi» Welche Vorteile bietet die Einstiegsqualifizierung?

Ingo Gasthaus: Mit der EQ hat man den Fuß in der Tür eines Betriebs und die Chance, diesen und den Beruf besser kennenzulernen. Es entwickelt sich bestenfalls ein Vertrauens­verhältnis. Überzeugen Teilnehmende im Praktikum mit ihren persönlichen Fähigkeiten und Stärken, besteht in vielen Fällen die Möglichkeit, direkt im Anschluss eine Ausbildung im gleichen Betrieb aufzunehmen. Außerdem gibt es eine Praktikumsvergütung von 276 Euro im Monat, die manche Betriebe aufstocken, teilweise bis zur regulären Ausbildungsvergütung.

abi» Hat man auch Vorteile, wenn der Praktikumsbetrieb keine anschließende Ausbildung anbietet?

Ingo Gasthaus: Nach dem Praktikum erhalten die Teilnehmenden ein Betriebszeugnis und können ein Zertifikat der zuständigen Kammer beantragen. Damit können sie bei Bewerbungen punkten, auch wenn die Noten eher schlecht sind oder sie keinen Schul­abschluss haben. Ich erlebe, dass damit häufig ein Motivationsschub und die Sicherheit einhergehen, dass sie etwas leisten können. Viele blühen in der EQ auf, erfahren Wertschätzung und Zusammenhalt im Team, was ganz wichtig ist. Und sie haben in der Praxis die Gelegenheit, ihre Interessen und Stärken zu testen und zu prüfen, ob der Wunschberuf der richtige ist.

abi» Wie lange dauert die EQ?

Ingo Gasthaus: Die Dauer variiert zwischen vier und zwölf Monaten, abhängig vom Start­zeitpunkt. Die EQ endet in der Regel zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres, damit ein direkter Übergang in die Ausbildung möglich ist. Wer während der EQ einen Ausbildungsplatz findet, kann sofort wechseln.

abi» Wer kann an der EQ teilnehmen? Und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Ingo Gasthaus: Wer zu Beginn des Ausbildungsjahrs noch keinen Ausbildungsplatz hat, kann sich an die Berufsberaterinnen und -berater der Arbeitsagentur wenden. Wir helfen bei den Formalitäten und unterstützen bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. Der Betrieb muss nicht unbedingt eine Ausbildungsberechtigung haben, außer wenn danach eine Ausbildung im selben Betrieb geplant ist.

abi» Ist eine EQ in allen Berufen und Branchen möglich?

Ingo Gasthaus: Die EQ ist in allen anerkannten dualen Ausbildungsberufen möglich, bei schulischen Ausbildungen allerdings in der Regel nicht. Eine EQ kann auch in höher­qualifizierten Berufen wie der technischen Mediengestaltung oder der Fachinformatik ein Sprungbrett sein. Hier kann man persönliche Erfahrungen beispielsweise beim Programmieren einbringen und möglicherweise schlechte Schulnoten etwa in Mathe ausgleichen.

Weitere Informationen

Einstiegsqualifizierung der Bundesagentur für Arbeit

Informationen für Interessierte
www.arbeitsagentur.de/datei/dok_ba034225.pdf