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Weinbau und Oenologie: Zwischen den Reben und im Keller

Vom Anbau und Ausbau bis hin zum Vertrieb lernt Leonie Brämer (23) alles, was dazugehört, damit Genießerinnen und Genießer einen guten Tropfen im Glas kreisen lassen können. Sie studiert den sechssemestrigen Bachelor „Weinbau und Oenologie“ an der Hochschule Geisenheim.

Am hessischen Rheinufer, umgeben von mit Reben bewachsenen Hängen, fügt sich das Backsteingebäude der Hochschule Geisenheim in die Landschaft. Einen der Weinberge bewirtschaften die Studierenden selbst, um Erfahrungen zu sammeln und wörtlich erste Früchte ihrer Arbeit zu ernten. „Bei fast all unseren Fächern ist Praxis mit dabei, sodass wir das Wissen direkt anwenden können“, erklärt Leonie Brämer, die nun bereits im fünften Semester studiert.

„Schon im ersten Jahr hatten wir Module wie Botanik, wo man in der Vorlesung und im Laborpraktikum die für den Weinbau relevanten Pflanzen kennenlernt, oder Sensorik, ein Fach, bei dem man seine Sinne schärft und auch schon Weine verkosten kann.“ Außerdem beinhaltet das Grundstudium neben naturwissenschaftlichen Modulen Fächer wie Mathematik, Betriebswirtschaftslehre, Marketing und Recht.

  • Porträtfoto von Leonie Brämer.

    Ich möchte mir noch ein bisschen offenhalten, in welche Richtung ich später gehe. Daher habe ich etwas aus dem naturwissenschaftlichen Bereich zu Weinbau gewählt, genauso aber auch etwas zu Weintourismus.

    Leonie Brämer

Einen eigenen Wein herstellen

Im zweiten Studienjahr dreht sich alles um den Weinbau und die Weinproduktion. Auf dem Lehrplan stehen nun Module wie Bodenkunde, Agrarmeteorologie, Ökologie und Umweltschutz, Weintechnik sowie Weinchemie, wieder begleitet von verschiedenen Praktika wie etwa einer Laboranalyse von Hefekulturen. Nun beginnt auch die Gruppenarbeit auf dem Weinberg. Zudem werden die Studierenden jetzt in die Oenologie eingeführt, dies ist der Fachbegriff für die Kellerwirtschaft, also den Ausbau der Weine. Sie können im Rahmen dieses Moduls einen eigenen Wein herstellen und in der Hochschule präsentieren, zu der ein eigenes Weingut gehört.

„Ganz spannend fand ich das Modul Weinbeurteilungen“, erinnert sich Leonie Brämer. „Dabei haben wir uns gegenseitig Präsentationen zu verschiedenen Anbauregionen der Welt vorgetragen und von dort kommende Weine verkostet.“ Besonders gut gefiel der Studentin darüber hinaus das dreimonatige Praktikum zwischen dem zweiten und dritten Studienjahr. „Die Lehrveranstaltungen werden extra so gelegt, dass man in der Zeit für drei Monate auf einem Weingut im Ausland arbeiten kann, um das Wissen aus den ersten beiden Studienjahren anzuwenden.“ Sie verbrachte diese Zeit auf einem Sektgut in Schweden.

Im dritten Studienjahr gibt es weniger Pflichtmodule und umso mehr Wahlmöglichkeiten. Die Studierenden können nun zum Beispiel betriebswirtschaftliche Schwerpunkte setzen mit Modulen wie Qualitätsmanagement, Weintourismus oder Beratung und Kommunikation, oder sich im Modul Arbeits- und Berufspädagogik auf eine Rolle als Ausbilder/in vorbereiten. Einige entscheiden sich auch dafür, das eigene Weinwissen zu vertiefen, etwa zum Thema Weinbau in den verschiedenen Regionen der Welt. Genauso ist es möglich, von allem etwas zu wählen, so hat es auch Leonie Brämer gemacht. „Ich möchte mir noch ein bisschen offenhalten, in welche Richtung ich später gehe. Daher habe ich etwas aus dem naturwissenschaftlichen Bereich zu Weinbau gewählt, genauso aber auch etwas zu Weintourismus.“

In einem Pflichtmodul bauen die Studierenden nun gemeinsam im Keller einen Wein aus. Bei Exkursionen in andere Anbaugebiete lernen sie verschiedene Weingüter kennen.

Erst Winzerin, dann Studium

Leonie Brämer stammt aus dem thüringischen Bad Köstritz, einer Stadt, die eher für Schwarzbier bekannt ist. Über einen Zeitungsartikel erfuhr sie in der zehnten Klasse von dem Studiengang „Weinbau und Oenologie“ im circa 400 Kilometer entfernten Geisenheim. Davon war sie sofort begeistert. „Mit meiner Familie hatte ich oft Urlaub in verschiedenen Weinregionen gemacht und fand dort besonders die Arbeit der Winzer toll. Außerdem mochte ich die Naturwissenschaften in der Schule immer besonders gern.“

Also besuchte sie die Hochschule an einem Tag der offenen Tür. Sie folgte dem Rat eines Dozenten und machte zunächst eine auf zwei Jahre verkürzte Ausbildung zur Winzerin. „Es hat mir auf jeden Fall geholfen, dass ich schon Fachwissen mitbrachte, denn dieser Studiengang hat es ganz schön in sich. Man muss sich in verschiedenste Themen einarbeiten, das Wissen verknüpfen, und wird auch handwerklich gefordert.“

Nach dem Bachelorabschluss möchte Leonie Brämer erst einmal für ein Jahr noch mehr Praxiserfahrung auf Weingütern sammeln. „Ich spiele mit dem Gedanken, anschließend noch ein Masterstudium zu machen, da gibt es sehr interessante Optionen, zum Beispiel auch einen Euromaster mit verschiedenen Standorten in Europa.“