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Gymnasiallehrer: „Ich stehe jeden Tag im Mittelpunkt“

Frank Fischer (32) ist Lehrer für Englisch, Geographie und Philosophie/Ethik an einem Gymnasium in Bayern. Schon als Schüler wusste er, dass er einmal Lehrer werden möchte. Für abi» berichtet er von seinem Arbeitsalltag und erzählt, welche Herausforderungen der Beruf mit sich bringt – im richtigen Leben.

Eine Schulaufgabe wird Korrektur gelesen.

Wenn ich an die Oberstufe zurückdenke, kann ich sagen, dass mir vor allem in dieser Zeit die Schule ganz besonders gefallen hat. Mich haben schon immer viele Fächer interessiert und ich fand es sehr spannend, etwas Neues dazuzulernen. Als Schüler dachte ich, ich hätte eine genaue Vorstellung vom Lehrerberuf, da man quasi 13 Jahre lang täglich mit Lehrenden zu tun hatte. Aber Schülerinnen und Schüler nehmen nur das wahr, was in der Schule abläuft. Der Großteil der eigentlichen Arbeit ist für sie unsichtbar. Dazu zählt zum Beispiel den Unterricht vor- und nachzubereiten, Funktionen wie die des Stundenplanerstellers nachzukommen oder sich um die Schülerzeitung zu kümmern.

Fiktion und Wirklichkeit

Porträtfoto Frank Fischer Porträtfoto Frank Fischer

Frank Fischer

Die mediale Darstellung des Lehrerberufs macht es nicht einfacher. In Serien wie „Der Lehrer“ sieht man selten etwas von bürokratischen Tätigkeiten. Zudem haben Lehrerinnen und Lehrer oft eine intensive Beziehung zu ihren Schülerinnen und Schüler. Sie helfen ihnen bei jeglichen Schwierigkeiten wie beispielsweise Jugendkriminalität, Streitigkeiten in der Clique oder Liebesgeschichten. Natürlich ist eine gesunde Beziehung wichtig. Zum Beispiel hat man in Grund-, Mittel- und Förderschulen das Klassenlehrerprinzip, das heißt, dass Lehrerinnen und Lehrer einen Großteil der Stunden in der Klasse selbst unterrichten. An Gymnasien dagegen haben wir das Fachlehrerprinzip, das heißt für jedes Fach gibt es einen anderen Lehrenden. Dementsprechend unterscheidet sich die Intensität der Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern.

Wir alle kennen aus unserer Schulzeit verschiedene Typen von Lehrkräften und haben von ihnen ein genaues Bild im Kopf. Diese Charaktere werden für Serien oder Filme herausgepickt und meiner Meinung nach oft stark überzeichnet. Zum Beispiel die Lehrer in der „Fack ju Göhte“-Filmreihe, da spielt die ganze Bandbreite an Lehrertypen mit. Was dabei herauskommt ist zwar ein sehr lustiger Film, aber die Darstellung ist eben meistens nicht realistisch, denn kein Lehrer würde seine Schüler mit Farbbeuteln bewerfen oder sie sogar wie einen Hund chippen lassen, um sie zu kontrollieren. Würde man dagegen in einem Film permanent zeigen, wie viel ein Lehrer am Schreibtisch sitzt, würden die Zuschauer schlimmstenfalls einschlafen.

Das echte Leben als Lehrer/in

Mein Job ist bereichernd, ich bekomme jeden Tag sehr viel von meinen Schülerinnen und Schülern zurück. In der Oberstufe zum Beispiel kann man sich als Lehrer fachlich extrem austoben und mit bestimmten Themen richtig in die Tiefe gehen. Das Schöne dabei ist, mit den jungen Erwachsenen auf Augenhöhe zu diskutieren – das macht mir unglaublich viel Spaß.

Aber natürlich gibt es Herausforderungen. Da wäre zum Beispiel der Punkt Arbeitszeit. Mit intensiver Vor- und Nachbereitung sowie Korrekturen kann es gut sein, dass ich auf 50 Stunden Arbeit pro Woche komme.

Mischung aus Pädagogik und Professionalität

Was auch nicht unterschätzt werden darf ist, dass ich als Lehrer jeden Tag im Mittelpunkt stehe. Das ist meistens sehr schön und macht Spaß, aber wenn man einen schlechten Tag hat und nicht so gut drauf ist, muss man eben genauso gut funktionieren.

Ich würde mich immer wieder für den Beruf des Lehrers entscheiden, denn ganz besonders gut gefällt mir die Mischung aus pädagogischer Arbeit und fachlichem Anspruch. Das Ziel am Ende einer Schulstunde ist für mich, dass meine Schülerinnen und Schüler das Thema verstanden haben, sie es mit aus dem Klassenzimmer nehmen und im Idealfall etwas für ihr Leben gelernt haben.