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Lektor/in - Hintergrund: „Beliebter Beruf und wenige Stellen“

Lektorinnen und Lektoren sind die Entscheiderinnen und Entscheider, die neue Autorinnen und Autoren für sich gewinnen müssen, wenn diese ihre Manuskripte an große Verlage verkaufen wollen – aber auch Garanten für qualitativ hochwertige Bücher. Als Bildungsdirektorin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels kennt sich Monika Kolb mit dem Berufsbild aus.

Ein Foto vorm Bücherregal

Das Interessante am Lektorenberuf sei, dass es ihn eigentlich gar nicht gibt, sagt Monika Kolb: „Jedenfalls wenn wir ganz klassisch von einem anerkannten Berufsbild sprechen.“ Denn eine Standardisierung, einen einheitlichen Lehrplan oder gar ein Studienfach sucht man vergebens. Monika Kolb ist Bildungsdirektorin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Geschäftsführerin des mediacampus frankfurt, des zentralen Aus- und Weiterbildungsunternehmens der Buchbranche. „Lektorat“ könne man nicht studieren, vielmehr werde man Lektor erst im Job – durch das „Lektor sein“ selbst. Nach wie vor gehöre das Lektorat zu den beliebtesten Arbeitsbereichen in Verlagen.

Studienfach hängt von Wunschverlag ab

Ein Foto von Monika Kolb Ein Foto von Monika Kolb

Monika Kolb

Und so kann sie auch keine konkrete Empfehlung für ein Studienfach aussprechen: „Das kommt darauf an, in welchem Bereich jemand als Lektor arbeiten will.“ Wer eine Anstellung in literarischen Verlagen anstrebt, habe mit geisteswissenschaftlichen Abschlüssen gute Chancen, beispielsweise in Germanistik, Geschichte oder Philologie. Fachverlage indes suchten eher Bewerber aus Studiengängen, die sie für den jeweiligen Fachbereich qualifizieren. Dass man im Studium lernt, sich mit viel Theorie auseinanderzusetzen, sei eine wichtige Basisqualifikation, ebenso wie ein sehr gutes Sprachgefühl. „Mir sind nur wenige Lektoren bekannt, die auch ohne Studium in ihren Beruf gelangt sind.“

Mit Leidenschaft und Studium allein ist der Einstieg aber nicht zu schaffen, weiß Monika Kolb: „Es handelt sich um einen beliebten Beruf und es gibt nur wenige Stellen, die entsprechend heiß begehrt sind.“ Hat man eine dieser Stellen bekommen, steht zu Beginn des Berufslebens das Volontariat, das in der Regel bis zu zwei Jahren dauert. „Im Volontariat lernt man seinen Arbeitsbereich und die Verlagsabläufe kennen. Viele Verlage ermöglichen darüber hinaus spezifische Schulungen.“

Der Arbeitsbereich von Lektoren ist vielfältiger geworden und geht weit über das Lektorieren von Manuskripten hinaus. Wichtigste Aufgabe ist nach wie vor die Prüfung von Manuskripten auf Potenzial und Markttauglichkeit. „Der Weg zum Bestseller ist jedoch ein weiter Weg, auf dem Lektoren die Schnittstelle zwischen den verschiedenen Verlagsabteilungen sind“, sagt Monika Kolb. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem, Kollegen von bestimmten Manuskripten zu überzeugen, bei der Buchproduktion betriebswirtschaftlich zu denken, Termine mit externen Dienstleistern zu koordinieren und Infomaterial für den Vertrieb und die Vertreter sowie deren Besuche in Buchhandlungen zu erstellen. Auch digitale Prozesse gewinnen ihrer Erfahrung nach im Arbeitsalltag an Relevanz.

Das Buch hat Zukunft

Auf jeden Fall habe der Lektorenberuf Zukunft: „Das Ende der Buchbranche wurde schon so oft beschrieben, aber die Ergebnisse der letzten Zeit zeigen eine andere Realität“, sagt sie. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz nach vorläufigen Zahlen des Börsenvereins für  2019 in den zentralen Vertriebswegen wie E-Commerce, Kaufhäuser und Bahnhofsbuchhandlungen um 1,4 Prozent, im Buchhandel vor Ort um 0,5 Prozent. So lange sich die Branche im Wachstum befinde, würden Lektoren gebraucht – nicht nur bei Verlagen, sondern auch in Literaturagenturen.

Viele Lektoren arbeiten als Freelancer für mehrere Verlage und organisieren sich im Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren. Wie viele der Autoren, die ihre Bücher im Selbstverlag veröffentlichen, auf die Dienstleistung solcher freien Lektoren zurückgreifen, erfasst leider keine Statistik. „Jedoch träumen viele Selbstverleger davon, irgendwann von einem großen Verlag entdeckt zu werden, nicht nur wegen der Sichtbarkeit in Buchhandlungen“, sagt Monika Kolb, sondern auch weil die Qualität eines Buches einfach um ein Vielfaches besser sei, wenn es professionell lektoriert ist. „Was macht ein Buch aus, wenn es beispielsweise 30 Euro kostet? Dass seine Inhalte geprüft sind und es sprachlich stimmt, unter anderem wegen eines Lektors.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild. (Suchwort: Lektor)
berufenet.arbeitsagentur.de

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu den Studienmöglichkeiten in Deutschland und alle Infos rund ums Studieren:
studienwahl.de

Börsenverein des Deutschen Buchhandels

Bundesverband und Interessensvertretung von Verlagen, Zwischenbuchhandel und Sortimentsbuchhandel
boersenverein.de

mediacampus frankfurt

Zentrales Aus- und Weiterbildungsunternehmen der Buchbranche
mediacampus-frankfurt.de

Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren

Interessenvertretung und Netzwerk der freiberuflich arbeitenden Lektoren in Deutschland
vfll.de