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Orthopädietechnik-Mechaniker: Plötzlich wieder laufen können

Gregor (33) macht seine Ausbildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker in der Werkstatt des Sanitätshauses Seeger in Berlin-Mitte. Dort arbeitet er unter anderem an Prothesen, die es Menschen ermöglichen, etwa nach einem Unfall wieder laufen zu können.

Einem Patienten wird eine Beinprothese für den linken Unterschenkel angepasst.

Aktuell beschäftigt sich Gregor mit einer Schiene zur Entlastung für eine Hand, an der die Beugesehnen verletzt sind. „Damit soll die Hand in der Position gehalten werden, in der die Beugesehnen nicht belastet werden“, erklärt er. Für ihn ist das ein recht einfaches Projekt, das zwei halbe Arbeitstage in Anspruch nimmt und für das er die Patientin oder den Patienten nicht persönlich kennenlernen muss. Vom Krankenhaus bekommt er ein Dokument mit den Maßen der Hand. Dann sucht er einen Gips in der passenden Größe heraus und modelliert ihn so, dass er auf das Maßblatt passt. Über diesen Gips zieht er einen sogenannten Thermoplast. Diese Kunststoffart lässt sich ab einer gewissen Temperatur immer wieder verformen. Nachdem er die Schiene ausgesägt hat, näht er Verschlüsse oder Gummizüge. Diese werden auf die Schiene geklebt oder festgenietet. So bleibt sie beweglich, damit die Patientin oder der Patient auch mit Schiene die Finger weiter trainieren kann.

  • Gergor

    Die Hilfsmittel, die wir herstellen, müssen der Körperform entsprechen, haben also weder Ecken noch Kanten und lassen sich nicht immer mit dem Maßband abmessen.

    Gregor

Viel Kontakt mit Patientinnen und Patienten

Gregor arbeitet sehr gerne an solchen eigenen Projekten, denn dabei lernt er sehr viel. „Ich habe schon ganze Prothesen selbst gebaut, zum Beispiel für Unterschenkel“, erzählt er. Prothesen ersetzen ein fehlendes Körperteil, während Orthesen äußerlich angebracht sind, um einen Bereich des Körpers – etwa ein Kniegelenk – zu unterstützen. Zur Herstellung einer Prothese kommt die Patientin oder der Patient ins Sanitätshaus oder Gregor fährt ins Krankenhaus – zunächst um den Gipsabdruck zu machen. Später treffen sie sich, damit ein erstes Modell der Prothese getestet werden kann, und schließlich noch einmal, um das fertige Hilfsmittel anzupassen.

Wenn ein Mensch nach einem Unfall dank seiner Prothese wieder laufen kann, ist das oft ein besonders berührender Moment. Doch Gregor muss auch mit negativen Emotionen umgehen können. „Manche Kundinnen und Kunden müssen beim Anblick ihrer Prothese erst einmal weinen, weil sie sie gar nicht benutzen wollen“, berichtet er. „Andere Leute dagegen tragen schon seit zehn Jahren ihre Prothese und müssen sie regelmäßig erneuern lassen. Sie sind dann manchmal etwas genervt davon – wie jemand, der schon wieder wegen seines kaputten Autos in die Kfz-Werkstatt muss.“

Wie korrigiert man X-Beine?

Gregor ist im zweiten Jahr der dreijährigen Ausbildung. Zu Beginn hat der angehende Orthopädie-Mechaniker immer gemeinsam mit einer Gesellin oder einem Gesellen gearbeitet. Inzwischen wird er immer eigenständiger. „Wenn ich unsicher bin, kann ich aber natürlich immer nachfragen: ‚Wie verbaue ich das Teil von Firma x? Kommt die Schraube nach vorne oder nach hinten? Habe ich genug Gips aufgetragen oder braucht es noch einen Zentimeter mehr, um den Knochen zu entlasten?‘“, zählt er mögliche Fragen auf. Manchmal muss der Auszubildende auch Zuarbeiten für die Gesellinnen und Gesellen, Meisterinnen und Meister erledigen.

An ein bis zwei Tagen pro Woche besucht Gregor die Berufsschule. Neben übergreifenden Fächern wie Wirtschafts- und Sozialkunde stehen hier verschiedene Lernfelder auf dem Stundenplan, die für die Arbeit im Betrieb wichtig sind. „Wir haben erst die knöchernen Strukturen des menschlichen Körpers kennengelernt, dann auch die Muskeln und Sehnen“, erklärt der Auszubildende. „Wir lernen auch, wie man unterschiedliche Erkrankungen der verschiedenen Körperteile therapiert, also wie zum Beispiel Einlagen für Knick-Senk-Spreiz-Füße aussehen oder wie man eine Schiene zur Korrektur von X-Beinen baut“.

Anspruchsvolles Handwerk

Handwerklich geschickt war Gregor immer schon. Er hat zum Beispiel gerne an seinem Auto herumgeschraubt und Dinge in seiner Wohnung repariert. So kam er auf die Idee, die Ausbildung zum Orthopädie-Mechaniker zu machen. „Meine Freundin hatte in der Werkstatt eines Sanitätshauses ein Praktikum absolviert und dachte direkt, dass das das Richtige für mich sein könnte“, erinnert sich Gregor. Zu dem Zeitpunkt hatte er schon ein Informatikstudium abgebrochen und ein Geschichtsstudium abgeschlossen, ohne im Anschluss eine Stelle zu finden. Die Arbeit im Sanitätshaus gefalle ihm als „Heimwerker mit sozialen Kompetenzen“ sehr gut, stelle ihn aber durchaus auch vor Herausforderungen, sagt Gregor. Ein Beispiel: „Die Hilfsmittel, die wir herstellen, müssen der Körperform entsprechen, haben also weder Ecken noch Kanten und lassen sich nicht immer mit dem Maßband abmessen“.

Nach Abschluss der Ausbildung würde Gregor gerne für ein halbes Jahr ins Ausland gehen, zum Beispiel mit „Ärzte ohne Grenzen“. Anschließend möchte er vielleicht den Meister machen oder ein verwandtes Fach studieren. Möglich sind zum Beispiel die Bachelorstudiengänge Technische Orthopädie oder Orthopädieschuhtechnik.

So kann ein Arbeitstag aussehen >>

Video: Orthopädietechnik-Mechaniker

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

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Weitere Filme findest du auf der abi» Videoübersicht.

Weitere Informationen

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Orthopädietechnik-Mechaniker/in).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv  

Ausbildungsplatzsuche

In der Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du nach dualen Ausbildungsplätzen in ganz Deutschland suchen.

www.arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Bundesinnungsverband für Orthopädietechnik

www.biv-ot.org