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abi» Video: Bibliothek, Archiv und Dokumentation

29.01.2024 | studium

Wie sieht das Arbeiten in Bibliothek, Archiv und Dokumentation heute aus? Welche Rollen spielen Digitalisierung und „Big Data“ dabei, und wie reagieren Bibliotheken und Archive auf Herausforderungen wie das Auftauchen von künstlicher Intelligenz? Im Interview antwortet Dr. Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbibliothek Köln.

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Transkript/Textversion zu diesem Video

Bibliothek, Archiv und Dokumentation

Einblendung abi» Frage: Wie unterscheidet sich die Bibliothek von heute von der vor 20 Jahren?

Dr. Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbibliothek Köln: „Sie unterscheidet sich insofern stärker, dass noch stärker der partizipative Aspekt, also der Aspekt der Teilhabe, in den Blick gerückt ist. Es gibt heutzutage sogenannte Makerspaces in den Bibliotheken, also Mitmachorte, wo man miteinander am 3-D-Drucker arbeitet, wo man an einer großen interaktiven Bilderwand Graffitis gestaltet, wo man gemeinsame Vorleseaktivitäten durchführt. Aber es ist auch ein Teilen von Wissen, in dem beispielsweise Schüler/innen Erwachsenen in Workshops digitales Wissen vermitteln. Also dieser Aspekt des Tauschens, der ist noch stärker weg von den Medien, denn die Bibliothek ist ja eigentlich auch ein Teilen von Büchern. Und jetzt geht es eigentlich noch stärker auch ums Teilen von Wissen und dass man eben Wissen nicht nur durch das Lesen von Büchern bezieht, sondern auch indem man vielleicht Dinge ausprobiert und selbst etwas tut.

Einblendung abi» Frage: Wie haben sich Archiv- beziehungsweise Bibliotheks-Berufe durch die Digitalisierung verändert?

Dr. Hannelore Vogt: Bibliotheken und Archive arbeiten eigentlich schon seit den 80er-Jahren digital, und alle Arbeitsgänge sind automatisiert oder digitalisiert, das heißt vom Medienerwerb bis hin zur Ausleihe mit RFID-Tags, wo die Menschen heutzutage in Selbstbedienung ausleihen können. Und dadurch haben sich aber auch die Arbeitsgebiete der Bibliothekarinnen und Archivare verändert, weil wir mehr Zeit gewonnen haben, uns mit den Menschen zu beschäftigen. Die Digitalisierung hat uns da einiges abgenommen und deswegen stehen eben ganz besonders heute die Menschen im Vordergrund. Angebote, Programme, Bildungsvermittlung, Workshops, aber auch wie man richtig Informationen filtert und erkennt. Also dadurch hat die Digitalisierung einerseits die Geschäftsgänge verändert, aber auch das, was wir nach draußen an die Kund/innen geben an Angeboten.

Einblendung abi» Frage: Was ist „Big Data“ und was haben die Menschen davon?

Dr. Hannelore Vogt: Ganz einfach, Big Data sind große, vielfältige und miteinander verknüpfbare Datenmengen. Solche Datenmengen fallen natürlich auch in Bibliotheken an, das heißt durch die Bestände, aber auch durch die Nutzungsdaten. Und ja, was haben die Menschen davon? Man möchte letztlich mehr Kund/innenzufriedenheit erreichen, indem man einen den Bedürfnissen angepassten Medienbestand anbietet. Da bietet die Kombi von Daten eine gute Grundlage und es sind aber auch für die Literaturrecherche viele Vorteile, wo man viel gezielter suchen kann. Das sind nur zwei kleine Beispiele aus dem Bibliotheks- und Archivbereich.

Einblendung abi» Frage: Welche Rolle spielen IT-Kenntnisse und wie wird man darauf im Studium vorbereitet?

Dr. Hannelore Vogt: Also IT-Kenntnisse braucht man in der Bibliothek an allen Stellen. Aber es kommt natürlich drauf an, wo man arbeitet. Die Größe einer Bibliothek –  wenn sie in einer kleinen Zweigstelle arbeiten, dann haben sie mehr Kundenkontakt, dann ist Leseförderung und Workshops mehr im Vordergrund. In einer großen Bibliothek, wie beispielsweise Köln, Hamburg, Berlin, gibt es wieder eine eigene IT-Abteilung – da braucht man dann vertiefte Kenntnisse. Aber Basiskenntnisse braucht jeder, der in der Bibliothek arbeitet.

Einblendung abi» Frage: Vor welchen Herausforderungen stehen Bibliotheken aktuell und wie reagieren sie in ihrer Bibliothek darauf?

Dr. Hannelore Vogt: Ich denke, eine der größten Herausforderung ist wie in vielen Branchen die künstliche Intelligenz. Wir setzen uns schon seit längerer Zeit sehr aktiv damit auseinander, und wir integrieren das beispielsweise in unseren Schulservicebei Klassenführungen. Wir haben jedes Jahr hunderte von Klassenführungen in der Bibliothek. Das ist in den meisten Bibliotheken so – in Archiven ähnlich – und hier zeigen wir eben die Recherchemöglichkeiten mit KI ganz bewusst auch auf. Und gerade das Herausfiltern von Fake News, von Hatespeech, von „was ist überhaupt noch von Menschen geschrieben und was ist nur noch künstlich erzeugt?“ – hier zu differenzieren, darin sehen wir beispielsweise eine unserer Aufgaben.

Einblendung abi» Frage: Braucht man Bibliothekar/innen und Archivar/innen ihnen auch in Zukunft noch, trotz KI?

Dr. Hannelore Vogt: Ja, man braucht diese Berufsstände nach wie vor, denn man braucht weiterhin auch Bibliotheken und Archive. Archive als Wissensspeicher und gerade öffentliche Bibliotheken auch als Orte des Aufenthaltes, des Austausches, der Partizipation, Orte des Lernens. Sehr häufig kommen auch Studierende und Schüler/innen, als Co-Working-Space. Aber man braucht auch das Wissen, Menschen, die vermitteln: „Wie kann ich Fake News von realen Nachrichten trennen?“ Ich kann alle nur ermutigen, in einer Bibliothek zu arbeiten. Es ist ein unglaublich breites Feld, das auch immer im Fluss ist, weil sich immer wieder neue Entwicklungen ergeben – von Gaming, von Robotics, von Virtual Reality – die mit Lernen verknüpft werden, bis hin zum klassischen Sammeln von Dingen zum Vermitteln. Also man hat Bezüge zur Medienpädagogik, zu Erziehern in Schulen, in Kindergärten – also wirklich ein bunter Strauß, wo für jede und jeden etwas dabei ist.

Einblendung abi» Tipps:

  • Informiere dich, welche Studiengänge im Bereich Archiv, Bibliothek und Dokumentation angeboten werden.

  • Unterhalte dich mit Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten zum Beispiel in der Bibliothek deines Orts.

  • Absolviere Praktika, zum Beispiel in einem Archiv oder einer Bibliothek. Vereinbare einen kostenfreien Beratungstermin bei deiner örtlichen Agentur für Arbeit.

Abspann:

Herausgeber: Bundesagentur für Arbeit
Redaktion: Alexander Reindl
Realisierung: Niki Drozdowski
Sprecherin: Sara Glöckner

meramo Verlag GmbH
© Bundesagentur für Arbeit, 01/2024 / Transkript DJ