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Fachwirtin im Einkauf (IHK): „Ich sehne mich nach neuen Zielen“

Mehr Anerkennung und mehr Wertschätzung, das ist es, was Charlotte Kleineberg (26) beruflich antreibt. Die gelernte Industriekauffrau hat eine Fortbildung zur Fachwirtin im Einkauf (IHK) absolviert und freut sich schon auf neue Herausforderungen.

Eine Frau sitzt an einem Schreibtisch. Auf dem Tisch stehen zwei Monitore, ein Festnetztelefon sowie ein Tablet. Dazu befinden sich zwei Schulbücher auf dem Tisch. Die Person blickt freundlich in die Kamera.

„Dass ein beruflicher Aufstieg mehr Geld bedeuten kann, ist mir eigentlich gar nicht so wichtig“, erklärt Charlotte Kleineberg. „Für mich zählt, dass ich mehr Verantwortung übertragen bekomme, dass ich selber das Gefühl habe, mehr Leistung zu bringen und dass das anerkannt und wertgeschätzt wird“ erklärt sie. Die 26-Jährige hat in den Stadtwerken Bielefeld einen Arbeitgeber gefunden, der sie in all dem unterstützt.

Schon ihre Ausbildung zur Industriekauffrau hat sie hier absolviert. Nach zwei Jahren Berufserfahrung haben ihr die Stadtwerke eine Fortbildung zur Fachwirtin im Einkauf (IHK) finanziert. „Ich freue mich sehr darüber, dass mein Arbeitgeber sowohl die Kosten für die Fortbildung getragen als auch meinen Lohn weitergezahlt hat, obwohl ich zwei Monate komplett raus war aus meinem Job“, schildert sie.

Vorbereitungslehrgang in Vollzeit

Portrait von Charlotte Kleineberg Portrait von Charlotte Kleineberg

Charlotte Kleineberg

Den Vorbereitungslehrgang für die IHK-Prüfung hat Charlotte Kleineberg im TA-Bildungszentrum in Hameln belegt. Dafür musste sie eine kaufmännische Ausbildung vorweisen und mindestens ein Jahr im Bereich gearbeitet haben. „Mir war es wichtig, die Vorbereitung in Vollzeit zu machen, so kompakt wie möglich“, begründet sie ihre Entscheidung für diesen achtwöchigen Lehrgang.

Von acht Uhr morgens bis abends um 17 Uhr hatte sie Unterricht: Lieferantenmanagement, Vertragsgestaltung, Einkaufsstrategien und -prozesse, Angebotsüberprüfung, Marktforschung, Führung, Kommunikation und andere Fächer. „Wir hatten insgesamt zehn Fächer, jeden Tag ein anderes Fach – nicht nur im Frontalunterricht. Den Stoff haben wir uns auch selber erarbeiten müssen und Referate gehalten“, erklärt sie. Nach 17 Uhr war deshalb noch lange nicht Schluss mit Lernen.

Großes Interesse am Thema

Das Interesse am Thema half ihr über das harte Lernpensum hinweg. „Ab und zu konnte ich an etwas aus der Ausbildung oder meinem Berufsalltag anknüpfen. Vieles, zum Beispiel das Vertragsrecht, war mir ganz neu“, erzählt die junge Frau, die nach ihrer Ausbildung im Einkauf arbeitet. „Schon in der Ausbildung habe ich gemerkt, dass mir das am meisten Spaß macht. Wir haben ja alle möglichen Abteilungen durchlaufen“, blickt sie zurück. „Nicht nur im Büro am Computer sitzen, sondern auch mal rauskommen, zu Lieferanten fahren, in Kontakt mit allen anderen Abteilungen zu sein, das hat mir gefallen.“

Für Charlotte Kleineberg war von Anfang an klar, dass sie Karriere machen möchte. „Ich habe schon beim Bewerbungsgespräch erwähnt, dass für mich eine Ausbildung erst der Anfang ist, dass ich weiterkommen möchte und immer wieder neue Herausforderungen suche“, sagt sie. Deshalb traute sie sich ihren Chef schon bei ihrem ersten Mitarbeitergespräch nach der Ausbildung auf eine Weiterbildung zur Fachwirtin anzusprechen. „Er war sofort begeistert und hat mich bei meinen Gesprächen mit der Personalabteilung voll unterstützt“, erinnert sie sich.

Fachwirt/in ist dem Bachelor gleichgestellt

Mit der Fachwirtin im Einkauf in der Tasche gilt sie nun als Spezialistin in ihrem Bereich. „Alternativ hätte ich die Fachwirtin in der Energiewirtschaft anstreben können, das hätte auch gepasst. Ich brenne aber für den Einkauf“, erklärt sie selbstbewusst. Sie ist froh, sich nach der Schule für eine Ausbildung und nicht für ein Studium entschieden zu haben. „BWL wäre ebenfalls eine Option gewesen, ich wollte aber erstmal Geld verdienen und eine gute kaufmännische, praktische Grundlage dafür schaffen.“

Studieren will und muss sie jetzt nicht mehr. Die Fachwirtin/der Fachwirt ist dem Bachelor formal gleichgestellt. Gleich nach dem Ende des Lehrgangs ging’s zur IHK in Hannover für zwei schriftliche Prüfungen. Ein paar Wochen später war dann noch die mündliche Prüfung. „Dafür mussten wir eine Präsentation zu einem Thema aus der Praxis vorbereiten“, erinnert sie sich und erzählt, dass sie über die Anpassung des IT-Einkaufssystems an unternehmensinterne Compliance-Richtlinien referierte. „Im Anschluss konnten die Prüfer frei Fragen stellen. Das lief alles super, schließlich steckte ich im Thema voll drin.“

Verantwortungsvollere Aufgaben, gute Aussichten

Seit sie Fachwirtin ist, gibt ihr Chef ihr neue Aufgaben. Sie darf sich Gedanken zur Optimierung der Einkaufsprozesse im Haus machen und diese in der Unternehmenssoftware abbilden. „Mein Chef traut mir mehr zu und ich trete selbstbewusster auf“, berichtet die 26-Jährige. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, kann sie sich vorstellen, eine Führungsposition zu übernehmen. „Bei meinem Arbeitgeber möchte ich bleiben. Ich will mich aber nicht auf meiner Position hier ausruhen. Ich sehne mich nach neuen Zielen. Ich hoffe, meine Betriebswirtin bald angehen zu können.“

Video: Industriekaufmann/-frau

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