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Was lernt man eigentlich im ...-Studium?: Gehobener Auswärtiger Dienst

Diplomatinnen und Diplomaten verbringen rund zwei Drittel ihres Berufslebens im Ausland und vertreten dabei die Interessen der Bundesrepublik Deutschland. Eine Möglichkeit, die Beamtenlaufbahn beim Auswärtigen Amt einzuschlagen, ist das duale Studium zum gehobenen Dienst. Was dieses Studium beinhaltet, wie der (besondere) Studienalltag von angehenden Diplomatinnen und Diplomaten aussieht und weitere Fragen rund um den Vorbereitungsdienst beantwortet der abi» Podcast.

  • Portrait von Hanna H.

    Wir haben schon ein Inlandspraktikum direkt im ersten Jahr, in dem wir dann auch in der Zentrale direkt in Berlin im Auswärtigen Amt arbeiten, im zweiten Jahr sind wir für sieben Monate an einer Auslandsvertretung.

    Hanna Heuberger absolviert das Studium zum gehobenen Dienst beim Auswärtigen Amt.

Textversion des Podcasts zum Lesen (Audio-Transkript)

Jingle: abi» – dein Podcast für die Berufsorientierung

abi»: Viel Abwechslung mit unterschiedlichen Einsatzorten weltweit und viel Verantwortung gehören zum Berufsalltag von Diplomatinnen und Diplomaten beim Auswärtigen Amt. Genau das erwartet auch Hanna, die gerade ein Studium zum gehobenen Auswärtigen Dienst absolviert. Mit ihr habe ich, Corinna, mich für diese Folge des abi» Podcasts unterhalten. Hanna erzählt mir, warum sie sich für diesen speziellen Berufsweg entschieden hat, wie das Auswahlverfahren funktioniert und wie das Studium abläuft. Natürlich haben wir auch über ihre bisherigen Highlights gesprochen, und sie hat mir verraten, wie es nach dem Studium für sie weitergeht. Das alles erwartet dich in der heutigen Folge. Ich sag jetzt erst mal herzlich willkommen, liebe Hanna!

Hanna Heuberger: Ja, hallo, vielen Dank!

abi»: Schön, dass du dabei bist. Du bist uns aus Berlin zugeschaltet, denn in Berlin ist die Akademie Auswärtiger Dienst, an der du dein Studium absolvierst.

Hanna Heuberger: Genau.

abi»: Jetzt würde ich als Erstes gerne mal von dir wissen, weshalb hast du dich für dieses duale Studium entschieden und was waren so deine Motivationsgründe?

Hanna Heuberger: Ich habe mich direkt in der dreizehnten Klasse noch vorm Abitur tatsächlich beworben. Also mir war klar, dass ich studieren wollte, und vor allem auch, dass es dual war, war für mich sehr attraktiv. Also einerseits, weil man so direkten Bezug zu einem Arbeitgeber hat, aber natürlich auch, weil man direkt schon Geld verdient. Und aufs Auswärtige Amt bin ich eigentlich durch eine Freundin von mir gekommen, weil ihre Tante auch beim Auswärtigen Amt arbeitet und sie dann eben immer erzählt hatte: „Ja, meine Tante ist gerade vier Jahre in Thailand und vier Jahre in Indien, in Indonesien, in New York“, und ich fand es einfach total spannend, für so eine lange Zeit im Ausland zu arbeiten.

Ich hatte in der Schule, hatte ich einige Schüleraustausche mitgemacht, also ich war schon in Frankreich, England, Kanada und auch in den USA, und mir war aber trotzdem irgendwie wichtig, Bezug zu Deutschland zu haben, und deshalb bin ich dann letztendlich eben auch aufs Auswärtige Amt gekommen, weil wir eben im Ausland arbeiten und auch leben, aber trotzdem immer jeden Tag dann den Bezug auch zu Deutschland haben.

abi»: Okay, also, du hast es dir ganz genau überlegt und du hast auch schon erwähnt, dass du in der dreizehnten Klasse schon wusstest, dass du dich dafür bewerben willst. Wie läuft denn dieses Auswahlverfahren für den Vorbereitungsdienst ab und wie viel Vorlauf braucht man, wenn man sich dafür bewerben möchte?

Hanna Heuberger: Also, man braucht circa zehn Monate Vorlaufzeit. Also bei uns war im September die Anmeldung über ein Online-Portal, in dem man erst mal seine grundsätzlichen Daten einstellt und auch ein Motivationsschreiben hochladen muss, und dann war im Oktober bei uns das schriftliche Auswahlverfahren. Das findet dann online statt, das ist quasi wie so ein Leistungstest. Es wird logisches Denken mit so Zahlenreihen abgefragt, deutsche Rechtschreibung, auch ein bisschen Mathe. Es lohnt sich, noch mal die Grundrechenarten zu wiederholen. Aber dann auch Wissensfragen zur Allgemeinbildung, auch zur Verwaltung oder zur Politik. Dort werden dann auch gleich Sprachkenntnisse abgeprüft, also in Englisch und noch in einer zweiten Fremdsprache. Da gibt es eine lange Liste, auch auf der Website, welche Sprachen dort geprüft werden können. Bei mir war das Französisch, weil ich Französisch als erste Fremdsprache in der Schule hatte.

Dann war, glaube ich, im Januar oder im Februar, das mündliche Auswahlverfahren. Das ist quasi wie so ein Assessment Center. Man hat dann zuerst ein Interview vor der Auswahlkommission, wo dann eben auch Fragen zur Motivation gestellt werden, politische Fragen oder situative Fragen, wie die dann später im Berufsleben mal auftauchen können. Dann hatte man noch ein Gespräch mit einem Psychologen, der eben die Kommission auch berät. Dann sollte man einen Kurzvortrag halten zu einem Thema aus dem politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich. Dann hat man auch noch eine Gruppenarbeit mit anderen Bewerbern, und die letzte Aufgabe war dann noch ein Rollenspiel, die auch eine Situation aus dem späteren Arbeitsleben widerspiegeln sollte.

abi»: Okay, also ein recht umfangreiches Auswahlverfahren.

Hanna Heuberger: Ja.

abi»: Du hast bestimmt auch, nehme ich jetzt mal an, du hast dich bestimmt auch ganz konkret darauf vorbereitet, oder?

Hanna Heuberger: Das war mein absoluter Traumberuf, und deshalb wollte ich auch unbedingt das schaffen, vor allem für das mündliche Auswahlverfahren hatte ich dann auch sehr viel Zeitungen gelesen, einfach um auch die aktuellen, wichtigen politischen Themen zu kennen, und ansonsten mir eben auch noch mal bewusst gemacht, warum ich das möchte, um dadurch dann eben zu versuchen zu überzeugen.

abi»: Und du hast es ja letztlich auch geschafft, und jetzt bist du in diesem Studium. Und auf dieses Studium möchte ich jetzt mal schauen, dass unsere Hörerinnen und Hörer mal einen Eindruck bekommen, was man denn da so macht. Deswegen wäre meine nächste Frage, welche Fächer und Inhalte gehören denn zu deinem Studium?

Hanna Heuberger: Der Schwerpunkt ist eigentlich bei den Rechtsfächern, wie zum Beispiel Familienrecht, Erbrecht oder auch Passrecht. Einfach, weil das auch unsere Praxis später sein wird. Aber wir haben auch einen Schwerpunkt bei den Fremdsprachen, also Englisch und Französisch. Dann auch Politik, Geschichte, VWL, BWL und dann noch weitere Seminare und Module: Rhetorik, Krisenmanagement, Interkulturelle Kompetenz. Also, es umfasst wirklich sehr, sehr viel, und das, finde ich, macht das auch so spannend. Also, dass man jetzt nicht nur irgendwie Jura studiert und nur juristische Fächer hat, sondern man hat wirklich quasi drei, vier Studiengänge in einem.

abi»: Du hast ganz zu Beginn erwähnt, dass du dich bewusst für ein duales Studium entschieden hast und da auch deine Gründe hattest, weswegen du eben dual studieren möchtest. Inwiefern unterscheidet sich dieses Studium für den gehobenen Auswärtigen Dienst von anderen Studiengängen?

Hanna Heuberger: Bei uns ist das Studium eigentlich Mittel zum Zweck. Also, wir haben uns für den Beruf entschieden, und um beim Auswärtigen Amt im gehobenen Dienst arbeiten zu können, müssen wir dieses Studium absolvieren. Und für mich war eben auch einfach wichtig, dass ich nicht nur drei, vier Jahre nur Theorie habe. Wir haben schon ein Inlandspraktikum direkt im ersten Jahr, in dem wir dann auch in der Zentrale direkt in Berlin im Auswärtigen Amt arbeiten, im zweiten Jahr sind wir für sieben Monate an einer Auslandsvertretung. Also das, was wir theoretisch lernen, können wir dann auch direkt anwenden.

abi»: Und dadurch, dass es ein duales Studium ist, wird es auch vergütet.

Hanna Heuberger: Genau. Ich hatte gerade nochmal die aktuellen Zahlen auch von der Website rausgezogen. Also aktuell ist es für Alleinstehende jetzt im Inland bei 1.500 Euro im Monat die Brutto-Vergütung, und im Auslandspraktikum erhöht sich das dann auch je nach Zonen-Stufen. Die Auslandsvertretungen, da wird man dann noch zusätzlich vergütet. Die Dienstorte sind in Zonen-Stufen eingeteilt. Je schwieriger, je weiter entfernt man ist, umso mehr Geld bekommt man dann, und das ist auch direkt für uns im Auslandspraktikum.

abi»: Was ist denn bis jetzt so das Spannendste an deinem Studium, und was würdest du als größte Herausforderung bezeichnen?

Hanna Heuberger: Das ist beides so das Gleiche: Also das Spannendste war für mich auf jeden Fall das Auslandspraktikum. Ich war fast sieben Monate an der Botschaft in Neu-Delhi in Indien. Aber es war auch schon herausfordernd, weil das so die längste Zeit eigentlich war, die ich jetzt mal im Ausland war. Also klar, hatte vorher Schüleraustausche gemacht, aber da war das längste drei Wochen. Und sieben Monate sind ja dann auch schon noch mal eine andere Hausnummer. Aber es war auch wirklich ein absolutes Highlight, weil man dann doch gemerkt hat, wofür man das Studium macht.

Mir hat die Arbeit sehr viel Spaß gemacht im Ausland und auch einfach direkt die praktische Anwendung. Ich habe zumindest gemerkt, dass ich jetzt nicht umsonst irgendwie studiert habe, und ich hatte die Möglichkeit, in einem Land zu leben, was nicht viele haben, und ich hatte da super tolle Kollegen, also auch Kollegen aus Deutschland, aber vor allem auch die lokal Beschäftigten. Also jede Botschaft hat auch lokal beschäftigte Mitarbeiter, um auch einfach so den Kontakt zu anderen Kulturen herzustellen. Indien war auch ein total vielseitiges und interessantes Land. Ja, ich glaube, das ist auf jeden Fall was, was ich jetzt so schnell erst mal nicht vergessen werde.

abi»: Das klingt so, wenn du davon erzählst. Meine nächste Frage wäre auch tatsächlich gewesen, ob du bereits während des Studiums im Ausland warst. Das hat sich hiermit erledigt, aber ich möchte trotzdem fragen, hast du denn noch weitere Auslandsaufenthalte jetzt während des Studiums?

Hanna Heuberger: Wir hatten auch noch Lehrbesichtigungsfahrten. Die haben wir eigentlich jedes Jahr, indem wir dann mit dem ganzen Jahrgang eine Botschaft im Ausland besuchen. Bei uns ist die erste Fahrt aufgrund von Corona leider noch ausgefallen. Aber im zweiten Jahr waren wir dann in Brüssel und hatten dann dort auch die Botschaft besichtigt, und das war auch noch vor dem Praktikum, dass wir schon mal einen Einblick bekommen in die Arbeitsweise, wie eine Botschaft eben funktioniert. Dort haben sich dann auch die verschiedenen Kollegen vorgestellt. Und das war auch echt total toll, weil wir dann auch noch bei den EU-Institutionen waren und auch bei der NATO. Mit 20 Jahren im NATO-Hauptquartier eine Führung zu haben, ist natürlich echt Wahnsinn, muss man sagen. Da waren wir dann auch noch beim Botschafter auch eingeladen und hatten aber auch noch kulturelle Aspekte. Wir hatten dann auch noch eine Stadtführung in Brüssel und waren dann auch noch, genau, bei verschiedenen anderen Stellen.

Im letzten Jahr waren wir jetzt noch in Warschau, haben uns dort dann auch noch mal die Botschaft angeguckt und auch das polnische Außenministerium. Also, man hat wirklich auch noch andere Auslandsaufenthalte dann.

abi»: Das heißt, du hast schon einiges gesehen, du bist allerdings jetzt auch schon im dritten Jahr, wenn ich das richtig verstanden habe?

Hanna Heuberger: Ja, im Sommer ist jetzt dann der Abschluss.

abi»: Im Sommer ist der Abschluss, okay. Und weißt du schon, wie es nach dem Studium weitergeht und wo dein erster Einsatzort sein wird?

Hanna Heuberger: Ja, das habe ich tatsächlich jetzt kurz vor Weihnachten schon erfahren, und für mich geht es an die Botschaft in Kinshasa, also in die Demokratische Republik Kongo.

abi»: Das ist bestimmt auch eine Herausforderung.

Hanna Heuberger: Ja, ich freue mich aber auch total, also ich hatte es auch auf meiner Wunschliste stehen. Vielleicht kann ich dazu auch noch kurz was sagen. Also grundsätzlich rotieren wir alle drei bis vier Jahre. Wir wechseln alle drei bis vier Jahre den Dienstort, regulär immer zwei im Ausland, also zwei Länder, und dann wieder vier Jahre in Berlin, und genau da haben wir eben dann die Möglichkeit uns in den über 220 Auslandsvertretungen zu bewerben. Man gibt eben eine Liste ab. An sich hat man da freie Auswahl.

Man muss allerdings so ein paar Rahmenbedingungen beachten. Also man kann sich jetzt nicht nur irgendwie auf Wien und Paris bewerben, sondern es sollte auch ein bisschen vielfältiger, bisschen andere Regionen dabei sein, also auch mal nach Afrika oder Südamerika. Aber grundsätzlich werden da die Wünsche auf jeden Fall beachtet. Also bei uns gehen jetzt nicht alle nach Afrika, wir haben auch einige, die in Europa bleiben oder auch nach Asien gehen. Also es ist wirklich alles dabei.

abi»: Das heißt, nach Kinshasa wirst du dann noch einen Einsatzort im Ausland haben und danach wieder in Berlin sein?

Hanna Heuberger: Genau.

abi»: Gut, ja, das war doch ein total guter Einblick, den du uns gegeben hast. Vielen Dank erst mal dafür, liebe Hanna! Ich wünsche dir ganz viel Erfolg für den Abschluss deines Studiums und dann natürlich einen richtig guten Start auf deinem ersten Posten.

Hanna Heuberger: Ja, vielen Dank.

abi»: Weitere Beiträge und Infos rund um das Arbeiten im Ausland findest du auf abi.de unter Studium > Ausland > „Für Deutschland im Ausland“ und unter Studium > Berufspraxis > Wirtschaft und Verwaltung > Beamter im gehobenen Auswärtigen Dienst. Für mehr Infos zum Einstieg in eine Laufbahn beim Auswärtigen Amt verlinken wir dir die Karriereseite des Auswärtigen Amts in den Infos unter diesem Beitrag. Weitere Podcasts findest du auf abi.de > Interaktiv > Podcasts. Das war dein abi» Podcast, Redaktion und Produktion Corinna Grümpel für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Gut zu wissen

Das dreijährige duale Studium an der Hochschule des Bundes nennt sich offiziell auch „Vorbereitungsdienst für den gehobenen Auswärtigen Dienst“ bzw. duales Diplomstudium „Gehobener Auswärtiger Dienst“.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.check-u.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Studium Gehobener Dienst beim Auswärtigen Amt

Alle wichtigen Informationen zum Einstieg in die Beamtenlaufbahn im gehobenen Dienst beim Auswärtigen Amt erfährst du hier:

www.auswaertiges-amt.de/de/karriere/diplomat-gehobener-dienst