Arzt im Praktischen Jahr:
„Das Studium hat mich gut vorbereitet“
Eigenständig handeln, aber mit Sicherheitsnetz – so beschreibt der Medizinstudent Simon Schieferdecker (25) von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die Arbeit, die er im Praktischen Jahr leistet. Für abi» berichtet er, wie er Stück für Stück an die Verantwortung als angehender Arzt herangeführt wird.
„Mir haben an der Medizin zwei Sachen gut gefallen: Zum einen die handwerkliche Arbeit, zum anderen der naturwissenschafte Aspekt“, erzählt Simon Schieferdecker, der sich im elften Semester seines Medizinstudiums befindet und sein Praktisches Jahr (PJ) an der Uniklinik Düsseldorf absolviert. Das PJ, das an den zweiten Teil der Ärztlichen Prüfung anschließt, unterteilt sich in drei sogenannte Tertiale mit einer Dauer von je vier Monaten: In der Chirurgie und der Inneren Medizin erhalten die angehenden Ärztinnen und Ärzte Einblicke in die chirurgischen und internistischen Basisdisziplinen wie Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie und Gefäßchirurgie bzw. Gastroenterologie (Magen-Darm-Trakt), Pneumologie (Lunge) und Kardiologie (Herz). Den Fachbereich für das dritte Tertial wählen sie selbst.
Simon Schieferdecker
Foto: privat
„Das PJ ist quasi die Einarbeitung in den Arztberuf. Man arbeitet wie ein zugelassener Arzt, allerdings unter Beaufsichtigung und ohne die entsprechende Verantwortung“, erklärt der 25-Jährige. „Während des Studiums habe ich mir Sorgen gemacht, wie das alles in der Praxis funktionieren wird. Ich hatte das Gefühl, ich weiß gar nichts. In diesem Beruf können schließlich bereits kleine Fehler große Nachwirkungen haben.“
Als es losging, konnte Simon Schieferdecker diese Bedenken hinter sich lassen. „Ich habe gemerkt, dass ich durchs Studium ziemlich gut vorbereitet war. Hier und dort wurde ich aufgefangen, wenn ich etwas nicht wusste. Im Großen und Ganzen hatte ich aber keine Probleme, mit meinem Wissen eigenständig zu arbeiten.“ Das haben die Ärzinnen und Ärzte in seiner Abteilung bemerkt und ihm Woche für Woche mehr Verantwortung übertragen. „Da der Oberarzt immer neben mir steht und vor jedem Schritt, den ich mir überlege, zustimmt oder mich korrigiert, habe ich ein Sicherheitsnetz.“
Ein typischer Arbeitstag beginnt für den 25-Jährigen um 7 Uhr morgens mit der Stationsvisite, bei der er mit einem großen Team von Oberärztinnen und -ärzten, Assistenzärztinnen und -ärzten, anderen PJ-lern und Studierenden durch die Zimmer der Patientinnen und Patienten geht. Dabei werden die einzelnen Fälle diskutiert, Medikamente angeordnet, Gespräche mit den Patientinnen und Patienten geführt und Untersuchungen gemacht. Im Anschluss findet die Morgenbesprechung mit der ganzen Abteilung statt. „Wir besprechen die Fälle und Operationen der Nachtschicht, schauen uns die aktuellen MRT- und CT-Bilder der Patienten an und diskutieren sie. Als PJ-ler bekommt man hier einen sehr guten Einblick, wie die erfahrenen Ärzte Entscheidungen treffen.“ Danach geht es für ihn meist in den OP, wo er bei Operationen assistiert und von den Ober- und Assistenzärztinnen und -ärzten chirurgische Techniken lernt. „Das ist zugegebenermaßen der spannendste Teil des PJ-Alltags. Und macht glücklicherweise in meiner Abteilung den größten Teil des Tages aus.“
Nachtdienste übernimmt Simon Schieferdecker besonders gerne. „Durch den zuständigen Assistenzarzt habe ich die ganze Nacht einen persönlichen Lehrer, von dem ich mir viel abschauen kann. Es ist zwar anstrengend, aber immer sehr ergiebig.“ Bei seiner Arbeitszeiteinteilung ist Simon Schieferdecker flexibel. „Man kann sich nach seiner Mindestanzahl von Stunden aus dem Staub machen, ich bleibe aber ehrlich gesagt oft länger. Ich lese dann gerne noch nach, was ich am Tag gelernt habe, oder lasse mir etwas von Kollegen erklären. Insgesamt ist das Klima in meinem Team super und ich kann relativ selbstbestimmt lernen.“ Nach seinem Studium plant er seine Facharztausbildung in der Neurochirurgie, einer Fachrichtung, die sich auf das Nervensystem spezialisiert hat. „Als Neurochirurg ist man immer am Zahn der Zeit und kriegt jede High-Tech-Innovation direkt mit, weil sich das Fach rasant weiterentwickelt. Das finde ich extrem spannend.“
Video: Studium der Medizin
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