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Friedens- und Konfliktforscherin: Man braucht Frustrationstoleranz

Das Interesse an internationaler Politik führte Anna-Katharina Ferl (28) zur Friedens- und Konfliktforschung. Nach einem Masterstudium in diesem Fach arbeitet sie als Doktorandin am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und widmet sich dem Thema Rüstungskontrolle.

Ein Foto von Kunstwerken, hier: Geldscheine, die in Form gebracht wurden und so Lebensmittel darstellen.

Drohnen können Spaß machen, etwa den Pilotinnen und Piloten bei den seit 2018 offiziellen Wettflug-Weltmeisterschaften. Oder sie liefern ungewöhnliche Ansichten, in Form von einfach herzustellenden Luftbildern. Sie können aber auch den Tod bringen: Eine Tatsache, die Anna-Katharina Ferl bereits in ihrer Masterarbeit im Fach Friedens- und Konfliktforschung behandelte und gleichfalls in ihrer Dissertation zum Thema machen wird. „Bei Waffensystemen wie Drohnen ist es ja bislang so, dass da irgendwo jemand sitzt und sie steuert“, erklärt sie, „jedoch geht die technische Entwicklung dahin, dass die menschliche Kontrolle dieser Apparate entfällt.“ Was das für die Rüstungskontrolle bedeutet, welche Mechanismen solche Entwicklungen eingrenzen können – diesen Fragen geht die 28-Jährige nach.

Sie hat sich schon immer für internationale Politik interessiert, studierte Politik und Wirtschaft in Münster. Auf die Friedens- und Konfliktforschung – ein Masterfach – kam sie während eines Erasmus-Auslandssemesters in diesem Fach in Schweden während ihres Bachelorstudiums. „Ich fand es super spannend und wollte das unbedingt vertiefen“, berichtet Anna-Katharina Ferl. 2015, nach ihrem ersten Abschluss, zog sie nach Südhessen, wo die Goethe-Universität Frankfurt und die TU Darmstadt gemeinsam einen entsprechenden Studiengang anbieten.

Publizieren macht Großteil ihrer Arbeit aus

Ein Foto von Anna-Katharina Ferl. Ein Foto von Anna-Katharina Ferl.

Anna-Katharina Ferl

Seit 2019 arbeitet sie in Frankfurt als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), einem von 96 außeruniversitären Forschungsinstituten der Leibniz-Gemeinschaft. Hier war sie bereits als studentische Hilfskraft tätig und fand schließlich eine Promotionsstelle im Bereich Rüstungskontrolle.

„Wissenschaft spielt sich am Schreibtisch ab“, sagt Anna-Katharina Ferl. Ihr Arbeitsalltag ist davon bestimmt, am Computer zu sitzen und zu lesen – zu recherchieren, wie man die eigene Forschung angehen will, sich mit Fragen zu beschäftigen, die einen erstaunen, und die politische Welt zu beobachten. „Davon abgesehen werde ich zu Konferenzen eingeladen und für Interviews angefragt“, berichtet sie.

Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist das Publizieren in unterschiedlichen Formaten, beispielsweise in hausinternen Publikationen, aber auch in wissenschaftlichen Journals. Ende 2019 schrieb sie über Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer der Terrororganisation Islamischer Staat, und über die Ähnlichkeiten seines Ablebens mit der Tötung des al-Qaida-Führers Osama bin Laden. Der Fall al-Baghdadi zeige, dass gezielte Tötungsoperationen in der internationalen Gemeinschaft eine gewisse Akzeptanz gefunden hätten.

Erkenntnisse in die Gesellschaft tragen

Nicht nur in der Friedens- und Konfliktforschung, aber insbesondere dort brauche man zudem eine hohe Frustrationstoleranz. „Dinge können sich recht schnell ändern, abhängig von politischen Entscheidungen“, sagt Anna-Katharina Ferl. „Damit steht und fällt die eigene Forschung, und man muss bereit sein, diese immer wieder an Neuerungen anzupassen.“

Anna-Katharina Ferl und ihre Kollegen an der HSFK tragen das, was sie wissenschaftlich erzeugen, in Politik, Medien und Gesellschaft, so dass die Erkenntnisse praktisch angewendet werden können. Als Beispiel für die praktische Anwendung nennt sie das Kunstprojekt „Making Crises Visible“ des Leibniz-Forschungsverbundes, bei dem die HSFK mit Studierenden der Goethe-Universität und der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main zusammenarbeitete. Entstanden sind Plakate, Objekte, Filme und Installationen. „Dabei wird das derzeit oft in Zusammenhang mit Klima und Wirtschaft gebrauchte Krisen-Narrativ sichtbar gemacht.“

Nach ihrer Doktorarbeit würde Anna-Katharina gern in der Forschung bleiben, weiß jedoch, dass es in ihrem Fachbereich nur wenige Stellen dieser Art gibt: „Man muss flexibel sein.“ Alternativ kann sie sich eine Beschäftigung bei einer Nichtregierungsorganisation oder im wissenschaftlichen Dienst des Bundestages vorstellen.