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Bootsbauer: Handwerk von Bug bis Heck

Mit unterschiedlichen Materialien wie Glasfaser, Teakholz oder Metall weiß Raban Heimann (25) geschickt umzugehen. Er hat seine Ausbildung zum Bootsbauer der Fachrichtung Neu-, Aus- und Umbau erfolgreich abgeschlossen.

Mal bemerkt es die Besitzerin oder der Besitzer selbst, mal zeigt es sich aber auch erst, wenn ein Boot ins Winterlager der Werft kommt: Spannungsrisse in der Außenhaut, die sich durch Materialermüdung und Bootsbewegungen bilden können. „Das ist eine ganz typische Sache bei Booten aus Kunststoffen wie Glasfaser oder Karbon“, weiß Raban Heimann.

Deswegen achtet er stets sorgfältig auf solche Schäden und repariert sie. „Genauso können natürlich Unfallschäden vorkommen, wenn zum Beispiel ein Skipper versehentlich eine Boje überfahren hat oder von einer anderen Yacht gerammt wurde.“ Der 25-Jährige arbeitet bei der Bootswerft Winkler in Bremen und hat dort noch viele weitere Aufgaben. „Oft handelt es sich um Reparaturen, doch es kommen auch Aus- oder Umbauten vor oder der eine oder andere komplette Neubau. Heute habe ich zum Beispiel bei einem Kunststoffboot ein Gerippe aus Glasfaser repariert, welches die Außenschale des Bootes trägt.“

  • Porträtfoto von Raban Heimann.

    Oft handelt es sich um Reparaturen, doch es kommen auch Aus- oder Umbauten vor oder der eine oder andere komplette Neubau. Heute habe ich zum Beispiel bei einem Kunststoffboot ein Gerippe aus Glasfaser repariert, welches die Außenschale des Bootes trägt.

    Raban Heimann

Einen neuen Kiel gebaut

Weil Boote völlig verschieden aussehen können, hat Raban Heimann mit ganz unterschiedlichen Materialien zu tun. „Gerade haben wir ein Teakholzdeck repariert und auf Wunsch des Eigners eine Schicht aus Glasfaser darunter gemacht, weil dieser Kunststoff wesentlich haltbarer ist und es daher auch seltener zu Lecks kommt“, erklärt Raban Heimann. Weil auch der Kiel bei diesem Boot kaputt war, hat er diesen abgenommen, die Maße genommen und einen neuen Kiel aus Holz gebaut. „Es sind auch immer wieder Metallschiffe dabei, die zum Beispiel aus Aluminium oder Stahl bestehen. Dann erledigen zwar Schlosser den Hauptteil der Arbeit, aber einiges davon auch wir.“

Auf den Umgang mit den verschiedenen Materialien wurde Raban Heimann während seiner dreieinhalbjährigen Ausbildung vorbereitet. „Das war ein wesentlicher Schwerpunkt, wir haben uns in jedem Ausbildungsjahr mit einem anderen Material beschäftigt: Holz, Kunststoff und Metall.“ Seinen Abschluss hat der Geselle nun schon seit fast einem Jahr in der Tasche. Er machte ihn so gut, dass er die beste Abschlussnote in Bremen erzielte und im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks: PLW („Profis leisten was“) zum Bundessieger gekürt wurde.

Die Aufgaben während der Ausbildung und seiner heutigen beruflichen Tätigkeit sind gar nicht so unterschiedlich. „Man arbeitet von Anfang an überall mit und wächst immer mehr rein. Allerdings nimmt die Verantwortung zu. Man arbeitet immer weniger unter Anleitung und hat immer größere Projekte.“

Beiboot für eine Superyacht

Auch mit einem Neubau durfte Raban Heimann sich beschäftigen. „Wir haben ein Beiboot für eine Superyacht gebaut, wobei die Yacht selbst schon so groß ist, dass das Beiboot eine Länge von zwölf Metern hatte und aus Kunststoff bestand.“ Eine kleine Yacht auf einer großen, sozusagen. „Das war besonders interessant, weil wir dabei nur die allerbesten Materialien verwenden sollten und der Qualitätsanspruch sehr hoch war. Auch eine Gewichtsvorgabe hatten wir und haben daher jedes Bauteil gewogen“, erzählt er.

Die Leidenschaft für Wasserfahrzeuge ist Raban Heimann anzumerken. „Dabei bin ich auf dem Land groß geworden und wir sind mit meiner Familie nie gesegelt. Aber irgendwie haben mich Boote schon immer fasziniert.“ Nach dem Abitur und einem Freiwilligen Sozialen Jahr begann er daher direkt das ingenieurwissenschaftliche Bachelorstudium „Schiffbau und Meerestechnik“ an der Hochschule Bremen. „Aber das war mir alles viel zu theoretisch. Deswegen bin ich dann auf die Ausbildung zum Bootsbauer gekommen.“

Mit seiner Berufswahl und seinem Arbeitsplatz direkt am Ufer eines Zuflusses der Weser ist der junge Mann glücklich. „Es ist alles super so, wie es ist, und ich fühle mich wohl in diesem Umfeld. Wir sind immer am Wasser, können im Sommer in den Pausen baden gehen und dürfen auch einige Boote nutzen.“ Irgendwann könnte er sich vorstellen, mit einem eigenen Boot über die Meere zu reisen und auf Werften in anderen Ländern zu arbeiten. „Das wäre noch ein Traum.“

Video: Bootsbauer/in

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