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Beamtin – Steuerverwaltung (geh. Dienst): Was Steuer­erklärungen vom Leben erzählen

Paula Böhm arbeitet in der bayerischen Steuerverwaltung als Beamtin in der dritten Qualifikationsebene – so wird in Bayern der gehobene Dienst bezeichnet. Für abi» berichtet die 24-jährige Diplom-Finanzwirtin, was ihr an ihrer Tätigkeit im Finanzamt Uffenheim gefällt.

Eine junge Frau im Büro scannt ein Dokument ein.

Landwirte, die ihre Äcker bewirtschaften und große Maschinen finanzieren. Gewerbetreibende wie Restaurantbesitzerinnen und -besitzer, die Miete für ihre Gastwirtschaft zahlen und Lebensmittel einkaufen. Freiberuflerinnen und Freiberufler wie Ärztinnen und Ärzte oder Ingenieurinnen und Ingenieure, die Arbeitsmaterial erwerben – sie alle erstellen Steuererklärungen. Und wenn sie im Landkreis Uffenheim leben, kann es sein, dass diese auf dem Schreibtisch von Paula Böhm landen.

Spannendes Rechtsgebiet

Seit Oktober 2021 bearbeitet die 24-Jährige in der Allgemeinen Veranlagungsstelle im Finanzamt Uffenheim Steuererklärungen von Menschen, die selbstständig oder gewerblich tätig sind oder einen land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaften. Das Faszinierende an ihrer Arbeit: Die Erklärungen spiegeln verschiedenste Lebensentwürfe wider. „Fast jeder Lebenssachverhalt wird im Steuerrecht gewürdigt.“ Zudem sei es ein „unglaublich spannendes Rechtsgebiet“.

Ein weiterer Aspekt, den sie an ihrer Arbeit als Beamtin in der dritten Qualifikationsebene schätzt, sind die klaren Arbeitsstrukturen. „Ich bin ein sehr ordentlicher und organisierter Mensch.“ Die Abläufe in einer Behörde seien daher für sie genau richtig. Und das Arbeitszeitmodell Gleitzeit erlaube es ihr, ihre Bürozeiten eigenverantwortlich und flexibel zu managen.

Umfassendes Steuerrecht

Erklärungen anschauen, Rücksprache mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern oder deren Steuerberaterinnen und Steuerberatern halten, Unterlagen anfordern, Bescheide erstellen, Einsprüche prüfen – all das gehört zu Paula Böhms täglichen Arbeiten. Dabei müsse man genau differenzieren, Sachverhalte akribisch erfassen und sorgfältig sein, betont sie. Und immer wieder recherchieren: „Das Steuerrecht ist so umfassend – man wird nie alles wissen können.“ Ihre Gesetz- und Handbücher sind mit Haftnotizzetteln, Verweisen und Kommentaren versehen – sie begleiten sie bereits seit Beginn ihres dualen Studiums.

Die Ausbildung in der Steuerverwaltung ist in Deutschland bundeseinheitlich geregelt, die konkrete Umsetzung obliegt jedoch dem einzelnen Bundesland. In Bayern erfolgt das duale Studium zur Diplom-Finanzwirtin oder zum Diplom-Finanzwirt, dessen Abschluss mit einem Bachelor vergleichbar ist, an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, Fachbereich Finanzwesen, in Herrsching beziehungsweise Kaufbeuren. Von Anfang an gibt es eine Ausbildungsvergütung. Bevor Paula Böhm mit ihrem Studium begann, nahm sie an einem Auswahlverfahren teil. Im sogenannten „Beamtentest“, dem Auswahlverfahren des Bayerischen Landespersonalausschusses (LPA), spielen bestimmte Schulnoten eine Rolle sowie das Ergebnis einer schriftlichen Auswahlprüfung. „Der Test ist auf jeden Fall machbar“, weiß Paula Böhm. Sie hat ihn erfolgreich absolviert und begann nach einem Vorstellungsgespräch mit dem Studium.

Den Nachwuchs schulen

Knapp 21 Monate verbringen die Anwärterinnen und Anwärter an der Hochschule, 15 Monate werden sie in einem heimatnahen Finanzamt praktisch ausgebildet. Auch in Paula Böhms Büro lernen regelmäßig Studierende. „Alle im Finanzamt sind zuständig für die Nachwuchsausbildung.“ In Ausbildungsarbeitsgemeinschaften wird gezeigt, wie das an der Hochschule Erlernte praktisch umgesetzt wird. Vor allem junge Menschen wie sie übernehmen die Schulungen: „Wir erinnern uns noch gut, was uns schwerfiel oder welcher Tipp geholfen hat.“ Sie selbst nimmt ebenfalls an Fortbildungen teil, etwa solchen zu neuen steuerlichen Regelungen für die Land- und Forstwirtschaft.

Stetig werden alle Beschäftigten über Rechtsänderungen informiert, denn: „Das Steuerrecht ändert sich permanent.“ Kommt man neu an eine Stelle oder wechselt man in einen neuen Tätigkeitsbereich, helfen Einführungsseminare, sich schnell einzuarbeiten. Paula Böhm findet es spannend, durch solche Wechsel auch mal andere Themengebiete zu sehen: „So lerne ich dazu und kann mich stetig weiterentwickeln.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit für Berufe mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwörter u.a. Finanzwirt/in, Steuerverwaltung)

www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit
www.studienwahl.de

STUDIENSUCHE der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Ausbildung & Karriere beim Bayerischen Landesamt für Steuern

Informationen über die verschiedenen Aufgabengebiete im Bereich der bayerischen Steuerverwaltung. Diese umfassen neben der eigentlichen Verwaltungstätigkeit im Innen- und Außendienst auch weitere Felder, wie die Informations- und Kommunikationstechnik.
www.lfst.bayern.de/ausbildung-karriere

Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern

Die Hochschule bildet die staatlichen und kommunalen Nachwuchsbeamtinnen und -beamten für den Einstieg in der dritten Qualifikationsebene aus.
www.fhvr.bayern.de

Bayerisches Landesamt für Steuern (BayLfSt)

Das BayLfSt ist eine Landesbehörde des Freistaats Bayern. Es ist die einzige Mittelbehörde im Aufbau der Steuerverwaltung und damit das Verbindungsglied zwischen dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat und den Finanzämtern.
www.lfst.bayern.de

Deutsche Steuergewerkschaft (DSTG)

Die DSTG ist die gewerkschaftliche Interessenvertretung des Personals der Steuerverwaltung (Beamtinnen und Beamte und Arbeitnehmerinnen und -nehmer). Sie versteht ihren Auftrag umfassend und wirkt auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen in der Steuerverwaltung hin.
www.dstg.de