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Nach dem Abitur wollte Felizitas Scherzl (20) unbedingt etwas mit ihren Händen machen. Jetzt wird sie Orthopädieschuhmacherin und freut sich, dass Schuhe aus der Werkstatt ihres Ausbildungsbetriebs alles andere sind als ein Klotz am Bein.
„Orthopädische Schuhe – da denken viele an klobige, unansehnliche Dinger, die nach nichts aussehen“, sagt Felizitas Scherzl kopfschüttelnd und erklärt, dass dies heutzutage keinesfalls mehr so ist. „So ein Schuh kann ansprechend aussehen und funktional sein, also Fußdeformitäten oder unterschiedlich lange Beine ausgleichen. Wir gehen auf den Geschmack der Kunden ein. Sie können sich im Beratungsgespräch die Farbe, Materialien und den Stil aussuchen.“
Die 20-Jährige macht eine Orthopädieschuhmacher-Ausbildung bei der Bernwieser GmbH, einem Orthopädiefachgeschäft in München. Hier lernt sie in einer kleinen Werkstatt mit sechs Mitarbeitenden, wie sie anhand ärztlicher Verordnungen orthopädische Maßschuhe herstellt, Konfektionsschuhe bearbeitet und Schuhe individuell so anpasst, dass sie bei ganz unterschiedlichen Fuß-, Bein- oder Gelenkproblemen helfen. Dies erfolgt meist über individuell hergestellte Einlagen. „In der Berufsschule haben wir auch viel Anatomie“, erläutert sie und betont, dass ein gewisses Interesse am Schulfach Biologie hilfreich im Beruf ist.
Zu sehen, wie so ein ganzer Schuh mit der Arbeit der eigenen Hände entsteht, ist toll. Am Schreibtisch am Computer sitzen, das wollte ich ja gerade nicht, deshalb habe ich mich nach dem Abitur für ein Handwerk entschieden.
Felizitas Scherzl, angehende Orthopädieschuhmacherin
Die Berufsschule besucht die angehende Orthopädieschuhmacherin im Blockunterricht, immer für zwei bis drei Wochen, in der Regel alle zwei Monate. Insgesamt dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. Auf dem Stundenplan stehen neben spezifischen Fächern wie Orthopädie-Schuhtechnik, Orthetik (Herstellung orthopädischer Prothesen, die zum Ausgleich von Funktionsausfällen der Extremitäten oder der Wirbelsäule eingesetzt werden) oder Gesundheitslehre auch Themen wie Kundenkommunikation, Betriebswirtschaftslehre und Deutsch. Zeichnen muss sie ab und zu, wenn es darum geht, Modelle zu planen. „Es ist jetzt kein künstlerisches Malen, dennoch braucht man Vorstellungsvermögen, ein Auge für Ästhetik und eine ruhige Hand. Bei uns geht es um Millimeter. Man muss exakt arbeiten können.“
Am Rande werden neue Technologien, wie das Ausmessen des Fußes per Scan oder das Modellieren mit CAD-Programmen (Software zum computergestützten Konstruieren) sowie die Einlagenherstellung per 3-D-Druck behandelt. „Das meiste machen wir zum Glück aber immer noch mit unseren Händen. Genau das ist es auch, was mir am meisten Spaß macht“, erzählt sie und schwärmt vom „Schuhzwicken“. Gemeint ist damit die Herstellung eines Maßschuhs über ein individuell gefertigtes Formstück, das der Form eines Fußes nachempfunden ist. Fachleute sprechen hierbei vom Leisten. „Zu sehen, wie so ein ganzer Schuh mit der Arbeit der eigenen Hände entsteht, ist toll. Am Schreibtisch am Computer sitzen, das wollte ich ja gerade nicht, deshalb habe ich mich nach dem Abitur für ein Handwerk entschieden.“
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Nach der Schule und einem Bundesfreiwilligendienst in einem Kindergarten hatte Felizitas Scherzl zunächst mit dem Beruf der Schuhmacherin geliebäugelt. „Mein Papa hat mich dann auf die Orthopädie gebracht. Er ist Techniker in diesem Bereich.“
Heute repariert die 20-Jährige schon alleine Schuhe. Dazu gehört es
Außerdem geht sie bei der Herstellung von individuellen orthopädischen Einlagen zur Hand. Manchmal ist sie vorne im Laden und begrüßt die Kundschaft, aber nur, wenn gerade sonst niemand Zeit hat. Die Kundenberatung oder das Fußabmessen via Scanabdruck oder dem Blauabdruck, der im Prinzip wie ein Fingerabdruck mit Tinte abläuft, gehört nicht zu ihren Aufgaben. Das macht der Meister. Wenn nichts dazwischenkommt, wäre aber genau das ihr Ziel: Mit einem Meisterbrief in der Tasche orthopädische Maßschuhe fertigen, vielleicht sogar in einer eigenen Werkstatt.
Neben einer solchen Aufstiegsweiterbildung zur Meisterin bietet auch ein Studium die Möglichkeit, beruflich voranzukommen und in Führungspositionen zu gelangen. Beispielsweise durch einen Bachelorabschluss im Studienfach Orthopädie-, Rehatechnik.
So kann ein Arbeitstag aussehen >>
Stand: 04.03.2024
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