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abi» Video: Kleider machen Leute

08.11.2022 | orientieren

Anja Merker, Leiterin Referat Bildung beim Verband „textil + mode“, beschreibt berufliche Einstiegsmöglichkeiten in die Modewelt. Sie blickt auf die Textilindustrie, beleuchtet die Rolle der Digitalisierung in der Branche und grenzt „Slow Fashion“ von „Fast Fashion“ ab. Auch die Themen Nachhaltigkeit und „Green Fashion“ kommen zur Sprache.

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

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Transkript/Textversion zu diesem Video

Kleider machen Leute – Leute machen Kleider

Zu sehen sind verschiedene Utensilien der Textilbranche, etwa eine Schaufensterpuppe. Ins Bild kommt Anja Merker, Leiterin Referat Bildung beim Verband „textil + mode".

Anja Merker: Da hätten wir zum Beispiel im Angebot: Kleider aus Algen, Socken aus CO₂, Vliesstoffe aus Ananasfasern. Mein Name ist Anja Merker und ich leite das Referat Bildung beim Gesamtverband Textil und Mode.

Einblendung abi» Frage: Welche Möglichkeiten habe ich für einen beruflichen Einstieg in die Modewelt?

Anja Merker: Da gibt es zwei Möglichkeiten: Einmal über die berufliche Ausbildung, da gibt es zum einen den Textil- und Modenäher, zum anderen die Textil- und Modeschneiderin. Auf der Hochschulebene haben wir mehrere Möglichkeiten. Zum einen das Modemanagement, die Bekleidungstechnik oder auch das Modedesign.

Einblendung abi» Frage: Und wie schaut's in der Textilindustrie aus?

Anja Merker: In der Textilindustrie ist es deutlich breiter gefächert. Da kann man sich ausbilden lassen als Produktgestalter. Man kann sich ausbilden lassen als Produktionsmechaniker, als Textillaborantin oder auch als Maschinen- und Anlagenführer. Und auf der Hochschulebene hat man auch wieder die Möglichkeiten etwas zu studieren. So zum Beispiel Textiltechnik.

Einblendung abi» Frage: Welche Rolle spielt die Digitalisierung jetzt und in Zukunft in der Branche?

Anja Merker: Eine ziemlich große, weil die Digitalisierung dabei hilft, nachhaltiger zu werden. Das heißt, der Verschnitt fällt weg. Durch die digitale Abmusterung, dieses Hin- und Herversenden von Material und Stoffproben entfällt, weil man sich das alles am Rechner anschauen kann. Insofern ist das momentan ein, ich sage mal, guter Anteil der Ausbildung, aber es wird in Zukunft mit Sicherheit deutlich mehr werden.

Einblendung abi» Frage: Was bedeutet Slow Fashion im Gegensatz zu Fast Fashion?

Anja Merker: Slow Fashion zeichnet sich aus durch zeitloses Design, durch natürliche oder recycelte Materialien, durch eine hohe Qualität, durch Langlebigkeit und auch den Willen zur Reparatur oder Nachbessern, um die Umwelt zu schonen. Fast Fashion zeichnet sich dadurch aus, dass zwölf bis 24 Kollektionen pro Jahr entworfen werden und die Mode per se oder die Bekleidung per se Modetrends unterliegt. Das heißt, ist es heute gerade angesagt, ist es in den nächsten drei bis sechs Monaten angesagt. Aber zeitloses Design, oder ich nenne es jetzt mal klassische Looks stehen dort nicht im Vordergrund und dementsprechend, weil es auch so schnell produziert werden muss, wird vielfach auch nicht auf die Ressourcen beziehungsweise die Materialien oder die Qualität der Materialien geachtet.

Einblendung abi» Frage: Gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung? Worin zeigt sich dieser Trend?

Anja Merker: Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung in der Branche. Das merkt man insbesondere bei den familiengeführten Unternehmen. Es ist quasi die Generation oder die Führungsgeneration von heute, die sich mit dem Thema sehr auseinandersetzt und das Angebot an nachhaltigen Produkten deutlich ausbaut.

Einblendung abi» Frage: Was bedeutet Green Fashion?

Anja Merker: Green Fashion bezeichnet Textilien aus natürlichen Rohstoffen. Da hätten wir zum Beispiel im Angebot: Kleider aus Algen, Socken aus CO₂, Vliesstoffe aus Ananasfasern. Alles, was natürliche Materialien sind, fällt unter den Begriff Green Fashion. Da sind auch unsere Textilforschungsinstitute gut dabei. Die probieren aus, was geht, auch einfach, um ein Stück weg von der Chemiefaser zu kommen und versuchen sich auch immer wieder an neuen Materialien.

Einblendung abi» Frage: Wie verändert sich dadurch die Arbeit in der Textilbranche?

Anja Merker: Wir greifen für Green Fashion Stoffe und Materialien auf, die vielleicht im Abfall gelandet wären und verarbeiten sie zu Bekleidung. Für die neuen Stoffe braucht man auf alle Fälle neue Prozesse, weil die Stoffe dann anders verarbeitet werden an den Maschinen beziehungsweise eine andere Reaktivität haben und die neuen Einstellungen an die Maschinen bedingen dann auch die Weiterqualifizierung von den Mitarbeitern oder auch neue Ausbildungsinhalte für die Auszubildenden oder die Studierenden. Insofern richten sich die Industrie und die Unternehmen schon danach aus, weil wir uns als deutscher Mittelstand auch von Fast Fashion unterscheiden, was so gelebt wird. 

Einblendung abi» Tipps:

  • Sei dir bewusst, dass die Modewelt schnelllebig ist und Trends unterliegt. 
  • Digitalisierung und Nachhaltigkeit spielen auch in der Mode- und Textilbranche eine zunehmende Rolle.
  • Informiere dich bei abi.de über die verschiedenen Ausbildungs- und Studienberufe im Berufsfeld „Produktion und Fertigung” und im Teilberufsfeld „Berufe mit Bekleidung”.
  • Weitere Informationen findest du unter www.go-textile.de.
  • Mache ein Praktikum in einem Unternehmen der Textil und Modebranche.
  • Vereinbare einen Beratungstermin bei der Berufsberatung deiner örtlichen Agentur für Arbeit.

Abspann:

Herausgeber: Bundesagentur für Arbeit
Redaktion: Alexander Reindl
Realisierung: Mathis Saathoff
© meramo Verlag GmbH, 11/2022 / Transkript MS