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Betriebswirt – Handwerksmanagement: Mit trialem Studium an den Stellschrauben drehen

Stefan Engelhardt ist ein Pionier und Allrounder. Der 31-jährige Kölner erwarb im trialen Studiengang der Handwerkskammer zu Köln und der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) drei Abschlüsse: Gesellenbrief, Meisterbrief und Bachelor im Handwerksmanagement. Heute führt er den elterlichen Familienbetrieb weiter.

Auf einer ausgedruckten Statistik liegt ein schwarzer Taschenrechner dessen Display die Zahl 1337 zeigt.

„Studieren oder nicht studieren, das ist hier die Frage ...“ Vor rund dreizehn Jahren ließ diese Frage auch Stefan Engelhardt keine Ruhe. Eine Antwort fand er im „Handelsblatt“, das er – damals noch Schüler –  in der elterlichen Firma Engelhardt Sanitär-Heizung in die Hände bekam. „Darin entdeckte ich einen Artikel über den damals neu gegründeten Studiengang und wusste sofort: Das ist etwas für mich! Denn dieses Modell gab mir die Möglichkeit, durchgehend praktisch zu arbeiten und das Gelernte im Betrieb zu vertiefen“, erzählt der 31-Jährige.

  • Stefan Engelhardt vor einem Lieferwagen der Firma Engelhardt Sanitär-Heizung

    Ich nutze immer wieder die Gelegenheit, meine Praxisfertigkeiten auf die Probe zu stellen und beim Kunden vor Ort zu arbeiten.

    Stefan Engelhardt

Eine anstrengende, aber lehrreiche Zeit

Stefan Engelhardt durchlief zunächst eine duale Ausbildung zum Anlagenmechaniker, wobei der Studiengang mit jedem Handwerksberuf kombiniert werden kann. Da der triale Student Abitur hatte und in der Ausbildung gute Leistungen erbrachte, konnte er diese von dreieinhalb auf zwei Jahre verkürzen. Parallel liefen an den Wochenenden aufeinanderfolgend die Kurse „Fachkaufmann/-frau für kaufmännische Betriebsführung“ und „Betriebswirt/in nach der Handwerksordnung“, die die Handwerkskammer organisierte.

Dann folgte das betriebswirtschaftliche Studium an der FHM am Standort Köln. Außerdem standen die Praxisteile des Meisterkurses an, mit dem Stefan Engelhardt den Meistertitel in der Fachrichtung Anlagenmechanik für Sanitär- und Heizungstechnik erwarb. 2015 schloss er sein triales Studium mit der Bachelorarbeit ab. „Natürlich ist es anspruchsvoll, in fast fünf Jahren so viel lernen zu müssen. Aber wenn ich alles hätte einzeln absolvieren wollen, wäre ich insgesamt auf acht bis zehn Jahre gekommen“, sagt er. Die Gebühren für das Studium von rund 20.000 Euro bei der privaten Hochschule finanzierte Stefan Engelhardt durch BAföG und dank seines Gehalts, das er bereits währenddessen bezog. (Anm. d. Red.: Private Hochschulen verlangen in der Regel hohe Studiengebühren. An staatlichen Hochschulen fallen für vergleichbare Studiengänge deutlich niedrigere Kosten an.) 

Durch die intensiven Lernphasen halfen ihm zwei Dinge: einerseits der Zusammenhalt mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen, andererseits der ganz normale Berufsalltag in der Firma seiner Eltern. „Praktische Arbeit erdet“, findet Stefan Engelhardt. So motiviert, hängte er gleich noch den Abschluss als Elektromeister dran.

Langfristige Investition in die elterliche Firma

Stefan Engelhardt hat das triale Studium auch gewählt, weil er wusste: Damit kann er sein umfangreiches Wissen gewinnbringend ins Familienunternehmen einbringen. Der Betrieb führt Kundendienst- und Bauarbeiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern aus. Daneben betreut er Wohnanlagen, Krankenhäuser und sogar Schiffe.

Wichtige Entscheidungen trifft der 31-Jährige gemeinsam mit seinem Vater. Sie arbeiten zusammen oder parallel an Kosten- und Leistungsrechnung, Controlling, Marketing, Kalkulation, Planung und der Projektleitung. „Außerdem nutze ich immer wieder die Gelegenheit, meine Praxisfertigkeiten auf die Probe zu stellen und beim Kunden vor Ort zu arbeiten“, berichtet Stefan Engelhardt.

Betriebswirtschaftlicher Blick auf den Betrieb

Er profitiert von den verschiedenen beruflichen Perspektiven, die ihm das triale Studium eröffnet hat – als Handwerker, Meister und als Betriebswirt. Damit lassen sich gezielt die unterschiedlichen Stellschrauben anziehen, mit denen man die Richtung des Unternehmens lenken kann. „Zum Beispiel nutze ich regelmäßig meine betriebswirtschaftliche Auswertung, um die Flexibilität des Betriebs anhand von Kennzahlen zu beurteilen. Daran kann ich erkennen, ob ich kurzfristig mehr auf Einkauf, Mahnwesen oder Mitarbeiterführung achten muss“, erklärt Stefan Engelhardt.

Zeigen die Kennzahlen im Einkauf zum Beispiel Preissteigerungen bei Materialien an, weiß Stefan Engelhardt: Er sollte versuchen, mit dem Großhandel die Preise neu zu verhandeln. Haben mehrere wichtige Auftraggeber Rechnungen noch nicht bezahlt, ist ebenfalls ein geschulter Handwerksmanager gefragt. Dann hakt er entweder selbst nach oder beauftragt, wenn das zu viel Zeit und Mühe kostet, ein Inkasso-Unternehmen, dessen Kosten er natürlich ebenfalls einkalkulieren muss.

Angebote in Planung und Projektmanagement

Stefan Engelhardt ist zufrieden mit seiner Entscheidung, seine Expertise dauerhaft dem Familienbetrieb zugutekommen zu lassen. Über einen Mangel an Alternativen kann er sich allerdings nicht beklagen: „Tatsächlich haben mir unterschiedliche Betriebe Anstellungen angeboten. Vom Gebäudemanagement bis zur Planung und Projektleitung war alles dabei.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Betriebswirt/in – Handwerksmanagement)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
www.studienwahl.de

Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)

Vertretung der rund eine Million Handwerksbetriebe in Deutschland
www.zdh.de

Handwerkskammer zu Köln

Die Handwerkskammer berät zum trialen Studium im Handwerk.
www.hwk-koeln.de

Triales Studium „Handwerksmanagement“ an der Fachhochschule des Mittelstands

www.fh-mittelstand.de/handwerksmanagement