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Drei Fragen an...: ... einen Offizier im Geoinformationsdienst

Offiziere wie Oberstleutnant Dr. Wirtz arbeiten bei der Bundeswehr im Hintergrund um Einsätze so effizient und sicher wie möglich zu gestalten. Wie sein Arbeitsalltag aussieht, erzählt er im abi» Podcast.

  • Porträt von OTL Dr. Wirtz.

    Eine interessante, nicht alltägliche, tatsächlich geowissenschaftliche Aufgabe, auf der man meistens dann irgendwie im Teamwork eine Analysemethode entwickelt und dann am Ende wirklich ein gutes, aussagekräftiges Produkt, also meistens irgendwie eine bunte Karte erhält. Das macht schon Spaß.

    Oberstleutnant Dr. Wirtz

Textversion des Podcasts zum Lesen (Audio-Transkript)

Jingle: abi, dein Podcast für die Berufsorientierung

abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast. Mein Name ist Klaus und ich habe mich heute mit Oberstleutnant Dr. Wirtz, einem Offizier im Geoinformationsdienst der Bundeswehr, unterhalten. Während manche Offiziere der Bundeswehr an der Front kämpfen, versuchen andere hinter den Kulissen herauszufinden, welche Risiken ein bestimmter Ort birgt oder wo ein Einsatz am effizientesten zu planen ist. Um das zu tun, sammeln und verwerten sie Daten über Raum, Gelände und Umwelt eines jeweiligen Ortes. Diese sogenannten Geoinformationen sind essenziell für die Arbeit der Bundeswehr. Um mehr über diesen ungewöhnlichen Beruf herauszufinden, habe ich im abi» Podcast heute drei Fragen an Dr. Wirtz gestellt. Guten Morgen, Herr Dr. Wirtz.

Dr. Wirtz: Guten Morgen!

abi»: Ich steige direkt mit der ersten Frage ein: Welchen Arbeitsgegenstand nutzen Sie im Arbeitsalltag am meisten? Und was genau machen Sie damit?

Dr. Wirtz: Ja, das ist eigentlich sehr langweilig und völlig undigital. Das ist mein analoger A6-Format-Terminkalender. Der passt schön in die Hosentasche, wird immer gebraucht, um Fristen nicht zu verpassen, Absprachen zu planen, also allgemein, um den Tag halbwegs unfallfrei zu organisieren. Hängt aber auch stark von dem Dienstposten ab, auf dem man gerade sitzt und was für akute Aufgaben vorhanden sind.

abi»: Und was für Termine fallen da so an?

Dr. Wirtz: Ja, das sind immer wieder Besprechungen. Als Beispiel, wenn wir Übungen planen, müssen wir uns mit anderen Dienststellen koordinieren. Wir müssen bei Befehlen irgendwelche Prüfungsfristen einhalten, also wenn wir in den Befehl Aufgaben für andere reinschreiben, müssen die natürlich gucken, ob das okay ist, was wir da reingeschrieben haben. Aber das dürfen wir halt nicht verpassen, weil wenn dann Fristen verpasst werden, ist der ganze Prozess mehr oder weniger hinfällig, dann gibt es wieder den bösen Dududu-Finger, mindestens. Dass man einfach keine Doppeltermine setzt. Es gibt digitale Kalender, Gruppenkalender, Einzelkalender, und wenn man das dann nicht sauber organisiert, hat man auf einmal dann an einem Tag zu einer Uhrzeit zwei Termine und dann wird es schon schwierig, kann aber durchaus passieren. Aber wie gesagt, das hängt auch immer von dem Dienstposten ab. Das ist jetzt wirklich auf meinen Aufgabenbereich, den aktuellen, bezogen. Andere nutzen andere Dinge, aber das ist tatsächlich, ich sag mal, mein Papiergehirn. Das hilft manchmal. Vor allem hat man es immer dabei.

abi»: Wenn Sie sich eine Kompetenz aussuchen müssen, die für Ihren Job am wichtigsten ist, welche wäre das?

Dr. Wirtz: Das wäre, glaube ich, die Begeisterungsfähigkeit. Fachwissen wird automatisch generiert, wenn man von einem Thema begeistert ist. Wenn man dann irgendwas nicht weiß, dann hängt man sich da rein, schließt diese Wissenslücke. Und zweitens: Begeisterung lässt einen auch mal frustrierende Zeitabschnitte überstehen, ohne dass man daran kaputtgeht.

abi»: Was für, ich sag mal, positive Aspekte und was für negative oder frustrierende Aspekte gibt's denn in Ihrem Beruf?

Dr. Wirtz: Also ich fange mal mit den negativen an, dass man nachher mit dem Positiven aufhört. Es ist natürlich ein bisschen Administration immer wieder dabei und manchmal redet man natürlich ein bisschen aneinander vorbei. Wenn man irgendwas nicht sauber ausgedrückt hat, dann versteht der andere nicht, was man will. Und bei solchen Prüfungen, die ich eben schon erwähnt habe, kommen dann Antworten, die man nicht so gerne hat und schlägt dann die Hände über dem Kopf zusammen, denkt: Oh Gott, was ist da wieder passiert? Das ist aber, glaube ich, in vielen Berufen oder Tätigkeiten so, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist. Wenn man dann Personalmangel hat, sag ich mal, wir gehen ja auch in den Einsatz, und wenn dann langsam ein Viertel der Leute ungefähr im Einsatz oder auf Einsatzvorbereitung, Einsatznachbereitung ist, und dann kommen noch Zusatzaufgaben, wo man einfach nicht mehr weiß, wo soll man das Personal hernehmen eziehungsweise wem soll man jetzt wieder Überstunden aufbrummen? Und wenn dann alle sagen: Okay, komm, wir ziehen es jetzt durch. Egal, passt schon. Das geht dann einfacher, wenn man wirklich von dem Thema oder von der Tätigkeit dann ein bisschen Feuer gefangen hat. Und das eben nicht nur als Job, sondern auch so ein bisschen als Berufung dann vielleicht sieht. Ja, auf der anderen Seite das Positive für mich an meiner aktuellen Tätigkeit ist immer dann sicht- und fühlbar, wenn man eine gute Beratungsleistung erbracht beziehungsweise eine gute Beratungsunterlage erstellt hat und dann auch vom Auftraggeber das entsprechende Feedback bekommt. Da kommt dann immer wieder so der kleine Geowissenschaftler bei mir durch. Also eine interessante, nicht alltägliche, tatsächlich geowissenschaftliche Aufgabe, auf der man meistens dann irgendwie im Teamwork erst mal ein bisschen drauf rumdenken muss, dann eine Analysemethode entwickelt und dann am Ende wirklich ein gutes, aussagekräftiges Produkt, also meistens irgendwie eine bunte Karte erhält. Das macht dann schon Spaß.

abi»: Und jetzt als finale Frage: Was wissen Sie jetzt, was Sie gerne vor Ihrem Studium beziehungsweise Ihrer Ausbildung gewusst hätten?

Dr. Wirtz: Also ich habe ja studiert, also ich kann da quasi die jetzige Tätigkeit mit dem Studium vergleichen. Und da ist mir aufgefallen, dass wir hier im Gegensatz zum wissenschaftlichen, universitären Umfeld auch mal Aussagen oder Entscheidungen auf Basis einer nicht ausreichenden Datenlage treffen müssen. Es gibt dann einfach einen Zeitpunkt X, da muss dann die bestmögliche Aussage getroffen werden, die auf Basis der bis dahin verfügbaren Informationen einfach möglich ist. Dann kann man also nicht wie in der Wissenschaft sagen: Okay, ich muss nochmal Untersuchungen machen, ich muss noch eine Befragung machen, ich muss nochmal ins Labor. Zum Zeitpunkt X ist einfach gefordert: Ja oder nein? Klappt das oder klappt es nicht? Und das war so die große Umstellung gewesen, sage ich mal.

abi»: Das heißt manchmal auch Entscheidungen treffen, wenn Zeitdruck da ist.

Dr. Wirtz: Genau. Man hat einfach ein gegebenes Zeitfenster und bis dahin muss die Frage bestmöglich beantwortet sein. Und wenn man halt nicht alle Informationen hat, dann muss man halt mal die bestmögliche Schätzung zu Rate ziehen. Dafür ist man ja dann der Fachmann, dafür hat man ja das Fachwissen, dafür hat man studiert. Und nun ja, manchmal ist es dann so, dass man einfach sagen muss: Okay, best guess, so sieht es aus.

abi»: Vielen Dank.

Dr. Wirtz: Ja, gerne.

abi»: Weitere spannende Beiträge zu Berufen bei der Bundeswehr findest du auf abi.de. Zum Beispiel die Reportage Offizier im Sanitätsdienst bei Studium > Berufspraxis > Dienstleistung oder den Teilbereich Militärlaufbahnen bei Ausbildung > Berufsfelder > Beamte, Militärlaufbahnen. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion: Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Weitere Informationen

Karriere bei der Bundeswehr

Portal der Bundeswehr, dass über die verschiedenen Laufbahnen und Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr informiert.

www.bundeswehrkarriere.de

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Bundeswehr).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

berufe.tv  

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.arbeitsagentur.de/bildung/welche-ausbildung-welches-studium-passt