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Metallblasinstrumentenmacher: Das Handwerk macht die Musik

Kai Gemeinhardt (30) macht eine Ausbildung zum Metallblasinstrumentenmacher. Dafür braucht er jede Menge handwerkliches Geschick.

Detailaufnahme eines Metalls, das mit einer Blechschere zugeschnitten wird.

Musik spielte im Leben von Kai Gemeinhardt früh eine Rolle. Schon in der Grundschule nahm er Klavierunterricht und wechselte wenig später zum Saxophon. „Das Saxophonspielen hat mir immer viel Spaß gemacht. Ich war auch mit dem Orchester des Gymnasiums auf Auslandsreisen und Wettbewerben unterwegs“, erinnert sich der 30-Jährige. Für ihn war das allerdings nur ein Hobby, deswegen entschied er sich nach seinem Abitur 2009 in Fulda für ein Maschinenbaustudium.

Umweg zum Traumberuf

Ein Foto von Kai Gemeinhardt Ein Foto von Kai Gemeinhardt

Kai Gemeinhardt

„Ich wusste zwar, dass es den Beruf des Instrumentenbauers gibt, weil ich mein Saxophon selbst bei einem habe reparieren lassen“, sagt Kai Gemeinhardt. Doch eine Ausbildung war zunächst keine Option. Mit dem Studium wurde er allerdings nicht glücklich – sondern begann währenddessen sogar noch Posaune zu lernen. „Mich hat das Instrument begeistert, auch die Technik dahinter.“

Kurz entschlossen absolvierte er ein einwöchiges Praktikum bei der Firma Josef Gopp im bayerischen Karlstadt und entschied sich für den Wechsel. Seit Herbst 2018 macht er dort eine duale Ausbildung zum Metallblasinstrumentenmacher. Das Unternehmen ist auf den Neubau von Blechblasinstrumenten spezialisiert und führt auch Reparaturen für Blech- und Holzblasinstrumente durch. „Ich darf in beiden Bereichen mitarbeiten“, sagt der Auszubildende.

Reinigen, feilen, löten

Dafür hat er seine eigene Werkbank mit Werkzeugen. „Es kann zum Beispiel sein, dass mein Chef mit einer Trompete zu mir kommt und sagt, was nicht funktioniert und was ich reparieren soll.“ Vieles kennt der 30-Jährige schon, weil er bereits im zweiten Ausbildungsjahr ist. Ansonsten helfen ihm der Chef und Kollegen.

Die Arbeitsschritte sind sehr unterschiedlich. Wenn etwa eine Trompete lange benutzt wurde, muss sie gründlich gereinigt werden. „Dafür zerlege ich sie in die Einzelteile, schraube vieles ab, reinige Ventile und andere Teile in speziellen Reinigungsbädern, entferne Beulen vorsichtig mit Stangen, Bunsen und Hammer und baue alles wieder zusammen.“ Dann spielt er das Instrument, um zu kontrollieren, ob alles richtig klingt.

Soll ein Instrument völlig neu gebaut werden, muss Kai Gemeinhardt erst verschiedene Bauteile anfertigen: Rohre, Platten und Stangen aus Messing werden nach Vorlagen zurechtgesägt, gefeilt, gedreht und gegebenenfalls miteinander verlötet. „Der Beruf erfordert großes handwerkliches Geschick“, weiß er. Es sei beispielsweise gar nicht so einfach, eine Feile richtig zu führen. Dafür sei ein gewisser Druck notwendig und man müsse bestimmte Bewegungen in einem bestimmten Winkel ausführen.

Handwerk und Spaß an der Musik

„Da man die meiste Zeit handwerklich arbeitet, sollte einem das schon Spaß machen“, erklärt Kai Gemeinhardt. Hinzu komme eine gewisse musikalische Affinität. „In erster Linie ist man zwar Handwerker, aber es hilft sehr, wenn man selbst ein Instrument spielt.“ So könne man schlichtweg besser hören, ob es richtig klingt oder wo genau es Probleme geben könnte.

Zwei Mal pro Lehrjahr fährt Kai Gemeinhardt zum Blockunterricht in die 400 Kilometer entfernte Gemeinde Mittenwald in Südbayern. Dort steht für ihn an der staatlichen Musikinstrumentenbauschule fünf bis sechs Wochen lang Theorieunterricht auf dem Stundenplan. Der Auszubildende lernt etwa, wie eine Blechschere funktioniert, welche Sicherheitsvorkehrungen man bei der Arbeit mit Gasbrenner, Blei und Säure beachten muss, wie ein Ton physikalisch erzeugt wird sowie vieles mehr zu Akustik und Aufbau der Instrumente.

Bisher bereut Kai Gemeinhardt seinen Wechsel nicht. Nach seinem Abschluss im Herbst 2021 möchte der 30-Jährige gerne im Betrieb bleiben und vielleicht die Meisterausbildung anschließen.

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Video: Musikinstrumentenbau

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

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