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Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle

Eine flexible Arbeitszeitgestaltung hilft Eltern, Familie und Beruf zu vereinbaren. abi» gibt einen Überblick über die bekanntesten flexiblen Arbeitszeitmodelle und deren Vor- und Nachteile.

Ein Vater und seine Tochter sitzen an einem Tisch und blicken auf ein Tablet.

Nicht jedes Modell lässt sich überall umsetzen. Bei Schichtarbeit ist meist keine Gleitzeit möglich, wer mit sensiblen Daten zu tun hat, darf diese nicht mit nach Hause nehmen, und Jobsharing geht nur, wenn sich Kolleginnen oder Kollegen finden, die mitmachen. Außerdem gibt es unterschiedliche Vorteile, Voraussetzungen und Herausforderungen:

Gleitzeit

Später kommen, früher gehen? Einen großen Spielraum bei der Arbeitszeitgestaltung bietet die Gleitzeit, die insbesondere im Bürobereich weitverbreitet ist. Dahinter steckt ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem die Angestellten die eigene Arbeitszeit innerhalb eines definierten Zeitfensters selbst einteilen können. In der Regel gibt es eine Kernarbeitszeit mit Anwesenheitspflicht und Gleitzeitphasen vor und nach Beginn dieser Kernarbeitszeit. Manche Unternehmen bieten Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit an. Ist die Gleitzeit auch über den Arbeitstag hinaus variabel, können zum Beispiel leichter Arzttermine (mit dem Kind) oder Spielangebote wahrgenommen werden.

Die Herausforderung besteht darin, eigenverantwortlich auf die Einhaltung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit zu achten und diese zu dokumentieren. Zudem sind nicht immer alle Kolleginnen und Kollegen erreichbar, was Absprachen erschweren kann. Und: Obwohl Gleitzeit den beruflichen Wiedereinstieg von Müttern erleichtert, haben sie bei diesem Modell laut Report des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung einen Nachteil: „Gleitzeit verstärkt die Lohneinbuße für Mütter mit längerer Elternzeit. Müttern, denen Arbeitsengagement aufgrund längerer Elternzeiten abgesprochen wird, scheint noch weniger zugetraut zu werden, mit Gleitzeit produktiv zu sein.“

Mobiles Arbeiten

Spätestens seit der Coronapandemie ist das Homeoffice mehr als nur ein Buzzword: Als Alternative zum klassischen Arbeitsplatz im Büro ermöglicht es, Tätigkeiten vollumfänglich oder teilweise von zu Hause aus zu erledigen. Voraussetzungen sind eine funktionierende IT-Infrastruktur und ein Arbeitsplatz, der ein ungestörtes und ergonomisches Arbeiten ermöglicht.

Die größte Herausforderung besteht für viele Mitarbeitende in der fehlenden Abgrenzung zwischen Arbeits- und Privatleben und im Selbstmanagement, das klare Strukturen braucht. Außerdem gelten die Grundsätze des Arbeits- und Gesundheitsschutzes auch im Homeoffice und deren Einhaltung liegt in der Verantwortung des Arbeitgebers. Diesen organisatorischen Aufwand kann nicht jedes Unternehmen stemmen. Laut Statistik sind größere Unternehmen dem Thema Homeoffice beziehungsweise mobilem Arbeiten gegenüber aufgeschlossener. In kleineren Unternehmen lassen die personellen Strukturen das nicht immer zu.

Ob zu Hause oder mobil mit dem Laptop: Vernetztes, mobiles Arbeiten ist aufgrund der räumlichen Flexibilität sehr gut geeignet, um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, da man zum Beispiel im Homeoffice auch während der Arbeit zu Hause präsent sein kann und Wegezeiten wegfallen.

Allerdings gibt es auch bei diesem Modell Geschlechterungleichheiten: Laut einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung bringen Mütter, die zu Hause arbeiten, pro Woche drei Stunden mehr für die Kinderbetreuung auf als Mütter, die im Betrieb ihrer Tätigkeit nachgehen. Gleichzeitig landet eine zusätzliche Stunde in der Woche auf dem Überstundenkonto. Väter im Homeoffice hingegen machen laut dieser Untersuchung pro Woche zwei Überstunden mehr, nehmen sich aber nicht mehr Zeit für die Kinder.

Jobsharing

Zwei oder mehrere Arbeitnehmende, ein Arbeitsplatz: Beim sogenannten Jobsharing, einer Variante der Teilzeitarbeit, teilt man sich mit einer Kollegin oder einem Kollegen eine Vollzeitstelle – und zwar in Eigenregie. Das heißt: Beide „Jobsharer“ teilen ihre Aufgaben, Verantwortung und Arbeitszeiten eigenständig untereinander auf. Man sollte daher ein Kommunikations- und Organisationstalent sowie bereit für Kompromisse sein. Auch auf Führungsebene findet sich dieses Modell – dann Topsharing genannt –, das es Müttern und Vätern ermöglicht, Karriere zu machen.

Gut zu wissen: Jobsharing-Positionen finden sich selten unter den Stellenausschreibungen, sondern werden in der Regel intern, zum Beispiel auf Initiative von Mitarbeitenden vergeben.

Teilzeit

Teilzeit umfasst eine Vielzahl von Arbeitszeitlösungen, die deutlich über die weitverbreitete 20-Stunden-Woche hinausgehen. Allen gemeinsam: Die Beschäftigten arbeiten durchschnittlich weniger Stunden pro Woche als eine vergleichbare Vollzeitkraft. Dadurch entsteht mehr Zeit für das Familienleben.

Teilzeitangebote ermöglichen Frauen wie Männern berufliche Entwicklungsmöglichkeiten bei gleichzeitigem Engagement für die Familie – wobei laut Statistik mehr Mütter in Teilzeit arbeiten als Väter. Schließlich bedeutet Arbeiten in Teilzeit meist, auf Teile des Verdienstes und der Altersvorsorge zu verzichten sowie eingeschränkte Karrieremöglichkeiten in Kauf zu nehmen.

Weitere Informationen

berufundfamilie Service GmbH

Die berufundfamilie Service GmbH ist Dienstleister und Think Tank im Themengebiet Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben.
www.berufundfamilie.de

Erfolgsfaktor Familie

Das Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ ist Deutschlands größte Austauschplattform rund um das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
www.erfolgsfaktor-familie.de

Verband berufstätiger Mütter (VBM)

Der Verband berufstätiger Mütter ist ein deutscher Interessenverband, der von berufstätigen Müttern gegründet wurde und sich als Lobby für Frauen versteht, die mit Kindern berufstätig sind.
vbm-online.de