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Alleine zu Hause vor dem Computer, mit dem Laptop in einem Café oder mit Zettel und Stift: Die Arbeit von Autorinnen und Autoren kann unterschiedlich aussehen. Aber wie viel Arbeit steckt in einem Buch, wie ist der Schreibprozess und woher kommt die Inspiration? abi» hat im Podcast nachgefragt.
Selbst wenn meine Bücher Fantasy- oder Horror-Romane sind, haben sie nicht selten einen historischen Hintergrund, und da gibt es natürlich immer vieles zu recherchieren. Das mache ich in der Regel am liebsten mit Büchern. Das sind dann immer so ein, zwei Meter Sachbücher, die ich hier stehen habe.
Kai Meyer ist Bestseller-Autor und hat über 70 Bücher geschrieben.
Jingle: abi» – dein Podcast für die Berufsorientierung.
abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast! Mein Name ist Klaus und ich habe mich heute mit Kai Meyer, einem Bestseller-Autoren, unterhalten, der bereits über 70 Bücher geschrieben hat. Sich mit einem Fantasy-Buch in eine andere Welt flüchten, mit einem historischen Roman in vergangene Zeiten eintauchen oder bei einem Krimi mitfiebern: Viele genießen es, sich mit einem guten Buch hinzusetzen, um nach einem Arbeitstag zu entspannen. Für Autorinnen und Autoren ist das Schreiben der Romane allerdings genau das: ihre Arbeit. Aber wie viel Arbeit steckt in einem Buch? Wie ist der Schreibprozess, und woher kommt die Inspiration? Um diese Fragen für euch zu beantworten, habe ich nachgefragt. Hallo Herr Meyer. Welchen Arbeitsgegenstand nutzen Sie im Arbeitsalltag am meisten, und was genau machen Sie damit?
Kai Meyer: Ja, auf jeden Fall mein Laptop, weil ich schreibe tatsächlich alles am Laptop, nicht am normalen Rechner oder mit der Hand gar. Also manche Schriftsteller schreiben ja mit der Hand, was ich überhaupt nicht kann. Ich bin völlig abhängig von meinem Laptop.
abi»: Und wie ist denn so Ihr Schreibprozess? Wie kommen Sie auf die Themen? Wie kommen Sie auf die Handlungen Ihrer Bücher?
Kai Meyer: Na ja, das ist natürlich sehr unterschiedlich von Buch zu Buch. In der Regel gibt es eine oder vielleicht zwei oder drei Grundideen, also meistens aber eine relativ begrenzte Zahl. Das kann auch durchaus manchmal der Schauplatz sein, dass ich mir denke, ich möchte gerne ein Buch schreiben, das an diesem oder jenem Schauplatz spielt. Und dann fange ich an, zum einen natürlich mir Gedanken darüber zu machen, zum anderen aber eben auch zu recherchieren. Viele meiner Bücher sind ja historische Romane oder haben zumindest einen historischen Hintergrund. Also selbst wenn es Fantasy-Romane oder Horror-Romane sind oder was auch immer, haben sie nicht selten einen historischen Hintergrund, und da gibt es natürlich einfach immer vieles zu recherchieren. Das mache ich allerdings in der Regel am liebsten mit Büchern, natürlich auch im Internet klar, man kommt nicht drum rum. Aber vieles recherchiere ich wirklich mit Hilfe von Büchern, die ich mir besorge. Das sind dann wirklich immer so ein, zwei Meter Sachbücher, die ich hier stehen habe, zu jedem Thema, zu jedem Roman, und während dieser Recherche entstehen natürlich viele weitere Ideen. Also manchmal sind das einfach natürlich nur Fakten, die ich im Roman verwende. Manchmal sind es aber auch wirklich erfundene oder fantastische Dinge, die ich in irgendeiner Form von den Fakten ableite, auf die ich beim Recherchieren stoße. Und dann habe ich irgendwann eine riesige Menge von Notizen, die manchmal eine Zeile haben, mal fünf Zeilen haben, aber selten viel länger sind, und es kommt halt immer so der Punkt, meistens nach zwei, drei Monaten, an dem ich merke: ich habe jetzt genug Material. Das ist so ein Bauchgefühl wirklich bei mir. Ich habe mittlerweile an die 70 Bücher geschrieben, das heißt, ich weiß so ungefähr, wie das für mich funktioniert, und ich kriege dann wirklich, das ist wirklich wie ein physisches Bauchgefühl, an dem ich merke: Okay, jetzt hast du genug Kram beisammen, und dann gehe ich hin und fange an, alles zu sortieren, und zwar in eine chronologische, beziehungsweise dramaturgische Reihenfolge. Also oft sind diese Notizen ja auch schon Szenen oder Momente im Roman oder Figuren im Roman. Was könnte am Anfang des Romans stehen oder vielleicht im vorderen Teil des Romans, was gehört vielleicht eher in die Mitte, was könnte Teil des Finales sein? Und dann sitze ich da noch mal zwei, drei Wochen, manchmal auch noch deutlich länger und sortiere diese Dinge halt so zurecht, dass sie irgendwie ein Grundgerüst dieser Geschichte ergeben.
abi»: Wenn Sie eine Kompetenz aussuchen müssten, die für Ihren Job am wichtigsten ist, welche wäre das?
Kai Meyer: Abgesehen davon, dass man natürlich in irgendeiner Form Talent haben sollte für das, was man da tut in einem künstlerischen Beruf, braucht man vor allen Dingen Selbstdisziplin. Selbstdisziplin deshalb, weil niemand da ist, der einem über die Schulter schaut und sagt: „Du musst jetzt dieses oder jenes tun oder du musst einen Termin halten“, außer den Abgabetermin, den wir als Autoren in der Regel ja in den Verträgen stehen haben. Wenn man es nicht selbst macht, dann macht es halt keiner, und deshalb muss man halt ganz einfach diese Selbstdisziplin aufbringen, und ich hatte die zum Glück schon eigentlich von Anfang an. Dazu kommt da noch, man muss damit klarkommen, dass man den ganzen Tag alleine ist, also, dass man eben wirklich nur mit dem Buch beschäftigt ist und dass keine Kolleginnen oder Kollegen da sind um einen herum wie in anderen Berufen, sondern man ist halt alleine. Manche können das nicht so gut. Die suchen sich dann Büros, in denen sie mit mehreren Autorinnen oder Autoren sitzen und da schreiben. Aber ich kann das tatsächlich nur zu Hause. Also ich sitze wirklich ganz gerne zu Hause und arbeite einfach.
abi»: Was wissen Sie jetzt, was Sie gern gewusst hätten, bevor Sie den Beruf des Schriftstellers ergriffen haben?
Kai Meyer: Ich glaube, wenn man beginnt als Autor, dann nimmt man sich wahnsinnig ernst und hält sich für ganz großartig. So ging es mir zumindest. Ich war verliebt in meine Schachtelsätze und in Fremdwörter und diese etwas prätentiösen Dinge, die man als junger Mensch mit dem Autorendasein oder mit gutem Stil verbindet, und ich glaube, man muss sich davon ein bisschen verabschieden. Das heißt nicht, dass man schlechter schreiben soll, sondern dass man einfach klarer erkennen soll, was man kann und was man vielleicht auch nicht so gut kann. Man muss auch lernen, mit einem Lektorat zusammenzuarbeiten. Das heißt, die Lektorinnen und Lektoren sagen einem ja auch durchaus deutlich die Meinung zu bestimmten Dingen, die man schreibt, und da gibt es vor allen Dingen am Anfang, ich habe das heute manchmal natürlich auch noch ein bisschen, aber vor allen Dingen am Anfang diese Haltung: „Nein, ich weiß das besser, und was wollen die mir da erzählen“, und davon muss man sich verabschieden, und ich wäre tatsächlich froh gewesen, wenn ich das schon viel früher gekonnt hätte, also wenn ich schon viel früher einfach eingesehen hätte, manche Dinge wissen tatsächlich die Leute im Lektorat auch besser. Also mach ich das doch mal lieber so, und da wächst man aber rein, das kommt mit der Zeit.
abi»: Vielen Dank für das tolle Interview.
Kai Meyer: Sehr gerne.
abi»: Wenn du dich für Berufe im Bereich Literatur interessierst, findest du dazu interessante Beiträge auf abi.de unter Orientieren > Was will ich? Was kann ich? > Ich will was machen mit > Ich will was machen mit Deutsch und bei Studium > Studienbereiche > Sprach, Kulturwissenschaften > Archiv, Bibliothek, Dokumentation > Buchwissenschaft. Das war dein abi» Podcast, Redaktion und Produktion, Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.
Stand: 02.05.2023
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