Allgemeine Innere Verwaltung:
„Meine Erwartungen wurden übertroffen“
Mit einem Studium an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl bereitet sich Mark Voißel (29) auf seinen Berufsalltag in einem Ministerium vor. Das letzte Praxissemester absolvierte er im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn.
Für Politik interessiert sich Mark Voißel schon seit seiner Jugend. Er absolvierte bereits sein Schülerpraktikum bei der Verwaltung seines Heimatlandkreises Ahrweiler im nördlichen Rheinland-Pfalz. Nach dem Abitur machte er dann zunächst eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. „Das reichte mir aber nicht“, sagt der 29-Jährige. Also bewarb er sich für einen der bis zu 200 jährlichen Studienplätze an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl – gemeinsam mit knapp 8000 anderen Bewerbern. Und schaffte es erstmal nicht.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den besten Ergebnissen des schriftlichen Einstellungstests wurden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Mark Voißel gehörte nicht dazu. Sein Glück war jedoch, dass andere, die eigentlich die Studiererlaubnis erhalten hatten, abgesprungen sind. So erhielt er als Nachrücker doch noch einen Platz.
Aktuell befindet er sich im sechsten und letzten Semester und hat kürzlich das zweite Praxissemester beendet – im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) in Bonn. „Dort erhält man Hintergrundwissen zum politischen Geschehen, so dass man Sachverhalte ganz anders wahrnimmt als der Normalbürger“ sagt Mark Voißel. Das Vorurteil, dass die Arbeit in einem Ministerium trocken und langweilig ist, kann er nicht bestätigen. „Es gibt dort viele spannende Tätigkeiten, besonders während eines Studiums, wenn man in alle möglichen Bereiche reinschnuppern kann.“
In besonderer Erinnerung geblieben ist ihm das jährlich stattfindende Global Forum for Food and Agriculture (GFFA), eine internationale Konferenz zu agrar- und ernährungspolitischen Fragen. „Die ganze Veranstaltung wird vom BMEL organisiert.“ Als freiwillige Delegationsbetreuerinnen und -betreuer gesucht wurden, meldete er sich. „Meine Aufgabe war es, die Delegation der Mongolei zu betreuen. Das waren sehr freundliche und zuvorkommende Menschen.“
Abgesehen von Ereignissen wie diesem erledigte Mark Voißel im Ministerium vor allem Büroarbeit. Er organisierte beispielsweise Sitzungen, reservierte dafür nötige Säle, bestellte die Getränke und fertigte nach jeder Sitzung ein Protokoll an, um die Sachverhalte für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer festzuhalten. Und er war für die Bearbeitung von Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz zuständig, das den Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen regelt – sprach also mit Journalistinnen und Journalisten sowie Bürgerinnen und Bürgern und gewährte ihnen Einsicht in Akten. Mit Bundesministerin Julia Klöckner hatte er während der insgesamt sechs Monate nur ein einziges Mal zu tun, nämlich während der GFFA, als sich seine Begleiterinnen und Begleiter für ein gemeinsames Foto mit ihr aufstellten.
An der Hochschule beschäftigt er sich etwa mit juristischen Fächern und lernt unter anderem, wie man als Sachbearbeiter in einem Ministerium Widersprüche bearbeitet oder Sachverhalte auf Klagebefugnis prüft. Auch betriebswirtschaftliche Themen stehen auf dem Lehrplan, etwa Projektmanagement, Kosten- und Leistungsrechnung sowie Personalwirtschaft. „Bei den Lehrveranstaltungen handelt es sich mal um Vorlesungen, mal um Gruppenarbeiten, aber auch um Simulationen von Sachverhalten.“
Mit dem Bachelorabschluss, den er Ende September in der Tasche haben wird, kann er in allen Bundesbehörden arbeiten, einschließlich der Ministerien, aber auch auf europäischer Ebene. „Ich habe mich für den Arbeitsbereich der Ministerien entschieden und auch schon diverse Auswahlverfahren hinter mir“, berichtet Mark Voißel: Nach dem Abschluss tritt er eine Stelle als Sachbearbeiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie an – zunächst im Beamtenverhältnis auf Probe.
„Ich wusste schon durch vorangegangene Praktika, worauf ich mich im Ministerium einlasse“, sagt er. „Aber meine Erwartungen wurden noch übertroffen: Ich wusste nicht, wie nah man am politischen Geschehen ist und wie stark man mitarbeiten kann.“
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