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Einsatzleiter bei der Feuerwehr: Bereit für den Notfall

Leo Dittrich (33) ist Einsatzleiter bei der Berliner Feuerwehr im Bezirk Neukölln, wo die Retter mehr als 20.000 Mal im Jahr ausrücken müssen. Trotz Schichtarbeit, körperlicher und psychischer Belastung ist es sein Traumberuf.

Feuerwehrschutzanzüge

Ein Neunjähriger klettert beim Versteckspielen in einen Tresor, sein kleiner Bruder macht die Tür zu und niemand kennt den Code. „Das war ein außergewöhnlicher Einsatz, noch zu meiner Zeit in Berlin Lichterfelde“, erzählt Leo Dittrich. „Zum Glück ist alles gut ausgegangen.“ Mittlerweile hat der 33-Jährige die Feuerwehrwache gewechselt und arbeitet in der Berliner Innenstadt, in Neukölln.

Als Leiter einer Wachabteilung ist er dort für den reibungslosen Ablauf verantwortlich. Jeden Tag um 7 Uhr beziehungsweise um 19 Uhr erfolgt die Dienstübernahme, gearbeitet wird 44 Stunden pro Woche im 12-Stunden-Schichtdienst, wobei nach einer Schicht eine 24-stündige Pause folgt. Bei der Übernahme klärt Leo Dittrich, wer welche Position besetzt, wer im Rettungsdienst fährt und wer die feuerwehrtechnischen Einsätze übernimmt. Weitere Aufgaben werden verteilt, vom Technikcheck bis zu den Übungen.

Menschen retten, Brände bekämpfen

Ein Porträt-Foto von Leo Dittrich Ein Porträt-Foto von Leo Dittrich

Leo Dittrich

Während in der Wachleitung viele Prozesse planbar sind, wissen die Feuerwehrleute bei einem Einsatz oft nicht, was sie erwartet: „Rund 85 Prozent der Einsätze sind im Rettungsdienst, wo es um die Versorgung und auch Rettung von verletzten Menschen geht. Für diese Einsätze stehen unsere Rettungswagenbesatzungen bereit“, erläutert Leo Dittrich.

Wer dort im Einsatz ist, hat neben der feuerwehrtechnischen Ausbildung auch eine Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter/in, Rettungsassistentin/-assistenten oder Notfallsanitäter/in absolviert. Als Wachabteilungsleiter ist Leo Dittrich zwar vom Rettungsdienst ausgenommen, fährt aber als Staffelführer bei allen Einsätzen der Brandbekämpfung und technischen Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, Wasser- oder Sturmschäden mit raus.

Lebensretter müssen fit sein

Brände machen zwar nur drei Prozent aus, dafür verlangen diese Einsätze eine besonders hohe körperliche Fitness. Allein um sich vor Ort einen Überblick über die Lage zu verschaffen, muss Leo Dittrich nicht selten in voller Montur – und das kann schnell mal 20 Kilo Gewicht bedeuten – Treppenhäuser rauf und runter laufen. Wer gerade nicht im Einsatz ist, kann auf der Wache im Fitnessraum trainieren. „Angebote gibt es reichlich – sich fitzuhalten ist ausdrücklich erwünscht und Teil unseres Jobs“, betont der Einsatzleiter.

Für seine Position ist Leo Dittrich relativ jung. Er muss Situationen beurteilen und ältere Kolleginnen und Kollegen anweisen, die mehr Lebens- und Berufserfahrung haben als er. Personalführung ist für den 33-Jährigen daher ein großes Thema, dazu gehört für ihn auch zuhören. „Wir sehen viel, auch Menschen, die nicht mehr zu retten sind. Darüber muss man reden.“

Ob man für diesen Beruf geeignet ist, hängt vor allem von der Persönlichkeit ab: „Der Beruf zieht Menschen an, die sich der Gefahren und auch der Verantwortung bewusst sind“, meint er. „Helden sind fehl am Platz, denn Risiken müssen mit kühlem Kopf eingeschätzt werden.“

„Das Zwischenmenschliche hat mich gereizt“

Leo Dittrich ist nicht mit der Freiwilligen Feuerwehr großgeworden. Sein feuerwehrtechnisches Fachwissen hat er in einem zweieinhalbjährigen Vorbereitungsdienst vermittelt bekommen – eine umfassende Allrounderausbildung für die spätere Tätigkeit als Einsatzleiter, als Führungskraft im Wachbetrieb oder als Sachbearbeiter in den Fachabteilungen der Feuerwehr. „Für den Einstieg in den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst braucht man in der Regel einen Bachelorabschluss.“

Mittlerweile bieten einige Berufsfeuerwehren ein duales Studium an, damals war das noch nicht möglich. Also studierte er drei Semester Verfahrenstechnik, bevor er schließlich zu Energie- und Prozesstechnik wechselte. Nach seinem Abschluss arbeitete er in der Automobilbranche, bis seine ursprüngliche Idee ihn einholte: „Mich hat einfach dieser Mix aus körperlichem Einsatz, Technik, Handwerk, aber eben auch das Zwischenmenschliche gereizt“, erinnert sich Leo Dittrich.

Als passionierter Eishockeyspieler war auch der Sporteignungstest kein Problem für ihn. Für ihn ist es nach wie vor ein Traumberuf: „Es ist einfach ein gutes Gefühl, Menschen helfen zu können, im Team zu arbeiten, rauszufahren und vor Ort immer andere Situationen zu erleben.“