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Museologin: Geschichte mit Spaß vermitteln

Als Museologin ist es Kira Keßlers (28) Aufgabe, historisches Wissen für kleine und große Besucherinnen und Besucher des Museums anschaulich aufzubereiten und erlebbar zu machen. Ihr Weg in den Job führte über ein wissenschaftliches Volontariat.

Fernöstliche Skulpturen in einer Museumsvitrine

Welche Geschichte will ich erzählen? Diese Frage stellt sich Museologin Kira Keßler als Allererstes, wenn sie eine Ausstellung konzipiert. „Dazu gehört das Auswählen der Objekte, die man in der Ausstellung zeigen will, genauso wie die Überlegung, welche Farbe die Wände der Ausstellungsräume haben sollen“, berichtet die 28-Jährige. Während ihrer Zeit als wissenschaftliche Volontärin bei den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim hat sie unter anderem eine Sonderausstellung über mittelalterliche Goldobjekte kuratiert, die von der indonesischen Insel Java stammen. „Besonders viel Spaß hat es gemacht, die Ausstellungstexte zu schreiben.“ Dahinter steckt mehr, als man im ersten Moment denkt. „Man weiß, dass höchstens etwa 20 Prozent der Texte gelesen werden.“ Die Vorgabe, dass eine Zeile höchstens zwischen 55 und 60 Zeichen lang sein darf, macht die Arbeit nicht einfacher. Dies entspricht der Länge, die die meisten Menschen mit einer Blickbewegung von links nach rechts erfassen können. „Deshalb versuche ich, in jede Zeile eine wichtige Aussage zu packen.“ Kein Wunder, dass von der ersten bis zur letzten Fassung der Ausstellungstexte mehrere Monate vergehen.

Immer wieder neue Themen erschließen

Ein Porträtfoto von Kira Keßler Ein Porträtfoto von Kira Keßler

Kira Keßler

Kira Keßler hat sich in ihrem Geschichtsstudium auf das Spätmittelalter und die Frühe Neuzeit spezialisiert, sich dabei jedoch auf die europäische Geschichte konzentriert. Mit Indonesien hatte sie sich vorher nicht beschäftigt. „Es gehört zum Job als Museologin, dass man sich immer neue Themen erschließt.“ Ihr Arbeitsalltag besteht deshalb vor allem aus dem Recherchieren und Lesen von Literatur, Quellen und Datenbanken. So sucht sie beispielsweise in Katalogen vergangener Ausstellungen nach passenden Objekten für kommende Projekte, um sie bei den jeweiligen Museen und Institutionen anfragen zu können. „Man braucht ein gutes Textverständnis und muss wissen, wo man passende Informationen findet.“ Auch Fremdsprachenkenntnisse und eine Affinität zu Sprachen sind hilfreich. „Englisch ist die Wissenschaftssprache, auch Französisch ist wichtig. Latein brauche ich, wenn ich mit Originalquellen arbeiten will.“

Volontariat als Voraussetzung

Das zweijährige Volontariat hat Kira Keßler, die sowohl ihren Bachelor in Geschichte und Germanistik als auch ihren Master in Geschichte an der Uni Mannheim gemacht hat, direkt nach dem Studium begonnen. „Während des Studiums habe ich mehrere Praktika absolviert, unter anderem in Museen, aber auch in einem Forschungsinstitut“, berichtet sie. „Das würde ich auch jedem Geschichtsstudierenden empfehlen, um verschiedene Bereiche kennenzulernen.“ Ihre Dozierenden haben ihr außerdem immer wieder gesagt, wie wichtig Flexibilität ist, was den Arbeitsort angeht. Denn die wenigen Stellen für Historikerinnen und Historiker sind hart umkämpft. „Arbeitgeber schauen auf die Abschlussnote, auf Praktika, auf Studienschwerpunkte. Ich habe zum Beispiel schon im Studium gelernt, Ausstellungstexte zu schreiben und an einer echten Ausstellung mitgewirkt. Dadurch hatte ich auch bereits Kontakte zu Museen, die für die Jobsuche ebenfalls hilfreich waren.“ Auch einschlägige Nebenjobs, zum Beispiel als Museumsführer/in, können die Chancen auf eine Stelle erhöhen.

Der Berufseinstieg über ein Volontariat ist üblich, wenn man sich bei einem Museum bewerben will. Viele Museologinnen und Museologen verfügen außerdem über einen Doktortitel. Nachdem sie ihr zweijähriges Volontariat vor Kurzem abgeschlossen hat, arbeitet Kira Keßler nun an einem Forschungsprojekt zu „Landhäusern im Wandel“ der Uni Tübingen und kuratiert darin eine virtuelle Ausstellung. „Mir hat es immer gefallen, Geschichte mit Spaß zu vermitteln – egal, ob an Erwachsene oder an Kinder. Der Moment, wenn eine Ausstellung eröffnet wird und man das Ergebnis seiner Arbeit sieht, ist immer etwas ganz Besonders.“