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Jean-Paul Danneberg: Superheld im Hockeytor

Weltmeister 2023 und Silber bei Olympia 2024: Bereits mit 21 Jahren kann Jean-Paul Danneberg große Erfolge vorweisen. Für abi» berichtet der Hockey-Nationaltorhüter von seiner Sportkarriere und seinen Zukunftsplänen.

abi» Herr Danneberg, herzlichen Glückwunsch zu Silber bei den Olympischen Spielen! Ihre Mannschaft hat ja ganz knapp Gold verpasst ...

Jean-Paul Danneberg: Vielen Dank und ja, da hat sich anfangs ein kleiner Wermutstropfen in die Freude gemischt. Doch mit der Zeit überwiegt der Stolz über die Medaille.

abi» Gehen wir zu den Anfängen: Wie kamen Sie zum Hockey?

Jean-Paul Danneberg: Als mein Zwillingsbruder und ich vier Jahre alt waren, suchten meine Eltern nach einem Mannschaftssport für uns. Fußball und Hockey standen zur Wahl. Unsere große Schwester kannte die Jungs aus der Schule – und meinte, die netten seien beim Hockey. Und meine Mutter fand, das war ein gutes Argument.

abi» Sie starteten beim TEC Darmstadt. Spielten Sie dort schon im Tor?

Jean-Paul Danneberg: Nicht von Anfang an. Irgendwann, ich war noch klein, war ich bei einem Spiel der 1. Herren, die hatten einen Zwei-Meter-Torwart – der sah aus wie ein Transformer! Obwohl seine Mannschaft verlor, kamen alle zu ihm und sagten, wie toll er gespielt habe. Er war immer noch der Held! Danach wollte ich ins Tor und es hat mir von der ersten Sekunde an Spaß gemacht. Allein schon die ganze Ausrüstung – wie ein Superheldenanzug! Dazu die riesige Verantwortung ... So habe ich mich ins Tor verliebt.

abi» Wann hat Ihnen das erste Mal jemand gesagt, dass Sie gut sind?

Jean-Paul Danneberg: Das hat lang gedauert. Mit neun Jahren wechselten mein Bruder und ich zum Mannheimer HC. Der hatte eine sehr gute Jugendarbeit. Als wir das erste Mal in den Baden-Württemberg-Kader kamen, lag es irgendwie auf der Hand, dass wir ganz gut sind.

abi» Von Darmstadt nach Mannheim braucht man etwa eine Stunde mit dem Auto – das klingt nach viel Pendelei.

Jean-Paul Danneberg: Zumal wir drei Mal in der Woche trainiert haben! Plus die Spiele an den Wochenenden. In der Nationalmannschaft war das Pensum noch höher. Meine Mutter hat uns neun Jahre lang gefahren.

abi» Wie kamen Sie in die Nationalmannschaft?

Jean-Paul Danneberg: Zu den Länderpokalturnieren und zu den Spielen der Deutschen Meisterschaften kommt der Bundestrainer der U16-Nationalmannschaft und notiert sich die Namen von Spielern, die er gut findet. Meiner war irgendwann auch auf dem Zettel und ich wurde zum Zentrallehrgang bei der U16 eingeladen. Es wird dort immer weiter aussortiert ... Das ist schon krass: Man fängt mit ganz vielen an und am Schluss sind es nur noch ganz wenige.

abi» Um weiterzukommen muss man permanent Leistung bringen, oder?

Jean-Paul Danneberg: Körperlich und mental ist es ziemlich heftig. Das schüttelt man nicht einfach aus dem Ärmel. Aber man wächst daran: Turniere, Herausforderungen, Leistungshochs und -tiefs machen einen stärker. Dazu braucht man ein gutes Netzwerk. Ich habe eine ganz, ganz tolle Familie, die mich nie unter Druck setzt. Der Freundeskreis gibt ebenfalls Rückhalt. Mir war es stets wichtig, Freunde außerhalb des Sports zu haben. Bei ihnen kann ich abschalten und mal vergessen, dass ich Leistungssportler bin.

abi» Sie haben parallel ein super Abi hingelegt. Wie haben Sie das geschafft?

Jean-Paul Danneberg: Ehrlich gesagt habe ich mich lange schwergetan mit der Schule, ich war ein schlechter Schüler (lacht). Irgendwann in der zehnten Klasse habe ich verstanden, wie wichtig ein gutes Abi für mich ist und meine Einstellung komplett geändert. Das Schulzentrum Marienhöhe in Darmstadt, das ich besucht habe, hat mich zudem sehr gut bei meiner Hockey-Karriere unterstützt. Dazu kam: Zu Coronazeiten durfte ich keinen Sport machen und hatte mehr Zeit für die Schule.

abi» Wie sieht ihr Sportalltag heute aus?

Jean-Paul Danneberg: Wir sind immer auf Tour, haben Turniere, trainieren. Es gibt verschiedene Trainings-Einheiten: Core-Training für Körperstabilität, Stützpunkttraining – entweder Torwart-Training oder mit dem Team, Bundesligatraining, Recovery und Physiotherapie. Und dann noch was für die Ausdauer, Radfahren zum Beispiel.

abi» Was planen Sie für die Zeit nach dem Profisport?

Jean-Paul Danneberg: Ich studiere einen ganz tollen Studiengang: Management, Economics and Social Sciences an der Universität zu Köln. Auch dafür brauche ich Selbstdisziplin: Wenn ich mit der Mannschaft unterwegs bin, setze ich mich in der Hotellobby an den Computer statt am Pool zu chillen. Mir ist es wichtig, bereits jetzt das Fundament für meine Zeit nach dem Sport zu legen. Aber ich setze mich nicht unter Druck: Wenn es zu eng wird, verlege ich ein Modul ins nächste Semester.

abi» Wer ist Ihr Vorbild?

Jean-Paul Danneberg: Der Torhüter Max Weinhold. Er hat 2008 und 2012 Olympia-Gold gewonnen. Und mein Papa. Er ist immer für uns da. Ich lerne ganz viel von ihm – vom Kochen bis zum Handwerken. Er zeigt mir, wie Familie funktioniert.

Über Jean-Paul Danneberg

Jean-Paul Danneberg, Jahrgang 2002, ist seit März 2022 Teil der deutschen Hockey-Nationalmannschaft der Herren. Seine Karriere begann er als Feldspieler beim TEC Darmstadt. 2022 wechselte er zum Mannheimer HC, damals bereits als Torhüter. Heute spielt er für den KTHC Stadion Rot-Weiß und studiert an der Universität zu Köln „Management, Economics and Social Sciences“. Seine bisherigen Erfolge: Gold bei der U19-Europameisterschaft 2021, Silber bei der U21-Weltmeisterschaft 2021, Gold bei der Weltmeisterschaft 2023 und Silber bei den Olympischen Spielen 2024.