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Carolin Otto: „Ich bin das Mädchen für alles“

Nach der Ausbildung direkt in die Chefposition – Carolin Otto wurde schon mit 22 Jahren zur Leiterin des Tierparks Eilenburg. Nach zwei Jahren auf diesem Posten spricht sie nun mit abi» über ihren Karriereweg und die Erfahrungen, die sie in dieser Zeit gemacht hat.

Caroline Otto steht in einem Gehege im Tierpark und lächelt auf eine kleine Ziege in ihren Armen herab.

abi» Frau Otto, wie sieht Ihr Alltag aus?

Carolin Otto: Den kann ich nie so genau vorhersagen – das ist auch das, was mich an dem Beruf gereizt hat. Morgens checke ich aber grundsätzlich erst mal, was es Neues gibt und bespreche mit meinem Team die To-do-Liste für den Tag. Danach helfe ich manchmal noch in der Tierpflege aus. Meist stehen aber Termine auf dem Programm, sei es zu neuen Projekten oder in meiner Rolle als Vertretung des Tierparks. Außerdem gibt es immer viel im Büro zu tun, ob es nun Lohnabrechnungen, Arbeiten an der Website oder Veranstaltungsvorbereitungen sind. Ich bin quasi das Mädchen für alles.

abi» Sie sind die jüngste Tierparkleiterin Deutschlands. Wie hat es sich angefühlt, diese Aufgabe zu übernehmen?

Carolin Otto: Natürlich war es zunächst überwältigend. Ich war ja noch ziemlich jung, als ich die Position übernommen habe, und in meiner Ausbildung zur Tierpflegerin hatte ich mich nicht in diesem Ausmaß mit organisatorischen und kaufmännischen Aufgaben beschäftigt. Da musste ich mich erst einarbeiten und hatte zum Glück Unterstützung unter anderem von meinem Vorgänger Stefan Teuber und vom Vereinsvorstand. Jetzt, nach zwei Jahren, habe ich aber langsam das Gefühl angekommen zu sein.

abi» Sie sind direkt nach Ihrer Ausbildung Tierparkleiterin geworden. Wie kam es überhaupt dazu?

Carolin Otto: Wir betreiben den Tierpark als Verein, dadurch ist das Umfeld sehr familiär. Entsprechend sollte Herrn Teubers Nachfolge aus dem Verein kommen, um den Fokus des Parks auf das Tierwohl zu legen sowie das ruhige familiäre Umfeld zu bewahren. Ich habe mich als Kandidatin angeboten und wurde sogar noch während meiner Ausbildung gefragt, ob ich mir diesen Posten vorstellen könnte. Für mich war klar, dass ich in diesem Tierpark bleiben wollte und so hatte ich noch genügend Zeit, um mich für die Führungsposition weiterzubilden.

abi» Welche besonderen Herausforderungen bringt die Tierparkleitung mit sich?

Carolin Otto: Das sind vor allem zwei Dinge. Zum einen haben wir das ganze Jahr, jeden Tag geöffnet. Gerade bei Tieren muss ständige Bereitschaft gewährleistet sein, falls irgendetwas vorfällt. Ich bin also zumindest in Notfällen immer erreichbar. Der zweite Punkt ist die Finanzierung. Dadurch, dass wir ein Verein sind, läuft es anders als bei einer städtischen Einrichtung. Wir finanzieren uns hauptsächlich über Eintritt, Partnerschaften sowie Spenden und bekommen nur einen kleinen Zuschuss von der Stadt. Dadurch brauchen wir laufend neue Ideen, um den Tierpark erhalten zu können.

abi» In den letzten Jahren gab es vermehrt Kritik an Zoos und Tierparks. Wie treten Sie dieser entgegen?

Carolin Otto: Ein interessantes Thema. Unser Tierpark hat weniger mit Kritik zu kämpfen als andere, die ich kenne. Sowohl Tierwohl als auch Bildung werden bei uns großgeschrieben. Deswegen haben wir zum Beispiel größere Flächen bei kleinerem Besatz. Außerdem bieten wir immer wieder Führungen für alle Altersgruppen an. Damit wollen wir einerseits über heimische Tiere aufklären, aber auch auf bedrohte Tierarten, die Umstände in ihren Herkunftsländern und auf unseren Einfluss darauf aufmerksam machen. Ein Tierparkbesuch soll nicht nur eine Freizeitbeschäftigung sein, sondern die Besuchenden auch informieren.

abi» Welche Pläne haben Sie für die Zukunft, sowohl für den Tierpark als auch für sich?

Carolin Otto: Meine Zukunft ist zumindest bis auf Weiteres der Tierpark. Dort stehen immer wieder neue Projekte an, aktuell bauen wir beispielsweise ein neues Kassenhaus, in Verbindung mit neuen Kleintiergehegen im Eingangsbereich. Ende des Jahres werden Luchse bei uns einziehen, die Gehege sind schon in Arbeit.

abi» Was würden Sie Abiturientinnen und Abiturienten raten, die sich für die Arbeit im Tierpark oder generell mit Tieren interessieren?

Carolin Otto: Die Praxiserfahrung ist mittlerweile unerlässlich geworden. Kaum jemand nimmt noch Bewerberinnen und Bewerber ohne Praktika oder anderweitige Erfahrung. Das funktioniert neben der Schule, in den Ferien oder im Rahmen von Aktionen wie dem Freiwilligen Ökologischen Jahr. Das ist auch für die Selbstkenntnis wertvoll, bei Fragen wie: Kann ich mir vorstellen, im Regen draußen zu arbeiten? Wie gehe ich mit Situationen um, die mich mental belasten könnten?