zum Inhalt

Beherzte Retterinnen und Retter: Rettung als Beruf

Sie sind zur Stelle, wenn Stürme Dörfer verwüstet haben, Häuser brennen, ein Unfall oder ein Verbrechen passiert ist: Menschen, die in Rettungsberufen arbeiten. In der Gesellschaft genießen sie ein besonders hohes Ansehen. Wer als Retter*in arbeiten möchte, hat viele Möglichkeiten – und braucht psychische Stabilität und körperliche Fitness.

Auf diesem Bild ist ein Mann von hinten zu sehen, der in einem Krankenwagen steht. Er trägt eine neonorangene Jacke mit der Aufschrift "Notfallsanitäter".

Mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn steuert Daniel Mankus den Rettungswagen auf die Autobahn 17 nahe Dresden, wo sich ein Auto überschlagen hat. Der erfahrene Notfallsanitäter und seine Kollegen – ein Rettungssanitäter und ein Auszubildender zum Notfallsanitäter – treffen zuerst am Unfallort ein. „In solchen Fällen ist es unsere Aufgabe, dass wir uns zunächst einen Überblick verschaffen und der Leitstelle übermitteln ob noch weitere Einsatzkräfte gebraucht werden und wie viele Personen schwer bzw. leicht verletzt sind“, erklärt der 31-Jährige, der für die Malteser im Einsatz ist. Die Retter stellen fest: An dem Unfall ist ein weiteres Auto beteiligt und insgesamt sind vier Personen verletzt, darunter ein Kind. Weitere Einsatzkräfte müssen her, auch das geben sie der Leitstelle durch.

Die Rettungswagen-Besatzungen stabilisieren nun die Verletzten und halten ihre Vitalfunktionen aufrecht. „Wir überwachen die Herzaktivität mit dem EKG, messen den Blutdruck und die Sauerstoffsättigung des Blutes“, erklärt Daniel Mankus. Damit sich ihr Zustand nicht verschlechtert, gilt es, die Verletzten schnellstmöglich zu untersuchen und zum Beispiel bei Beckenverletzungen einen Beckengurt oder bei starken Blutungen ein sogenanntes Tourniquet anzulegen, was starke Blutungen stoppt.

Vielfältige Einsatzszenarien

Ein Foto von Katja Schmerse Ein Foto von Katja Schmerse

Katja Schmerse

Jeder Einsatz ist anders. So wird das Team auch zu Schlaganfällen oder Herzinfarkten gerufen. „Freude an der Arbeit am Menschen, Teamfähigkeit und Belastbarkeit in Stresssituationen sind unabdingbar in diesem Beruf“, sagt Daniel Mankus. Nach einer Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker schloss er eine weitere zum Rettungsassistenten an, sammelte Berufserfahrung und absolvierte schließlich den Ergänzungskurs zum Notfallsanitäter: „Als höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst bietet das viele Perspektiven.“

Wahlweise eine Ausbildung oder ein Hochschulstudium führen in die Rettungsberufe, erklärt Katja Schmerse, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Berlin-Pankow. Allen voran natürlich das Medizinstudium, mit dem man Notarzt oder Unfallchirurg/in werden kann. „Bei Unfällen oder Katastrophen sind aber oft Psychologen sowie Notfallseelsorger am Einsatz beteiligt.“

Mitarbeiter*innen des Technischen Hilfswerks wiederum helfen bei Naturkatastrophen oder anderen Extremfällen. Wachleiter/innen im Rettungsdienst sorgen für reibungslose Einsätze, bei komplexen Gefahrenlagen kommt es auf das Organisationstalent von Katastrophenmanager/innen an. Diese arbeiten unter anderem beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, bei der Deutschen Bahn oder bei Energieversorgern, wo sie etwa bei Zugunglücken oder Gasunfällen unterstützen. „Diese Experten schätzen zum Beispiel das Risiko für Helfer ein, wie und wo sofort geholfen werden kann – und wo nicht“, sagt Katja Schmerse. „Viele solcher technischen Berufe setzen ein ingenieurwissenschaftliches Studium voraus.“

Bei Berufsfeuerwehren wird unterschieden: Für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst benötigt man in vielen Bundesländern eine abgeschlossene Berufsausbildung. Für den gehobenen feuerwehrtechnischen braucht man einen Bachelor und für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst ein Diplom oder einen Master-Abschluss in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengang.

Die eigenen Ressourcen stärken

Welche Eigenschaften befähigen jemanden dazu, einen Beruf auszuüben, bei dem Extremsituationen und Notfalleinsätze an der Tagesordnung sind? Prof. Ulrich Wiesmann vom Institut für Medizinische Psychologie der Universität Greifswald weiß: „Zunächst kommt es auf eine gute fachliche Qualifikation an, verbunden mit der Bereitschaft zur ständigen Aus- und Weiterbildung.“ Denn wer in einem Notfall genau wisse, was zu tun ist, könne auch besser damit umgehen. Entscheidend sei außerdem körperliche Fitness, die wiederum die Basis für psychische Stabilität bilde. „Getreu dem Motto ‚Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper‘.“

Die Forschung habe weiterhin gezeigt, dass ein soziales Netzwerk hilfreich ist, um extreme Belastungen zu verarbeiten, so der Traumapsychotherapeut. „Zur Selbstfürsorge gehört außerdem, regelmäßig die eigenen Ressourcen aufzufüllen bei Aktivitäten, die einem gut tun – sei es beim Spielen eines Musikinstruments, beim Fahrradfahren oder bei der Pflege des eigenen Gartens.“

Auch sensible Menschen seien für Rettungsberufe geeignet: „Man kann in die Aufgaben hineinwachsen, und es ist grundsätzlich nicht negativ, ein empfindsames Gemüt zu haben“, betont der Experte. „Es kommt dann darauf an, zu lernen, mit den Emotionen umzugehen und eine besondere Umsicht zu entwickeln, die in diesen Berufen unabdingbar ist.“ Bei der Verarbeitung belastender Einsatzerlebnisse gebe es zudem Angebote, durch die Helfer*innen sich helfen lassen können. „Wenn man für die eigene physische und psychische Stärke und ein gutes Netzwerk sorgt, kann man in diesen Berufen, die viel Erfüllung bedeuten, alt werden."

Weitere Informationen

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
www.arbeitsagentur.de/berufetv

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

Deutscher Berufsverband Rettungsdienst

Berufsverband für Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notfallsanitäter
dbrd.de

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie

Mt dem „Jungen Forum O und U“ für ärztlichen Nachwuchs in Orthopädie und Unfallchirurgie
dgou.de/gremien/junges-forum-o-und-u

Video: Rettungssanitäter/in

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

Weitere Filme findest du auf der abi» Videoübersicht.