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Was lernt man eigentlich im ...-Studium?: Stadtplanung

Wie die Stadt der Zukunft aussieht, kann niemand genau vorhersagen. Mit ihrem Fachwissen und Arbeit auf kommunaler Ebene, üben Stadtplaner allerdings großen Einfluss auf unsere zukünftigen Stadtbilder aus. Was sie in ihrem Studium lernen, erfährst du im abi» Podcast.

  • Portrait von Inko J.

    Ein Semester ist meistens so aufgebaut, dass man ein Drittel der Zeit mit einem städtebaulichen Entwurf verbringt, wo man sich eine städtebauliche Situation anschaut, entweder dort, wo es noch komplett unbebaut ist, oder eine Situation irgendwo in einem Bereich, wo schon Bebauung vorhanden ist. Dann analy­siert man das und entwirft etwas mit einer Zukunftsvision für das Gebiet.

    Inko Jürrens studiert Stadtplanung an der TH Lübeck.

Textversion des Podcasts zum Lesen (Audio-Transkript)

Jingle: abi» - Dein Podcast für die Berufsorientierung!

abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast! Mein Name ist Klaus, und ich habe mich heute mit Inko Jürrens unterhalten, der Stadtplanung an der TH Lübeck studiert. Schwebende Autos gleiten nahezu lautlos durch die Straßen, die verglasten verchromten Fassaden futuristischer Gebäude glänzen im Sonnenlicht und begrünte Dächer sorgen für angenehme, frische Luft. Ist das nur eine Utopie? Oder sieht die Stadt der Zukunft tatsächlich so aus? Absolventen und Absolventinnen des Studiengangs Stadtplanung können die Zukunft nicht vorhersagen, aber mit ihrem Fachwissen und den Beschlüssen kommunaler Entscheidungsträger können sie einen entscheidenden Einfluss auf unser aktuelles und zukünftiges Stadtbild haben. Was genau lernen die Studierenden im Studiengang Stadtplanung und wie viel Praxis gehört zum Beispiel zu dem Studium? Diese Fragen beantwortet der abi» Podcast. Hallo Inko.

Inko Jürrens: Moin!

abi»: Weshalb hast du dich denn für ein Stadtplanungs Studium entschieden?

Inko Jürrens: Ich wusste ehrlich gesagt lange gar nicht, dass es Stadtplanung so richtig gibt als Studiengang. Ich habe einfach schon sehr lange immer wahnsinnig gerne Städtereisen gemacht und hab mir schon immer irgendwie so die Fragen gestellt, warum halt eben einige Städte so anziehend für Leute sind, andere weniger. Was macht einen Stadtraum aus, damit Leute sich da gerne aufhalten und was nicht? Und als ich dann gesehen habe, dass man in Lübeck Stadtplanung studieren kann, da war das dann für mich eigentlich schon entschieden. Da wusste ich einfach, das ist das Richtige.

abi»: Und wie läuft das Auswahlverfahren ab?

Inko Jürrens: Das ist, meine ich, rein NC basiert. Also, man bewirbt sich einfach, und die 25 mit den besten Abschlussnoten kommen rein.

abi»: Welche Fächer gehören denn zu dem Studium dazu? Also, was lernt man da alles?

Inko Jürrens: Also ein Semester ist meistens so aufgebaut, dass man ein Drittel der Zeit mit einem städtebaulichen Entwurf verbringt, wo man sich eine städtebauliche Situation anschaut, entweder quasi dort, wo es noch komplett unbebaut ist, oder über eine Situation irgendwo in einem Bereich, wo schon Bebauung vorhanden ist. Dann analysiert man das und entwirft eben etwas mit einer Zukunftsvision für das Gebiet, wie es in Zukunft sein soll, entsprechend den gesellschaftlichen Anforderungen, die wir haben. Und dann gibt es noch Ergänzungsfächer wie zum Beispiel Baurecht, wo man einfach lernt „wie funktioniert das ganze rechtlich, das Umsetzen, die technische Infrastruktur?“. Wo man auch lernt, wie man mit Regenwasser umgeht, in Stadtquartieren und so weiter. Und dann gibt es noch Ergänzungsfächer wie Stadtsoziologie, wie Stadtbaugeschichte, wo man einfach den Kontext drum herum lernt.

abi»: Also würdest du auch sagen, dass da schon sehr viele praktische Arbeiten im Studium sind?

Inko Jürrens: Ja, das ist wirklich ein sehr, sehr praktisches Studium. Die Theorie ist manchmal so ein bisschen nebensächlich. Man nimmt einfach am Anfang des Semesters einen Stift in die Hand, macht Ideen, und dann übernimmt man das ganze digital und zeichnet ganz viel und druckt das aus und legt es den Dozierenden vor, und dann verbessert man es immer weiter, und irgendwann hat man einen fertigen Entwurf, und man hat wirklich sehr viel praktische Arbeit.

abi»: Was findest du denn am spannendsten daran, Stadtplanung zu studieren?

Inko Jürrens: Am spannendsten daran, Stadtplanung zu studieren, finde ich, dass man eben jeden Tag selber in der Stadt unterwegs ist oder auf dem Dorf. Aber das ist eine ähnliche Situation. Und dass es nie einen Lebensbereich gibt, wo Stadtplanung nicht relevant wäre, sondern man befindet sich immer in irgendeinem Raum, der etwas mit einem macht, an den man Ansprüche hat, denen er gerecht wird oder denen er nicht gerecht wird. Man ist wirklich immer von seinem Studienfach umgeben und kann immer im Kopf denken, was wäre jetzt besser für diesen Ort? Was könnte diesen Ort besser machen, und wie empfinde ich diesen Ort, und ist dieser Ort auch für alle zugänglich? Oder muss dieser Ort verbessert werden, damit alle Menschen ihn so wahrnehmen können wie ich?

abi»: Und hast du da vielleicht auch ein paar Beispiele von Orten, die dir jetzt spontan einfallen?

Inko Jürrens: Total! Ich bin ja gerade im Urlaub in Dänemark, und da sind wir mit der ganzen Familie unterwegs, und da ist unter anderem auch die Uroma von meiner Freundin, die jetzt mittlerweile einfach nicht mehr so weit gehen kann. Jetzt haben wir einen Rollstuhl ausgeliehen, damit sie eben auf die Ausflüge mit kann. Jetzt mussten wir aber gestern feststellen, dass ganz viele Orte einfach nicht barrierefrei sind und das total schwierig ist mit dem Rollstuhl. Da wurde ich dann gestern auch schon von der Familie darauf angesprochen, dass man das ja stadtplanerisch eindeutig besser machen müsse, dass der ganze Ort eben umgestaltet werden muss, damit alle Leute dort auch tatsächlich sein können und es nicht so schwierig ist, mit der Familie Ausflüge zu machen. Das ist ein sehr praktisches Beispiel dafür, wo Stadtplanung ins Leben aller eigentlich einspielt.

abi»: Was hättest du vorher gerne über dein Studium gewusst? Also wenn du jetzt mit jemandem sprichst, der dir sagt, ich möchte gern Stadtplanung studieren, was würdest du der Person raten?

Inko Jürrens: Ich würde der Person raten, es auf jeden Fall zu machen, weil wir einen totalen Mangel an Leuten haben, die das machen. Das wird immer mehr zu einem Problem, weil sich die Anforderungen, die wir an die Stadt haben – Stichwort Klimaschutz, Stichwort Barrierefreiheit – total stark ändern und wir einen total großen Handlungsdruck haben, unsere Städte umzugestalten. Und dass es einfach ein total spannendes Themenfeld ist, dass alle Menschen dort irgendwas haben, was sie verbessern können, und dass wir das wirklich dringend brauchen.

abi»: Welche Pläne hast du persönlich denn für deine berufliche Zukunft?

Inko Jürrens: Ich habe jetzt zum 1.8. angefangen, dual bei der Landeshauptstadt Kiel auch zu arbeiten neben dem Studium, und das empfinde ich momentan als total spannend, weil in Kiel stadtplanerisch total viel passiert. Es gibt sehr, sehr viele Sanierungsgebiete in Kiel. Kiel steckt mitten drin in der Verkehrswende, und jetzt kommt noch die Stadtbahn dazu, was 40 Kilometer Stadt komplett umgestalten soll, weil mit so einer Stadtbahn auch die die ganze Straßengestaltung mitverändert wird. Und Kiel ist auch meine Heimatstadt. Dementsprechend empfinde ich das dort momentan als total spannend, den Wandel mitzugestalten oder anzufangen, den Wandel mitzugestalten, und kann mir das momentan total gut vorstellen, damit erst mal weiterzumachen.

abi»: Vielen Dank für das schöne Interview.

Inko Jürrens: Gerne.

abi»: Wenn ihr euch für die Arbeit der Stadtplanung interessiert, findet ihr dazu auf abi.de eine Berufsreportage unter "Studium > Berufspraxis > Bau, Architektur und Vermessung > Stadt und Regionalplanerin" oder eine Studienreportage bei "Studium > Studienbereiche >Ingenieurwissenschaften > Architektur und Raumplanung > Stadtplanung". Das war Dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion, Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.check-u.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche