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Ausbildung mit Behinderungen: Die Sicht der Unternehmen

Nicht nur große Konzerne bilden Menschen mit Behinderungen aus. Auch kleine und mittlere Unternehmen sind in diesem Bereich aktiv. Hier teilen Personalverantwortliche ihre Erfahrungen.

Arm eines sehbehinderten Menschen mit Blindenbinde.

Boehringer Ingelheim

Dr. Ralf Schnall Dr. Ralf Schnall

Dr. Ralf Schnall

Dr. Ralf Schnall ist Ausbildungsleiter beim Pharma-Unternehmen Boehringer Ingelheim.

„Wir waren das erste deutsche Unternehmen, das 2012 einen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention entwickelt hat. Inklusion ist seitdem fester Bestandteil unserer Personalstrategie. Wir arbeiten dazu eng mit dem Netzwerk ‚UnternehmensForum‘ zusammen und haben uns am Projekt ‚!nkA – Inklusive Ausbildung‘ beteiligt.

Auszubildende mit körperlichen Beeinträchtigungen sind bei uns kein Sonderfall. Sie gehören selbstverständlich dazu. Mit dieser Haltung stellen wir die Weichen für den Ausbildungserfolg. Damit das funktioniert, müssen Auszubildende mit Behinderungen ohne Scheu ansprechen, was sie brauchen. Nur miteinander können wir das passende Umfeld schaffen.

Warum machen wir das? Natürlich spielt der Bewerbendenmarkt eine Rolle: Auszubildende werden dringend gebraucht. Als Familienunternehmen pflegt Boehringer Ingelheim aber auch Werte und eine Kultur des ‚we care‘. Das gilt grundsätzlich und im Detail. Unsere Schwerbehindertenbeauftragten haben Fachwissen und ein gutes Netzwerk, um konkrete Probleme zu lösen. Dazu nutzen wir auch die Unterstützung der Agentur für Arbeit.

Was haben wir davon? Erfolgreiche Auszubildende natürlich. Und eine positive Ausstrahlung im gesamten Team. In früheren Jahren haben wir für Auszubildende eine Seminarwoche ‚Soziales Lernen‘ organisiert. Das findet heute in vielen Fällen jeden Tag und ganz selbstverständlich am Arbeitsplatz statt.“

Mercedes-Benz

Portrait von Rouven Edlich Portrait von Rouven Edlich

Rouven Edlich ist Leiter der Ausbildungs- und Dualen Hochschulpolitik bei der Mercedes-Benz AG.

„Wir sind bei Mercedes-Benz überzeugt, dass uns Vielfalt erfolgreicher und innovativer macht. Beschäftigte mit Behinderungen sind dabei ein wichtiger Teil vielfältiger Teams. Bei Mercedes-Benz in Deutschland arbeiten über 7.000 Kolleginnen und Kollegen mit Behinderungen. Wir fördern gezielt die Einstellung von schwerbehinderten Auszubildenden und ich freue mich sehr, dass in Deutschland in den letzten fünf Jahren mehr als 110 junge Menschen mit Behinderung eine Ausbildung oder ein duales Studium bei uns begonnen haben. Die damit einhergehende Vielfalt inspiriert uns alle, bereichert die Zusammenarbeit und trägt zu einem respektvollen und achtsamen Umgang miteinander im Arbeitsalltag bei.

Beschäftigte mit körperlichen Beeinträchtigungen werden bei uns im Berufsalltag so unterstützt, dass sie ihre individuellen Fähigkeiten bestmöglich einsetzen können, beispielsweise mit ergonomischen und individuell einstellbaren Arbeitsplätzen. Dabei arbeiten wir eng mit unserer Arbeitnehmer- sowie der Schwerbehindertenvertretung zusammen. Wir machen es zu unserer Aufgabe, für jede Situation eine passende Lösung zu finden – dazu gehört bei Bedarf auch die passende Berufsschule. Denn jeder Mensch ist einzigartig und damit auch sein Potenzial und seine Fähigkeiten.“

Schär Tools

Björn Gollenbeck Björn Gollenbeck

Björn Gollenbeck

Björn Gollenbeck ist Geschäftsführender Gesellschafter der Schär Tools GmbH & Co. KG in Crimmitschau. Das Unternehmen bietet Vertrieb und Service für Elektromaschinen.

„Was zählt, ist die Qualität. Wir haben 2018 zufällig den ersten Auszubildenden mit Behinderungen eingestellt. Er war einfach der Beste im Auswahlprozess. Auf das Handicap hatten wir im Vorfeld gar nicht geachtet. Wir haben dann mit der Inklusionsberaterin der IHK besprochen, welche Unterstützung wir brauchen und wo wir sie bekommen. Seitdem bilden wir systematisch Auszubildende mit Behinderungen aus und arbeiten mit verschiedenen Institutionen sowie der Agentur für Arbeit zusammen. Über 30 Prozent unserer Mitarbeitenden haben eine Beeinträchtigung. Wir haben das dafür erforderliche Wissen, die Netzwerke und die Infrastruktur entwickelt. Wir prüfen kontinuierlich, wo es Schwierigkeiten gibt und wie wir Abläufe verbessern können, damit für die Auszubildenden alles passt. Und wir helfen ihnen, neue Fähigkeiten zu entwickeln. Der Aufwand lohnt sich. Wir halten Augen und Ohren offen und das hilft am Ende bei allen Arbeitsprozessen. Klar ist: Inklusion muss man leben, auch die Auszubildenden. Ausruhen darf sich bei uns niemand.“