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Offizier – Sanitätsdienst: Soldatinnen und Soldaten medizinisch versorgen

Ob in der Abteilung Chirurgie am Bundeswehrkrankenhaus, als Taucherärztin bei der Marine oder bei möglichen Einsätzen im Ausland: Der Aufgabenbereich von Oberstabsarzt Julia M. (34) deckt ein breites Spektrum ab.

Ein Mann in Uniform liest an seinem Schreibtisch in einem Gesetzestext.

Wenn Julia M. morgens das Schifffahrtsmedizinische Institut der Marine betritt, gilt ihr erster Blick den angemeldeten Taucherinnen und Tauchern – ihren Patientinnen und Patienten. Diese inspizieren bei der Bundeswehr zum Beispiel den Rumpf einer Fregatte, entschärfen Minen oder arbeiten inmitten einer Schifffahrtsstraße, wenn ein Container geborgen werden muss. Für solche und andere Einsätze ist die körperliche Eignung entscheidend. Die sogenannten Tauglichkeitsuntersuchungen hierfür durchzuführen, ist derzeit die Hauptaufgabe der Ärztin.

In der Druckkammer

Ein Poträt-Foto von Julia M. Ein Poträt-Foto von Julia M.

„Der Überdruck in der Tiefe wirkt sich auf den Organismus aus, deswegen sind unter anderem ein Belastungs-EKG und eine Kontrolle der Lungenfunktion erforderlich“, erklärt Julia M. Zusätzlich unterziehen sich die Soldatinnen und Soldaten einer Körperfettmessung und dem sogenannten Flacktest, mit dem die physiologischen Reaktionen und Reflexe des vegetativen Nervensystems auf veränderten Umgebungsdruck überprüft werden. Einer der wichtigsten Punkte ist allerdings das Gespräch mit jeder Probandin und jedem Probanden. Es gilt festzustellen, ob eventuell körperliche Auffälligkeiten aufgetreten sind. Insbesondere bevor jemand die Druckkammer betritt. In diesem luftdichten Raum werden die Insassen bei einer „Fahrt“ dem gleichen steigenden Umgebungsdruck wie bei zunehmender Wassertiefe ausgesetzt. Wenn Probleme auftreten, beispielsweise mit dem Druckausgleich in den Ohren, sollten diese besser hier als in den Tiefen der Ostsee bewältigt werden müssen.

Während die Tauchtauglichkeitsuntersuchungen in dieser Einrichtung der Marine ausschließlich bei Soldatinnen und Soldaten sowie Beschäftigten der Polizei oder Feuerwehr durchgeführt werden, steht die Druckkammer allen offen, die sie benötigen. Deswegen hat Julia M. in ihrer jetzigen Position auch mit zivilen Personen zu tun, die etwa aus einem Tauchurlaub zurückgekehrt sind oder den Fehler gemacht haben, in einem geschlossenen Raum zu grillen. Denn auch die dabei erlittene Kohlenmonoxidvergiftung kann in der Druckkammer behandelt werden. „Außerdem erproben wir gerade bei Post-Covid-Patienten eine Druckkammertherapie, die allerdings noch in den Kinderschuhen steckt.“

Ärztin und Soldatin

Für Julia M. stand schon früh fest, dass sie Ärztin werden wollte. Weil sie die Kombination mit dem Soldatenberuf so spannend fand, entschied sie sich für ein Studium bei der Bundeswehr – und damit auch dafür, sich für 17 Jahre zu verpflichten. Sie absolvierte es an der Universität Ulm, also an einer zivilen Bildungseinrichtung. Finanziell kam sie dabei gut zurecht. „Weil ich schon vorher die dreimonatige militärische Grundausbildung absolviert hatte, war ich zu der Zeit bereits Soldatin und bezog mein Gehalt.“ Mit dem Abschluss des Studiums und der Approbation folgte für sechs Wochen die postuniversitäre militärische Ausbildung mit weiteren Offiziersaufgaben und das Erreichen des Dienstgrads „Stabsarzt“.

Für die anschließende fachärztliche Ausbildung wurde Julia M. der Fachbereich zugewiesen. Auch das ist üblich bei der Bundeswehr und hängt von den Leistungen im Studium sowie von den Wünschen der Absolventinnen und Absolventen ab. In ihrem Fall wurde es die Chirurgie – mit diesem Bereich hatte sie bereits geliebäugelt. Sie begann die mindestens sechs Jahre dauernde Weiterbildung in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg. „Davon habe ich ein halbes Jahr in der Notaufnahme und in der Anästhesie verbracht, um intern bei der Bundeswehr ein Notarztzertifikat zu erlangen, das ist ebenfalls anders als im zivilen Bereich und wird für Einsätze im Sanitätsdienst benötigt.“

Weil die Bundeswehr die komplette Ausbildung finanziert, werden Offiziere im Sanitätsdienst nach zwei Jahren in der Klinik als sogenannte Truppenärztinnen oder -ärzte eingesetzt, um die Soldatinnen und Soldaten zu versorgen. Julia M. wurde dafür in ihre derzeitige Position beim Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine versetzt und wechselte somit auch die Uniform von Heer auf Marine. „Das ist bei uns Ärztinnen und Ärzten der Bundeswehr kein Problem, weil unsere Aufgaben ja die gleichen bleiben.“ Um sich zusätzlich als Tauchmedizinerin zu qualifizieren, nahm sie an einem vierwöchigen Lehrgang in Theorie sowie drei Wochen Praxis im Tauchen mit Gerät und Helm teil.

Einsätze im Ausland in Aussicht

Ihr Beruf ist vielseitig, das gefällt Julia M. daran ganz besonders. Nur wenige Ärztinnen oder Ärzte kommen sonst dazu in ihrem Berufsalltag auf einem Schiff oder einem U-Boot mitzufahren. Weil die 34-Jährige aber eben Soldatin ist, muss sie auch sportliche Leistungen erbringen, marschieren und schießen.

„Ich freue mich schon auf die ersten richtigen Einsätze im Ausland", sagt sie. Welche genau dies sein werden, hängt von den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen ab. Zunächst wird die Ärztin zurück an das Bundeswehrkrankenhaus gehen, um ihre Facharztausbildung im Bereich Allgemeinchirurgie fortzusetzen. „Dann bin ich breit aufgestellt, wenn es in die ersten Einsätze geht.“

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