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Physikerinnen und Physiker – Statements: Kreativ bei komplexen Fragen

Was erwarten Arbeitgeber von Physikerinnen und Physikern? Drei Personalverantwortliche erklären unter anderem, welche Fähigkeiten sie besonders schätzen.

Jemand liest eine Bauzeichnung. Foto: Frank Pieth

Prof. Dr. Ronny Brandenburg, Head of Research Department „Plasmachemical Processes” am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald:

Porträtfoto von Ronny Brandenburg Porträtfoto von Ronny Brandenburg

Ronny Brandenburg

Das INP ist mit seinen rund 200 Beschäftigten die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung zu Niedertemperaturplasmen in Europa. In meinem Forschungsschwerpunkt arbeiten drei Fachabteilungen mit insgesamt 15 bis 20 Beschäftigten an unterschiedlichen Forschungsprojekten. Die Mehrheit von ihnen sind Physikerinnen und Physiker. Sie suchen nach Lösungen für wissenschaftliche Fragestellungen und setzen dabei in ihren Experimenten physikalische Methoden ein wie Spektrometrie oder elektrische Messungen. Je nach Projekt überschneiden sich ihre Tätigkeiten auch mit denen anderer Berufe – zum Beispiel von Ingenieurinnen und Ingenieuren. An Physikerinnen und Physikern schätze ich ihre analytische Herangehensweise an neue Aufgaben: Sie durchdringen ein Thema, abstrahieren Probleme und können in Modellen denken. Aufgrund dieser Fähigkeiten sind sie quasi universell einsetzbar.

Bei Bewerbungen – beispielsweise für eine Promotionsstelle – achte ich zunächst auf fachliche Kriterien wie die bisherigen Noten und inhaltliche Schwerpunkte. Darüber hinaus ist mir eine erkennbar hohe Eigenmotivation wichtig – die echte Begeisterung, das Brennen für ein Thema. Dazu gehört auch die Bereitschaft zur Kreativität und zum Mit- und Selbstdenken. Schließlich zeigen außeruniversitäre Praktika oder Auslandsaufenthalte, ob jemand über den eigenen fachlichen Tellerrand hinausblicken möchte und wie mobil jemand ist.

Prof. Dr. Stefan Kück, Leiter der Abteilung „Optik“ bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig:

Porträtfoto von Stefan Kück Porträtfoto von Stefan Kück

Stefan Kück

Die PTB ist als nationales Metrologieinstitut Deutschlands erste Instanz bei allen Fragen rund um das richtige und zuverlässige Messen. Meine Abteilung „Optik“ mit rund 150 Beschäftigten ist unter anderem für die Darstellung der Zeit, für die Messung von Licht und Strahlung sowie für dimensionale Messungen zuständig. Etwa die Hälfte von ihnen sind Physikerinnen und Physiker, die zusammen mit Fachleuten aus den Ingenieurwissenschaften und aus technischen Berufen an der Lösung wissenschaftlicher und messtechnischer Fragestellungen arbeiten. Was sie besonders auszeichnet, ist ihre breite Einsatzfähigkeit. Das heißt, sie können sich schnell in neue Themen einarbeiten und gleichzeitig einer Sache intensiv auf den Grund gehen. Dazu kommt, dass sie aufgrund ihres Studiums nicht nur die theoretischen Grundlagen verstehen, sondern insbesondere auch das praktisch-experimentelle Arbeiten im Labor beherrschen.

Bei Bewerbenden aus der Physik ist mir zunächst die Qualität ihrer Unterlagen wichtig und inwieweit sie sich mit dem Thema und den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle auseinandergesetzt haben – ohne dass sie unbedingt ausgewiesene Fachleute sein müssen, obwohl dies natürlich von Vorteil ist. Im Rahmen des Bewerbungsvortrags und einer Laborführung achte ich zudem darauf, wie jemand bisher gearbeitet hat und welches fachliche Interesse sie oder er zeigt. Schließlich erwarte ich ein hohes Maß an Team- und Kommunikationsfähigkeit, da wir eng mit Projektpartnern auf europäischer Ebene zusammenarbeiten.

Rainer Schmidt-Rudloff, University Relations Director bei der Infineon Technologies AG in Neubiberg bei München:

Porträtfoto von Rainer Schmidt-Rudloff Porträtfoto von Rainer Schmidt-Rudloff

Rainer Schmidt-Rudloff

Die Infineon Technologies AG entwickelt und produziert Halbleiter- und Systemlösungen, die etwa in der Photovoltaik, Elektromobilität oder auch beim Digitalen Bezahlen zum Einsatz kommen. Etwa 1.800 der rund 13.000 Mitarbeitenden in Deutschland haben einen Abschluss in Physik – das ist etwa ein Viertel der Beschäftigten mit einem akademischen Abschluss. Sie sind vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung (F&E) sowie in der Chip-Produktion tätig. Wir suchen Physikerinnen und Physiker zum einen für die Technologie- und Produktentwicklung und zum anderen – als Prozessingenieurinnen und -ingenieure – für die Fertigung mit ihren anspruchsvollen technischen und häufig physikalischen Verfahren. Besonders schätzen wir ihre Vielseitigkeit aufgrund ihrer Fähigkeit, komplexe Fragestellungen systematisch zu analysieren und strukturiert zu lösen – auch mithilfe von Kompetenzen im Bereich Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz. Deshalb arbeiten sie beispielsweise auch im Qualitätsmanagement oder in der Software-Entwicklung.

Außer auf fachliche Qualifikationen achten wir bei Bewerbenden aus der Physik vor allem auf ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Kreativität. Wichtig sind uns zudem Aspekte wie Kommunikationsfähigkeit und interkulturelle Offenheit sowie gute Englischkenntnisse. Denn gerade im F&E-Bereich arbeiten häufig interdisziplinäre und internationale Teams gemeinsam an einem Projekt. Eine Spezialisierung auf Halbleiterphysik ist für uns übrigens kein „Muss“.