Physikerinnen und Physiker:
Analytisch denkende Lösungsfinder
In wissenschaftlichen Instituten, bei Unternehmensberatungen, in der Industrie: Physikerinnen und Physiker werden in den verschiedensten Bereichen gebraucht. Entsprechend vielfältig sind die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Physikerin Dr. Sandra Peglow (33) arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Umweltphysik am Institut für Physik der Universität Greifswald. „Wir beschäftigen uns unter anderem mit physikalischen und chemischen Prozessen in der mittleren Erdatmosphäre – im Höhenbereich von etwa zehn bis 100 Kilometer. Dazu zählen beispielsweise das Airglow-Phänomen (Nachthimmellicht) oder leuchtende Nachtwolken“, beschreibt sie das generelle Forschungsgebiet.
Sandra Peglow
Foto: privat
„Die momentan spannendste Fragestellung für mich ist, welche Auswirkungen Vulkanausbrüche auf die mittlere Atmosphäre haben“, erklärt die Physikerin. Mithilfe einer speziellen Analysesoftware wertet sie Daten von Satelliten aus, um aus diesen Informationen neue Erkenntnisse zu noch unbekannten Zusammenhängen zu gewinnen: „Mit meinem Projektleiter diskutiere ich regelmäßig meine Ergebnisse und präsentiere sie außerdem bei gemeinsamen Projekttreffen.“ Ihre Arbeitsgruppe besteht derzeit aus 13 Mitarbeitenden und Studierenden. „Typischerweise arbeiten wir in wissenschaftlichen Projekten mit anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammen, um wertvolle Expertise zu bündeln“, ergänzt Dr. Sandra Peglow.
Die Forschungstätigkeit in ihrer heutigen Arbeitsgruppe begann sie im April 2019, ein Jahr nach Abschluss ihrer Promotion. „Mich hat die Anschaulichkeit des fachlichen Themas und dessen Relevanz angesprochen“, begründet sie ihre Wahl, „Zudem hatte ich bereits zu Beginn meines Physikstudiums an der Universität Greifswald ein akademisch geprägtes Berufsbild vor Augen. Während des Studiums stand ich im engen Kontakt mit wissenschaftlichen Arbeitsgruppen, was mich in meiner Entscheidung für die Wissenschaft bestärkt hat.“ Nach ihrem Masterabschluss 2012 promovierte sie an der Universität Rostock, wobei sie den experimentellen Teil ihrer Dissertation am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald absolvierte.
„Mein Physikstudium hat mich sehr gut auf meine heutigen Aufgaben vorbereitet. Denn einerseits vermittelt es die gesamte Themenbreite des Fachs – von der Mechanik bis zur Kernphysik. Zum anderen lernte ich, mich immer wieder neu in unterschiedliche Forschungsthemen und -methoden sowie Technologien einzuarbeiten, was für meine heutige Arbeit wichtig ist.“ An ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit gefällt ihr vor allem der große Gestaltungsspielraum: „Ich kann eigene Lösungsansätze verfolgen und mir meine Zeit selbst einteilen – was jedoch ein gewisses Maß an Zeitmanagement-Fähigkeiten erfordert. Außerdem habe ich die Möglichkeit, mich mit anderen Arbeitsgruppen auszutauschen.“ Für die Zukunft wünscht sie sich: „Ich würde gerne meinen beruflichen Weg in der akademischen Forschung fortsetzen.“
Susanne Friebel
Foto: DPG
Im Mikrozensus 2020 gaben insgesamt 135.400 Erwerbstätige an, einen Hochschulabschluss in Physik zu haben. Von ihnen waren nach Ergebnissen des Mikrozensus nur etwa 35.000 originär als Physikerinnen und Physiker erwerbstätig. Die meisten sind hingegen häufig interdisziplinär in anderen Berufsfeldern tätig. „Ihre Analysefähigkeit und Lösungsfindungskompetenz ist in vielen Bereichen gefragt“, erklärt Dr. Susanne Friebel, Vorstandsmitglied für Industrie und Wirtschaft der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V. (DPG). Laut DPG trifft man überdurchschnittlich häufig auf Physikerinnen und Physiker in Branchen mit einer hohen Dichte an Akademikerinnen und Akademikern. Zu typischen Tätigkeitsbereichen gehören die technische Entwicklung und Produktion, Informations- und Kommunikationstechnik oder auch Unternehmensführung und -organisation sowie die Lehre. Physikerinnen und Physiker arbeiten überdies als Expertinnen und Experten außerhalb ihres Fachs – etwa in ingenieurwissenschaftlichen Berufen und im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich. Auch der öffentliche Dienst ist ein Einsatzfeld.
Im Jahr 2021 waren gemäß BA 1.600 Menschen arbeitslos gemeldet, die eine hochqualifizierte Tätigkeit in der Physik suchten. Das waren fünf Prozent weniger als im Jahr zuvor; damit bewegte sich die Arbeitslosigkeit auf einem so niedrigen Niveau, dass man von Vollbeschäftigung sprechen kann. Die Zahl der explizit für Physikerinnen und Physiker gemeldeten Stellen hat sich nach dem coronabedingten Einbruch 2020 erholt und lag mit knapp 1.000 Offerten 14 Prozent höher als 2020. „Die Chancen stehen gut für Physikerinnen und Physiker mit Flexibilität: Wagt man den Blick über den Tellerrand, bieten sich Berufseinsteigern in vielen Bereichen gute Perspektiven“, fasst Claudia Suttner, Arbeitsmarktexpertin bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) den Blick auf die Zahlen zusammen.
BERUFENET
Das Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit für Berufe mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Physiker/in).
berufenet.arbeitsagentur.de
Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit
Die Studiensuche hilft dir bei der optimalen Auswahl deines Studienorts oder Studienfachs. (Suchwort: Physik)
arbeitsagentur.de/studiensuche
studienwahl.de
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier kannst du dich über Studienmöglichkeiten in Deutschland informieren.
studienwahl.de
BERUFETV
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
berufe.tv
Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik e.V.
dgmp.de
GYPT – German Young Physics’ Tournament
Deutscher Vorausscheid des Wettbewerbs “International Young Physicists‘ Tournament (IYPT)“
gypt.org
Orpheus e.V. Organisationsgruppe Physik für europäische Schüler und Studenten
orpheus-verein.de
ZaPF e.V. Zusammenkunkft aller Physik-Fachschaften
zapfev.de
Video: Studium der Physik
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