Physiker:
Pferdestärken und Physik
Was hat ein Physiker mit Autos zu tun? Abgesehen davon, dass er vielleicht hin und wieder eines fährt? Nun ja … jede Menge! Ein gutes Beispiel ist Jasper Zachow. Er studierte Physik und arbeitet nun beim Autobauer Volkswagen in Wolfsburg.
Experten wie Jasper Zachow sind gefragt in der Autobranche. Insbesondere in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Für seine Masterarbeit über „Optische Brennraumtechnik“ verschlug es den Physiker in die „Technische Entwicklung“ bei Volkswagen. Dort entwickelte er eine spezielle Lasermessmethode für Motoren – und fing direkt nach dem Studienabschluss 2012 bei Volkswagen in der Abteilung für Optische Messtechnik an.
„Dort konnte ich direkt an meine Masterarbeit anknüpfen und das Messverfahren weiterentwickeln“, berichtet er. Die Idee: Mithilfe der Messtechnik die bestehenden Motoren verbessern. „Gemeinsam mit anderen Abteilungen und Fachleuten haben wir bei jedem Projekt erst festgelegt, was genau wir verändern wollen, dann habe ich im Labor und am Prüfstand an den Fahrzeugen verschiedene Messungen durchgeführt.“ Später stand die Analyse an – dafür saß der Physiker am Rechner und wertete jede Menge Daten aus. Mit einem der Projekte wollten die Fachleute beispielsweise die Leistung von Erdgasmotoren verbessern.
Jasper Zachow
Foto: privat
„Für diese Arbeit ist technisches Verständnis gefragt. Außerdem muss man die Grundlagen der Programmiertechnik kennen, um die generierten Messdaten richtig analysieren zu können“, erklärt er. Dabei sitzen die Physiker nicht nur im Labor. „Man muss auch Spaß an praktischer Arbeit und Lust darauf haben, sich mal die Hände schmutzig zu machen“, sagt Jasper Zachow. Schließlich kann es vorkommen, dass ein Fahrzeug mit einem Schraubenschlüssel selbst umgebaut werden muss.
Nach seinem Abitur und Zivildienst in Hannover ging Jasper Zachow zunächst nach Göttingen und begann ein Bachelorstudium der Physik an der Georg-August-Universität. Ab dem dritten Semester legte er seinen Schwerpunkt auf die Festkörper- und Materialphysik und beschäftigte sich dabei mit verschiedenen Werkstoffen und Materialien. „Das Studium war gut für die Theorie und Grundlagenforschung, aber ich wollte mich anschließend anwendungsorientiert weiterentwickeln“, erinnert er sich. Deswegen hängte er an der Leibniz Universität in Hannover noch den Master „Optische Technologien“ dran, der Physik, Maschinenbau und Elektrotechnik verbindet.
In dieser Zeit knüpfte Jasper Zachow erste Kontakte zu Volkswagen in Wolfsburg. Zuerst absolvierte er dort ein mehrmonatiges Praktikum und schrieb eine Studienarbeit bei Volkswagen, dann kehrte er für seine Masterarbeit zurück.
„Wichtig bei meiner Arbeit ist, dass man in einem Team mit Menschen aus unterschiedlichsten Fachgebieten arbeiten kann und dabei offen für andere technische Fragestellungen ist“, findet er. Als Physiker kannte er sich zum Beispiel nicht richtig mit Motoren aus, ließ sich von den Kollegen den Aufbau dann aber im Detail zeigen, um zu verstehen, was genau verändert werden soll. „Die Arbeit bei VW ist interdisziplinär und das macht mir viel Spaß.“
Nach gut fünf Jahren wollte Jasper Zachow näher an den Fahrzeugen arbeiten und wechselte die Abteilung. Zunächst beschäftigte er sich mit mobilen Onlinediensten: den technischen Komponenten, die Autofahrern helfen, einen Stau oder den nächstgelegenen Parkplatz anzuzeigen. Immerhin ist Digitalisierung ein zentrales Thema bei Volkswagen.
Seit Mitte 2018 ist Jasper Zachow nun „Assistent der Leitung der Produktoptimierung“. Dort laufen alle Projekte im Unternehmen zusammen, die mit der Optimierung der Fahrzeuge zu tun haben. Soll etwa eine neue Stoßstange für ein Automobil entwickelt werden, kann das Auswirkungen auf die Karosserie und das Design des Wagens haben. Dafür müssen unterschiedliche Abteilungen und Fachleute zusammengebracht und die Arbeit koordiniert werden. „Ich helfe dem Leitungsteam dabei, die Absprachen und Termine bei diesen Abläufen zu organisieren und zu planen.“
Sein Wissen über Fahrzeuge würde Jasper Zachow in der Zukunft gern noch erweitern, beispielsweise bei einem Job außerhalb der Entwicklung: im Vertrieb. Konkrete Pläne für die nächste berufliche Station im Unternehmen hat er allerdings noch nicht. „Bei VW habe ich ja viele Möglichkeiten, rund ums Automobil zu arbeiten – möglicherweise mal an einem der vielen Standorte im Ausland.“
Video: Studium der Physik
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