Richter:
Ein Beruf mit gesellschaftlicher Verantwortung
Philip Socher (28) arbeitet als Richter. abi» gewährt er Einblicke in seine Arbeit am Amtsgericht Dresden und berichtet über die Herausforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt.
Philip Socher arbeitet am Amtsgericht Dresden als Strafrichter – noch in der Probezeit, in der er verschiedene Stationen durchläuft. Hauptverhandlungen sind nur ein kleiner Bestandteil seiner Arbeit. „Sitzungstage habe ich tatsächlich nur zwei in der Woche. Die restliche Zeit verbringe ich außerhalb des Gerichtssaales, zum Beispiel mit der Durchsicht und Zustellung von Anklageschriften, Terminabsprachen mit Anwälten und Staatsanwaltschaft, Ladungen von Zeugen und Nachbereitung der Verhandlungen.“
Sich in den jeweiligen Sachverhalt akribisch einzuarbeiten, ist wichtig, schließlich müssen Richter eine rechtliche Entscheidung treffen, die für die Angeklagten weitreichende Konsequenzen haben kann – also eine Aufgabe mit gesellschaftlicher Verantwortung. „Da das strafprozessuale Verfahren sehr viele Förmlichkeiten kennt, ist zudem eine gute Vorbereitung erforderlich. Nur so kann ich das Verfahren fehlerfrei zu einem Abschluss bringen."
Philip Socher
Foto: Johanna Kulbach
Der organisatorische Aufwand wird leicht unterschätzt, meint der junge Richter. Ebenso die Tatsache, selbst entscheiden zu müssen, wie viel Zeit man wann und für welche Aufgabe investiert. „Die Freiheit, die der Berufsgruppe der Richter zukommt, erfordert zugleich ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Selbstdisziplin“, erklärt Philip Socher. Darüber hinaus sind während der Verhandlung Entscheidungsfreudigkeit, Kommunikationsstärke, Verantwortungsbewusstsein und Empathie gefragt.
„Wer am Amtsgericht arbeiten möchte, muss sich darauf einstellen, von Beginn an Verhandlungen allein zu leiten. Wenn also ein Prozessbeteiligter erst in der Hauptverhandlung spontan einen Antrag stellt, dann muss ich zeitnah alleine mit einer durchdachten Entscheidung reagieren."
Seine Entscheidung, genau diesen juristischen Beruf zu ergreifen, bereut er bis heute nicht. „Als ich mit den verschiedenen Einsatzbereichen von Juristen während des zweijährigen Referendariats in Berührung kam, stand das schnell fest, ganz einfach, weil ich unabhängig von wirtschaftlichen Interessen arbeiten möchte. Als Richter kann ich frei juristisch entscheiden, ohne auf Vorgaben von Dritten Rücksicht nehmen zu müssen“,erklärt Philip Socher und berichtet von seiner mehrjährigen Probezeit, in der er hinsichtlich Persönlichkeit und Eignung für den Beruf geprüft wird.
Erst nach dem Bestehen kann er auf Lebenszeit zum Staatsanwalt oder Richter ernannt werden. Dann hat Philip Socher Planungssicherheit, insbesondere was den Ort seiner Richter-Tätigkeit anbelangt. Heißt: Er kann – anders als jetzt in der Probezeit – nicht mehr gegen seinen Willen an ein anderes Gericht versetzt werden.
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