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Bundesfreiwilligendienst: BFD in der Pflege

Ayla Christensen (20) macht seit zehn Monaten ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) in einer Pflegeeinrichtung. Hier kümmert sie sich um Seniorinnen und Senioren, die tagsüber betreut werden müssen.

Seitliche Nahaufnahme eines Rollstuhls, in der eine Person sitzt, die etwas in der linken Hand hält.

„Für mich war nach dem Abi klar: Ich möchte Medizin studieren“, erzählt Ayla Christensen. Trotzdem wollte sie nach der Schule nicht „nahtlos von einem Unterricht in den nächsten wechseln“, weshalb sie sich dazu entschied, erst einmal praktische Erfahrungen im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes zu sammeln.

Große Sympathie von Anfang an

Porträtfoto von Ayla Christensen. Porträtfoto von Ayla Christensen.

Ihre Wahl fiel von Anfang an auf die Tagespflege: „Meine Oma war Besucherin der Pflegeeinrichtung, in der ich jetzt arbeite. Ich habe mich direkt beworben, weil ich das Konzept und die Atmosphäre hier damals schon super fand“, erklärt sie. Im Sommer 2020 schickte Ayla Christensen ihre Bewerbungsunterlagen gezielt an die Organisatorin des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB), zu dem die Pflegeeinrichtung in Lüneburg gehört. Nach einem Bewerbungsgespräch und zwei Probetagen waren beide Seiten zufrieden – und die Bahn frei für ein Jahr im Freiwilligendienst.

Die Verbundenheit der jungen Frau zur Pflegeeinrichtung des ASB hielt an. Besonders positiv bewertet Ayla Christensen die Tatsache, dass sie sehr eigenständig arbeiten darf: „Meine Kolleginnen behandeln mich als vollwertige Mitarbeiterin – natürlich in Rahmen dessen, was ich machen kann und darf. Es ist ein schönes Gefühl, in dieser Hinsicht wertgeschätzt zu werden“, berichtet sie. 

Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)?

Ein BFD oder FSJ dauert zwischen 6 und 18 Monaten. Im Unterschied zum FSJ kann der BFD auch absolviert werden, wenn man als Freiwillige/r über 27 Jahre alt ist. Während der BFD vom Bund finanziert wird, handelt es sich beim FSJ um ein Angebot der einzelnen Länder. Bei beiden Freiwilligendiensten erhältst du ein Taschengeld (aktuell ca. 400 Euro) und bist versichert.

Der Alltag in der Tagespflege

Ein typischer Tag in der Tagespflege beginnt für Ayla Christensen um 11 Uhr nach dem Frühstück: „Zu diesem Zeitpunkt lesen die meisten Besucher Zeitung. Vor der danach anstehenden Bewegungsrunde mache ich mit ihnen noch Toilettengänge.“ Im Anschluss hilft sie ihren Kolleginnen dabei, die Seniorinnen und Senioren zum Mittagsschlaf zu bringen sowie den Nachmittagskaffee vorzubereiten. „Danach unterstütze ich in der Regel beim Gedächtnistraining und sitze mit den anderen beisammen, bis die Besucher schließlich von den Fahrern oder ihren Angehörigen abgeholt und nach Hause gebracht werden.“

Während des einjährigen Freiwilligendiensts finden Seminartage im Umfang von fünf Wochen statt, in denen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ihre Erfahrungen im BFD austauschen können. „Dort arbeiten wir in der Gruppe an verschiedenen Themen. In der Vergangenheit waren das zum Beispiel Nachhaltigkeit oder psychische Gesundheit“, erklärt Ayla Christensen.

Arbeit, die ans Herz geht

„Da ich so eng mit den betreuten Menschen hier arbeite, ist es manchmal schwierig, Geschehnisse nicht so nah an mich heranzulassen“, erzählt Ayla Christensen. Seit Beginn ihres BFD sind bereits mehrere Besucherinnen und Besucher verstorben. „Das ist ungewohnt und kann hart sein. Oder auch, wenn ein Mensch sich aufgrund seiner fortschreitenden Demenz nicht mehr an mich erinnern kann.“

In solchen Fällen hat die gebürtige Lüneburgerin jedoch Ansprechpersonen, mit denen sie sich über belastende Themen austauschen kann. Am häufigsten spreche sie mit ihren Kolleginnen über ihre Erfahrungen, und auch die Seminarleiterinnen und -leiter stehen den Freiwilligen zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es eine BFD-Ansprechpartnerin im Haus.

Genauso gehe die freiwillige Arbeit im positiven Sinne ans Herz: „Vor allem die mental fitteren Besucher behandeln mich sehr herzlich. Eine Dame kam letztens zu mir und fragte mich: Wollen Sie nicht meine Enkelin sein?“, erzählt Ayla Christensen lachend. Der Umgang mit den Menschen sei für sie das Schönste am Freiwilligendienst – und auch der Grund, weshalb sie Medizin studieren möchte. „Die Bewerbung läuft noch“, berichtet sie. „Falls ich nicht sofort genommen werde, möchte ich zunächst eine Ausbildung zur Pflegefachfrau machen.“

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