Gerontologin:
„Ich möchte Lebendigkeit hineinbringen“
Die Gerontologin Anna Tonzer (31) entwickelt die Lebensbegleitung alter und sterbender Menschen weiter. In Freiburg engagiert sie sich dafür, ebenso die Lebensumstände alter Menschen mit Behinderungen zu verbessern.
Woran erkennt man den nahenden Tod eines Menschen? Und wie verläuft Trauer? Zu diesen Themen hält Anna Tonzer regelmäßig Gesprächskreise ab. Bei der ambulanten Hospizgruppe Freiburg e.V. schult sie Ehrenamtliche, die in verschiedenen Einrichtungen sterbende Menschen begleiten.
Beeinflusst wird ihre Arbeit durch ein Projekt, an dem die Gerontologin im Auftrag des Caritasverbands in Freiburg arbeitet. „Ich entwickle Handlungsmaxime sowie Angebote, um Menschen mit Behinderungen am Lebensende möglichst gut zu begleiten“, sagt die 31-Jährige. Ein Gedanke, den sie auch bei ihren Gesprächskreisen miteinbringt. „Ich möchte dazu anregen, Menschen mit Behinderungen beim Sterben nicht allein zu lassen. Denn auch diese Menschen werden aufgrund des medizinischen Fortschritts immer älter.“
Anna Tonzer
Foto: Judit Maier
Auf das Fachgebiet der Gerontologie ist Anna Tonzer in ihrem Bachelorstudium der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Freiburg gekommen. „Im sechsten Semester hatte ich soziale Gerontologie als Schwerpunkt zur Auswahl. Das hat mich neugierig gemacht, denn es hatte mich schon immer interessiert, was alte Menschen zu erzählen haben.“ Im Masterstudiengang entschied sie sich anschließend für Gerontologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Das Studium betrachtet neben sozialen auch psychologische, medizinische und soziologische Faktoren.
„Den ganzheitlichen Blick auf den Menschen fand ich sehr gewinnbringend“, erinnert sich die junge Frau. Bereits während des Studiums hat sich die Hospiz- und Palliativarbeit, also die Begleitung unheilbar kranker und sterbender Menschen sowie die Betreuung trauender Angehöriger als Arbeitsfeld für sie herausgestellt. „Mein Ziel ist es, dass alte Menschen bis zuletzt nicht alleine zurückgelassen werden und ihrem Leben Bedeutung verliehen wird. Dafür braucht es Wissen, Strukturen und Netzwerke. Gleichzeitig ist die Gerontologie ein Feld, in dem man noch viel mitgestalten kann.“
Anna Tonzer genießt die Freiheit, ihren Arbeitsalltag selbst strukturieren zu können. „Einen typischen Arbeitsalltag habe ich nicht. Gestern habe ich zum Beispiel eine Fortbildung organisiert und mich um geeignete Räume gekümmert sowie ein passendes Konzept ausgearbeitet. Danach bin ich in eine Werkstätte gefahren und habe einen Gesprächskreis angeboten.“
Während ihrer Arbeit erlebt die Gerontologin, dass es nicht immer traurig sein muss, sich mit dem Älterwerden und Sterben zu befassen: „Es ist wichtig, diese Themen als Lebensthemen zu begreifen und sie nicht zu verschweigen. Im Gegenteil: Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit zeigt, wie wertvoll das Leben ist und wie bedeutsam es ist, die eigenen Wünsche zu verwirklichen“, sagt sie.
Die Gerontologin möchte ihre Ideen im Hospiz- und Palliativbereich weitertragen, Netzwerke aufbauen und hofft, dass das auf drei Jahre angelegte Projekt beim Caritasverband verlängert wird. Für ihre Zukunft kann sie sich sowohl die praktische Arbeit in den Wohngruppen als auch leitende Aufgaben in Fach- oder Interessenverbänden vorstellen. „Am liebsten wäre mir eine Kombination aus beidem.“
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