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Du möchtest etwas studieren, das dir die Freiheit gibt, über Fächergrenzen hinweg zu denken und Disziplinen wie Philosophie, Umweltwissenschaften und politische Theorie miteinander zu verbinden? Im abi» Podcast erfährst du, wie das Liberal-Arts-and-Sciences-Studium genau das ermöglicht – für alle, die sich nicht festlegen und auf die Herausforderungen einer komplexen, vernetzten Welt vorbereitet sein wollen.
Viele Arbeitgeber wertschätzen, wenn man interdisziplinär denken kann.
Ana-Sophia studiert Liberal Arts and Sciences.
Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung
abi»: Ja, hallo und herzlich willkommen zum abi» Podcast! Ich bin Nina, und heute entdecken wir einen Studiengang, der wie gemacht ist für alle, die sich nicht auf ein einziges Fachgebiet festlegen möchten. Es geht um Liberal Arts. Aber was bedeutet das eigentlich, wenn man viele Wissensbereiche kombiniert – von Geistes- und Sozialwissenschaften über Natur- bis hin zu Technikwissenschaften? Interdisziplinarität ist das Stichwort.
Meine heutige Gesprächspartnerin Ana-Sophia hat genau diesen Weg eingeschlagen und gibt uns Einblicke in ihr vielseitiges und praxisnahes Liberal-Arts-and-Sciences-Studium an der Universität Freiburg. Freut euch auf inspirierende Eindrücke in ein Studium, das Horizonte erweitert, Perspektiven eröffnet und auf die Herausforderungen einer zunehmend komplexen Welt vorbereitet. Herzlich willkommen, Ana-Sophia, schön, dass du da bist!
Ana-Sophia: Dankeschön.
abi»: Ana-Sophia, du studierst ja den Bachelorstudiengang Liberal-Arts-and-Sciences an der Uni Freiburg. Wie würdest du denn das Studium beschreiben? Was zeichnet es aus, und wie kam es dazu, dass du dich doch für diesen eher ungewöhnlichen Studiengang entschieden hast?
Ana-Sophia: Ich würde den Studiengang und das Leben, das damit einhergeht, beschreiben als sehr interaktiv, sehr gemeinschaftsorientiert und dass der Lernprozess schon damit in Verbindung steht, sich mit Menschen zu unterhalten. Und Gruppenarbeiten beispielsweise unterstützt werden, also gemeinsam Lösungen zu finden für Problemstellungen. Aber abgesehen vom Akademischen werden auch soziale Events sehr gefördert von der Universität. Es ist den Studierenden viel Eigenverantwortung gegeben, um Initiativen zu gründen, um Events zu organisieren, also dieser ganze Prozess vom Lernen. Da wird Raum gelassen, damit wir den individuell sehr lebendig gestalten können.
abi»: Und wenn du jetzt jemandem das Studium beschreibst, der davon keine Ahnung hat, wie würdest du das erklären, welche Fächer du hast, was Teil deines Studiums ist?
Ana-Sophia: Es gibt auf jeden Fall klare Strukturen in Liberal Arts and Sciences. Es ist nicht so, dass man da in einen großen Teich geworfen wird und nicht weiß, wo links und rechts ist. Man hat vier Jahre, die man durchläuft, als Grundstudium dieses Bachelors. Und das erste Jahr ist ein Jahr, in dem jeder dieselben Kurse hat. Das sind Grundlagenkurse sowohl für akademische Techniken wie Schreiben, Lesen etcetera als auch themenmäßig. Zum Beispiel Fragen wie: Was ist Wissen, was ist Führung? Und generelle Themen mal auf akademischer Ebene kennenzulernen.
Und dann ab dem zweiten Jahr für die folgenden drei Jahre wählt man eine Richtung. Man hat vier Möglichkeiten, zwischen denen man sich entscheiden kann, vier sogenannte Majors. Das ganze Studium findet auf Englisch statt. Der eine geht Richtung Politikwissenschaften, Wirtschaft und Recht, den habe ich zum Beispiel gewählt; und dann gibt es noch drei weitere. Einer heißt Environmental and Sustainability Sciences, also Umwelt und Nachhaltigkeit. Der dritte wäre Culture and History und der vierte Life Sciences, wo es um die menschliche Biologie, Neurologie geht.
abi»: Welche Fächer und Vorlesungen hast du dann jetzt gerade aktuell?
Ana-Sophia: Ich bin jetzt im zweiten Jahr, das hat eben begonnen, und meine Fächer sind Economy and Society. Da geht es um die Grundlagen von Wirtschaft, und wie sie der Gesellschaft dient, warum sie überhaupt existiert. Dann hab ich European Union Law and Policies, wo wir die Strukturen lernen, den Aufbau der Europäischen Union, die Verträge, die Institutionen und die Rechte. Dann habe ich Introduction to Epistemology, wo es relativ philosophisch wird und wir uns darüber unterhalten, was Wissen ist, wem Wissen dient und wie es generiert wird. Und dann kommen natürlich auch so Themen auf wie Gerechtigkeit oder Power – also wer trägt die meiste Verantwortung in der Gesellschaft, wer führt die Gesellschaft und wer nicht? Solche Strukturen diskutieren wir auch. Und dann, der vierte Kurs, den ich habe, ist Political Theory.
abi»: Musstest du dann bestimmte Zulassungsvoraussetzungen erfüllen?
Ana-Sophia: Ja, also, man bewirbt sich über Hochschulstart, wie auch bei anderen Universitäten. Erst über Hochschulstart macht man die Bewerbung, und dann gibt es noch die direkte Bewerbung an der Fakultät, also am University College. Diese Direktbewerbung besteht aus erst mal dem Abiturzeugnis, der Hochschulzulassungsberechtigung, dann einem Sprachnachweis für das Englischlevel von mindestens B 2. Das ist aber enthalten, wenn man Abitur gemacht hat.
Der dritte Punkt ist ein Essay, den man schreibt auf Englisch. Wenn man auf die Webseite geht und sich die Bewerbung, den Bewerbungsprozess anschaut, dann sieht man die leitende Frage, die man gestellt bekommt für diesen Essay; und auf diese Frage antwortet man in vielleicht 800 Wörtern, also zwei Seiten. Da kann man dann eine freie Reflexion schreiben. Das ist auch noch nichts Akademisches, das muss man nicht irgendwie belegen mit irgendwas, sondern persönlich Stellung beziehen; und dieser besteht aus zwei Teilen. Also der erste Teil ist, sich eher abstrakt mit der Fragestellung auseinanderzusetzen, der zweite Teil ist noch meine persönliche Perspektive darauf und das mit meinem Leben in Verbindung bringen.
Und dann der vierte Teil von der Bewerbung ist ein Motivationsschreiben: Weshalb möchte ich diesen Studiengang machen, und was habe ich damit vor? Was ist jetzt gerade in diesem Moment meine Motivation? Warum interessiert mich das? Und die fünfte Voraussetzung ist ein Studienorientierungstest, dass man den online einfach mal durchlaufen hat und vorzeigen kann: Ich hab mich schon mal damit auseinandergesetzt. Was wäre denn eine mögliche Richtung für mich?
abi»: Also doch sehr umfangreich. Welche Herausforderungen hast du denn im Verlauf deines Studiums bereits gemeistert?
Ana-Sophia: Gemeistert noch nicht, aber Zeitmanagement (lacht).
abi»: Das stelle ich mir vor, bei so einem sehr zeitintensiven Studium.
Ana-Sophia: Ja, das stimmt, also ich unterhalte mich natürlich auch mit vielen meiner Freundinnen und Freunde, die andere Studiengänge machen, die beispielsweise das System fahren, dass man eben halbjährlich Klausuren hat. Bei uns ist es so getaktet, dass wir, sagen wir, alle zwei Monate vielleicht oder vielleicht sogar jede Woche was abgeben müssen. Das sind dann keine großen Tasks, aber es geht darum, sich schon ständig mit den Themen auseinanderzusetzen und nicht am Ende des Semesters ausschließlich. Das bedeutet, dass eben Zeitmanagement erforderlich ist im Alltag und auch viel Zeit aufgebracht werden muss, um sich dem Studium zu widmen, und das fiel mir am Anfang sehr schwer.
Aber auch akademische Sprache, das ist was, wovon man vielleicht Respekt hat, weil es sich manchmal so anhört, als wären das hochgestochene Begriffe, was auch vorkommt, aber dadurch, dass man das in der Universität bespricht, also es ist ja nicht so, dass man da alleine gelassen wird mit. Ja, und sonst? Ganz ehrlich, mein Selbstbewusstsein ist auch gewachsen im letzten Jahr, weil dadurch, dass man sich selber mit Themen auseinandersetzt und Reflexionen schreibt, eigene Texte verfasst, merkt man, okay, ich habe eine Position zu Dingen, und ich darf die auch äußern. Und ich finde, das ist ein Prozess, also für persönliche Entwicklung, ein Prozess, der wahrscheinlich das ganze Leben dauert, aber es hat mir schon mal geholfen.
abi»: Welche Pläne hast du denn für deine berufliche Zukunft im Anschluss an das Studium? Gibt's da schon was, wo du gerne hinmöchtest?
Ana-Sophia: Ja, also in der Theorie habe ich mich mal mit Personalmanagement auseinandergesetzt. Also grundsätzlich würde es mir wichtig sein, mit Menschen zu arbeiten, einfach in der Gruppe eingebettet zu sein, um mich austauschen zu können und um vor allem als Gruppe was geschafft zu bekommen. Politische Bildung finde ich auch interessant. Ich finde auch Wissenschaftskommunikation interessant, aber ich glaube nicht, dass ich im akademischen Bereich arbeiten werde, damit habe ich mich zumindest noch nicht auseinandergesetzt.
abi»: Möchtest du noch irgendwas sagen, auch was du Schülerinnen und Schülern mitgeben möchtest, die sich vielleicht für ein solches Studium interessieren?
Ana-Sophia: Voll gerne! Ich habe eine Freundin, die ihren Bachelor jetzt gerade auch in Governance, also in meinem Studiengang mit dem Major Governance, abgeschlossen hat. Und sie hat mir die Rückmeldung gegeben, dass anscheinend viele Arbeitgeber es heutzutage wertschätzen, wenn man interdisziplinär denken kann, sag ich mal, im Sinne von, dass man eben den eigenen Interessenbereich versteht, einbetten zu können. Sodass, wenn ich mich für Recht interessiere und du dich für Medizin interessiert, dass das nicht unbedingt zwei voneinander getrennte Bereiche bleiben, sondern dass wir das miteinander in Verbindung bringen können.
Und ja, doch noch ein Tipp vielleicht: Ich glaube, es ist ganz wichtig, sich darauf zu besinnen, was hat mir früher mal Spaß gemacht, womit habe ich mich gerne beschäftigt? Und ja, ich kann dieses Interesse auch im akademischen Kontext verfolgen. Ich sollte das sogar verfolgen, weil alles, jede Hausarbeit, die ich schreibe, wenn ich da nicht mit Motivation reingehe, dann wird es ein trockenes Stück, und es wird mir auch keinen Spaß machen.
abi»: Dann danke ich dir sehr für diese bereichernden Einblicke in deinen Studiengang und wünsch dir weiterhin ganz viel Erfolg.
Ana-Sophia: Danke für die Fragen, auch für das Interview.
abi»: Falls du dich für Liberal Arts interessierst, gibt es auf abi.de eine Vielzahl an Beiträgen zu Studiengängen und Berufen passend zu diesem Bereich, zum Beispiel unter Studium > Was kann ich studieren? > Politikwissenschaft oder unter Studium > Berufspraxis > Kulturwissenschaftlerin sowie viele weitere. Weitere Podcasts findest du auf abi.de > Interaktiv > Podcasts. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion: Dr. Nina Röder für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Stand: 14.11.2024
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