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Dr. Martin Lücke ist Professor für Musikmanagement an der Hochschule Macromedia am Campus Berlin. Außerdem ist er Herausgeber des „Lexikons der musikalischen Berufe“
Dr. Martin Lücke ist Professor für Musikmanagement an der Hochschule Macromedia am Campus Berlin. Außerdem ist er Herausgeber des „Lexikons der musikalischen Berufe“, das im Laaber-Verlag angekündigt ist. Im abi» Interview verrät der Musikwissenschaftler, welche Rolle Musik in unserem Leben spielt und zu wem ein Beruf mit Musik passen könnte.
abi» Herr Lücke, warum und wie wirkt Musik auf Menschen?
Martin Lücke: Musik regt uns dazu an, uns zu bewegen: Wenn wir Musik hören, wippen oder tanzen wir mit. Musik unterhält uns, wir kommen auf andere Gedanken und lenken uns von unserem Alltag ab. Sehr wichtig ist außerdem, dass Musik Emotionen weckt, positive und negative. Hören wir im Radio ein Lied, das uns gefällt, fühlen wir uns gut und beschwingt. Andere Lieder wiederum machen uns traurig. Zum Beispiel weil sie uns an etwas erinnern oder einfach, weil die Texte und Melodien uns auf eine Weise berühren, die uns nachdenklich werden lässt.
abi» Welche Rolle spielt Musik in unserem Leben?
Martin Lücke: Meist eine sehr große. Wir hören Musik morgens im Bad, im Auto, beim Kochen oder beim Sport. Außerdem ist sie wichtiger Ausdruck unserer Persönlichkeit, sie hat etwas Identität stiftendes. Häufig mögen Freunde oder Lebenspartner eine ähnliche Musik wie man selbst, das erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl. Darüber hinaus verbinden wir oft bestimmte Situationen oder Emotionen mit Musik oder einzelnen Songs: das Lied, bei dem man das erste Mal gemeinsam getanzt hat, oder das Lied, das die Großmutter immer so gerne gehört hat.
abi» Was passiert eigentlich im menschlichen Körper beim Musikhören?
Martin Lücke: Sehr unterschiedliche Dinge! Musik erzeugt Schallwellen, die wie Druckwellen auf den Körper wirken. Wir spüren die Musik dann förmlich – das regt zum Tanzen an. Außerdem verändert Musik den Herzschlag, den Blutdruck, die Atemfrequenz und die Muskelspannung. Je nach Musikart werden außerdem unterschiedliche Hormone ausgeschüttet. Bei schneller und pumpender Musik ist es Adrenalin, das unseren Kreislauf anregt und uns aufmerksamer macht. Bei ruhigeren Klängen wird Noradrenalin angeregt, was beispielweise die Ausschüttung von Stresshormonen verringert.
abi» Ist Musikalität angeboren oder kann man das lernen?
Martin Lücke: Ich meine, dass jeder zu einem bestimmten Grad musikalisch ist. Sicherlich gibt es so etwas wie Wunderkinder, die schon sehr früh sehr musikalisch sind. Dennoch kann man Musik auch lernen und so einen Sinn für Musik entwickeln.
abi» Kann man Musikalität messen?
Martin Lücke: Nein. Man kann aber messen, ob jemand ein absolutes Gehör hat. Also ob er oder sie einen einzelnen Ton richtig hören und benennen kann. Das hat man oder nicht.
abi» Entscheidet sich schon früh im Leben, ob man ein Ausnahmetalent ist?
Martin Lücke: Im Bereich der klassischen Musik gilt: Wer schon früh anfängt ein Instrument zu spielen, hat später eher Chancen, auf eine Profi-Musikerkarriere. Im Orchester etwa muss man sein Instrument perfekt beherrschen. Im Bereich der Pop-Musik gelten andere Regeln – gut singen zu können ist das eine, aber man muss sich auch gut vermarkten können, einen gewissen Wiedererkennungs- und Unterhaltungswert haben. Manche entdecken erst im Jugendalter oder noch später, dass sie Lieder schreiben können oder eine tolle Gesangsstimme haben.
abi» Für wen eignet sich Musik als Berufsziel?
Martin Lücke: Das kommt auf den Beruf an. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass für viele Interessierte etwas dabei ist. Wer handwerkliches Geschick hat, könnte Instrumentenbauer werden. Wer Kindern gerne den Spaß am Musizieren vermittelt, könnte als Musiklehrer richtig sein. Wichtig ist dabei immer, sich ein Berufsfeld genau anzuschauen. Kenne ich wirklich alle Facetten? Für eine Karriere in der Musikindustrie beispielsweise muss einem klar sein, dass man dann arbeitet, wenn andere frei haben – Sänger genauso wie Tontechniker und andere Fachleute hinter der Bühne. Im Bereich Verlage und Label verändert sich seit Jahren viel, vor allem wegen der Streamingdienste. Hier muss man bereit sein, sich immer wieder auf neue Herausforderungen einzulassen und mit technischen Entwicklungen mitzugehen.
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Stand: 15.03.2024
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