FAQ: Regel- oder Modellstudiengänge:
Klassisch oder praxisnah?
Eine Frage, die sich vielen Abiturientinnen und Abiturienten bei der Bewerbung um einen Studienplatz in Medizin stellt, ist die nach der Studienform: Neben dem klassischen Regelstudiengang werden in Deutschland sogenannte Modellstudiengänge angeboten. Gemeinsam mit Dr. Frank Wissing, dem Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages (MFT), erklärt abi» die Unterschiede.
Dr. Frank Wissing
Foto: Regina Sablotny
Der Regelstudiengang ist der Klassiker des Medizinstudiums. Er unterteilt sich in den vorklinischen Teil (erstes bis viertes Semester) und den klinischen Teil (fünftes bis zehntes Semester), anschließend folgt das Praktische Jahr (PJ). Der vorklinische Teil wird mit dem ersten Staatsexamen, dem Physikum abgeschlossen. In Modellstudiengängen wird das Staatsexamen erstmalig nach dem klinischen Teil, also nach zehn Semestern abgelegt oder durch ein Äquivalent ersetzt. Dadurch sind die Hochschulen freier in der Gestaltung der Studienstruktur. Während Studierende in den Regelstudiengängen erst im klinischen Teil im Rahmen der Famulaturen, die sie in Arztpraxen oder Kliniken absolvieren, die Berufspraxis kennenlernen, sehen die Modellstudiengänge von Anfang an eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis vor. Es gibt verschiedene Themenblöcke, etwa zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die sowohl theoretische als auch praktische Lerneinheiten beinhalten. Von insgesamt 39 Hochschulen bieten derzeit zwölf einen Modellstudiengang an.
Der Aufbau der Modellstudiengänge unterscheidet sich von Hochschule zu Hochschule. Tipp: Auf die Hochschul-Websites schauen und vergleichen.
Der Aufbau des Medizinstudiums ist über die Ärztliche Approbationsordnung geregelt. Da die strikte Trennung zwischen vorklinischen, also vor allem theoretischen, und klinischen Inhalten nicht immer förderlich ist, wurde die Approbationsordnung mit einer entsprechenden Erprobungsklausel reformiert. Daraufhin haben mehrere Hochschule Modellstudiengänge eingeführt.
Ein Wechsel ist grundsätzlich möglich, aber aufwändig. Oftmals müssen eine Reihe von Scheinen nachgeholt oder eine zum Staatsexamen äquivalente Prüfung abgelegt werden. Einfacher ist ein Wechsel zwischen zwei Regelstudiengängen direkt nach der ersten Staatsexamensprüfung.
Ein Modellstudiengang bietet den Vorteil des früheren Praxisbezugs. Meist geht es aber eher darum, überhaupt einen Studienplatz zu bekommen. Trotzdem ist es sinnvoll, sich die verschiedenen Schwerpunkte und Angebote der Hochschulen anzusehen, da sich diese sowohl innerhalb der Modell- als auch der Regelstudiengänge voneinander unterscheiden.
Es gibt einen neuen Entwurf der Approbationsordnung, der ab 2025 gelten soll. Dieser sieht vor, dass alle Medizinstudierenden das erste Staatsexamen wieder wie früher nach dem vierten Semester ablegen. Tritt dies tatsächlich so in Kraft, wird die bestehende Flexibilität wieder eingeschränkt werden. Insgesamt geht der Trend dahin, dass der frühe Bezug zu klinischen Fächern bundesweit umgesetzt wird. Modellstudiengänge und Regelstudiengänge werden damit einheitlicher und vergleichbarer. Außerdem werden aktuelle Themen wie Digitalisierung Bestandteil des Studiums sein.
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