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Augenoptiker: Übungssache und Gefühlssache

Mit 16 Jahren brauchte Philipp Knöferl (22) eine Brille. Sein erster Besuch beim Optiker brachte ihm nicht nur eine Sehhilfe, sondern auch die Erkenntnis, dass dieses Handwerk für ihn „super interessant“ ist.

Jemand hält eine Messbrille mit Wechsellinsen unterschiedlicher Dioptrie-Werte in der Hand.

Der Weg zu Philipp Knöferls Ausbildungsberuf ist nicht ganz alltäglich, denn er überraschte ihn quasi in der Nachbarschaft. Als der damals 16-jährige Schüler beim Optiker um die Ecke nach einer Brille suchte, fand er nicht nur das für ihn perfekte Modell, sondern erhielt zusätzlich ein verlockendes Angebot: einen Praktikumsplatz. Ein Zufall, der dem Schüler in die Karten spielte, schließlich musste er sich zur selben Zeit um ein verpflichtendes einwöchiges Schulpraktikum bemühen.

Vom Praktikum zum Nebenjob zur Ausbildung

Ein Porträtfoto von Philipp Knöferl. Ein Porträtfoto von Philipp Knöferl.

Philipp Knöferl

In der Praktikumswoche überzeugte der Schüler und sicherte sich einen Nebenjob in dem Geschäft, den er bis zum Abitur sowie während seines anschließenden Tourismus-Management-Studiums fortführte. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde Philipp Knöferl ein Berufseinstieg im Tourismussektor zu riskant. Dennoch war der Wechsel in die dreijährige Ausbildung zum Augenoptiker für den Münchner keine Verlegenheitslösung: „Eigentlich wollte ich diese Ausbildung sowieso machen. Nur hatte ich geplant, zuerst das Studium zu beenden.“

Seit Anfang September ist er jeden Tag im Geschäft, berät Kundinnen und Kunden und sucht die passenden Fassungen aus. Ebenso gehören Werkstattarbeiten zu den Aufgaben des Auszubildenden. Anfangs konnte er mit dieser Tätigkeit wenig anfangen, das hat sich mittlerweile geändert: „Es ist eben noch echte Handarbeit, wenn das Glas an die Fassung angepasst werden muss und so eine neue Brille entsteht. Das ist Übungssache – aber auch Gefühlssache: Man braucht eine gewisse Feinmotorik, um das Glas perfekt in Form zu schleifen.“ Dafür nutzen Optikerinnen und Optiker einen Rohling, der zunächst durch einen Schleifautomaten in die ungefähre Form gebracht wird. Anschließend erfolgt die handwerkliche Feinarbeit mit einem Schleifstein. Eine fragile Angelegenheit. „Es passiert aber nur selten, dass das Glas dabei zerstört wird“, versichert Philipp Knöferl. „Nur wenn man zu viel wegnimmt, wird das Glas irgendwann zu klein.“ Andere Vorgänge sind komplizierter: „Eine Brille reparieren kann zu einer echten Herausforderung werden“, berichtet der 22-Jährige. „Wenn man eine komplizierte Reparatur das erste Mal machen muss, macht es am meisten Spaß.“

Gespür für Kundschaft und Trends

Zumindest zu Beginn seiner Ausbildung war es die Arbeit im Geschäft, die Philipp Knöferl in den Job gelockt hatte. „Eigentlich ging es mir um das Verkaufen“, gibt der 22-Jährige zu. Eine Fähigkeit, die gelernt sein will, weiß der angehende Augenoptiker. „In erster Linie muss man sich in den Kunden hineinversetzen und sich überlegen, was könnte ihr oder ihm gefallen, und vor allem nachfragen. Anfangs habe ich immer nur das gezeigt, was ich gut fand.“

Aufgrund seines Abiturs und seiner vorherigen Erfahrung als Aushilfskraft konnte Philipp Knöferl direkt in das zweite Ausbildungsjahr der Berufsschule einsteigen. Den Stoff des ersten Jahres muss er dennoch nachholen. Für ihn kein Grund zur Sorge: „Alles, was man an Theorie wissen muss, kann man gut lernen – schwieriger ist der handwerkliche Teil.“ Bei den Prüfungen werden Aufgaben gestellt, die so im „normalen“ Arbeitsalltag gar nicht mehr anfallen, etwa Mineralglas von Hand in eine Fassung schleifen. „Das ist schon heftig, das kann ich noch nicht“, gibt der 22-Jährige zu. Aber er ist zuversichtlich, dass er es mit etwas Übung schaffen wird. Und danach? Das lässt er nun erst einmal auf sich zukommen – weiß er ja nun, dass Pläne schnell mal durcheinandergeraten können.

Video: Augenoptiker/in

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

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