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Lilly Blaudszun: „Ich mache einfach das, worauf ich Lust habe“

Lilly Blaudszun (21) ist eine politische Influencerin und wurde 2019 von der „Zeit“ als eine der „100 wichtigsten jungen Ostdeutschen“ gewählt. Im abi» Interview spricht sie über die Rolle von jungen Menschen in der Politik und ihre Zukunftspläne.

Ein Foto von Lilly Blaudszun

abi» Die „Zeit“ zählt dich zu den „100 wichtigsten jungen Ostdeutschen“. Was bedeuten dir solche Auszeichnungen?

Lilly Blaudszun: Für mich zeigt es, dass man es mit Arbeit und Entschlossenheit sehr jung schaffen kann, Aufmerksamkeit auf seine Themen zu lenken. Ich lasse mich davon aber nicht beirren oder beflügeln, ich mache genauso motiviert weiter wie zuvor. Am Ende geht es darum, was man wirklich erreichen kann, und nicht darum, wie oft man in der Zeitung stand.

abi» Junge Menschen haben es in der Politik oft nicht leicht. Musstest du schon einmal erleben, dass du wegen deines Alters nicht ernst genommen wurdest?

Lilly Blaudszun: Es ist natürlich noch oft so, dass man aufgrund seines Alters belächelt wird. Das zeigen die Beispiele von anderen Politikern. Wenn wir den Anspruch haben, die Bevölkerung zu vertreten, gehören junge Menschen dazu. Ich lasse mich davon überhaupt nicht beirren, weil die, die einem das Alter vorwerfen, sich meist nur vor einer inhaltlichen Debatte verstecken wollen. Das demaskiert ihre inhaltliche Stärke, nicht aber meine.

abi» Du hast dich nach deinem Abitur entschieden, Jura zu studieren. Wieso Jura? Wie kamst du darauf?

Lilly Blaudszun: Ich wollte in den Jahren vor meinem Abitur im Grunde alles schon mal studieren: Theologie, Medizin, Politikwissenschaften und noch vieles mehr. Als das Abi näher gerückt ist, war für mich klar, dass ich einen Studiengang brauche, der inhaltlich vielseitig ist und nach dem Abschluss viele berufliche Möglichkeiten bietet. Außerdem hatte ich schon ein Halbjahr Recht in der Schule und – sehr klischeehaft, aber wirklich hilfreich – Juristen in der Familie, mit denen ich über Studium und Beruf sprechen konnte.

abi» Jura ist bekannt dafür, einer der anspruchsvollsten Studiengänge zu sein. Nebenbei hast du als studentische Hilfskraft im Bundestag gearbeitet und steckst viel Zeit in dein politisches Engagement. Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Lilly Blaudszun: Den typischen Tagesablauf gibt es eigentlich nicht. Ich stehe meistens um 7 oder 8 Uhr auf, starte immer mit ein paar guten Songs in den Tag und dann geht es auch schon direkt an den Schreibtisch. Da arbeite ich dann, mache etwas für die Uni, etwas Politisches oder beantworte Anfragen. Zwischendurch stehen Aufgaben wie Badezimmer putzen, Behördenkram erledigen und Einkaufen an. Ich versuche gerade in der jetzigen Zeit, jeden Tag meine Wohnung zu verlassen und in der Natur spazieren zu gehen, damit mir die Decke nicht auf den Kopf fällt. Hätte ich keinen Ausgleich und so großen Spaß an dem, was ich tue, würde ich mein Pensum definitiv nicht schaffen. Die restliche Zeit meiner Tage ist genauso gut gefüllt, momentan vor allem mit Livestreams, Telefonaten und Videokonferenzen. Langweilig wird es auf jeden Fall nie!

abi» Seit deinem 15. Lebensjahr bist du bereits sehr aktiv in den sozialen Medien unterwegs. Dabei ist vor allem in den vergangenen Jahren die Stimmung immer aufgeheizter geworden. Hattest du bereits Erlebnisse mit Beleidigungen oder gar Bedrohungen? Wie gehst du mit so etwas um?

Lilly Blaudszun: Natürlich steigen mit wachsender Aufmerksamkeit auch Neid und Hass, da braucht man sich leider nichts vormachen. Rechtlich Relevantes zeige ich an, wer krass beleidigt und trollt, wird blockiert. Ich schalte Accounts oft stumm. In solchen Momenten führe ich mir immer vor Augen, dass es nicht um mich als Person geht, denn die Menschen, die das schreiben, kennen mich nicht wirklich. Es geht um die politischen Positionen, die sie verachten. So habe ich gelernt, mich emotional vom Hass zu distanzieren.

abi» Als politische Influencerin bist du für viele Jugendlichen Vorbild. Was bedeutet das für dich?

Lilly Blaudszun: Ich bin mir natürlich bewusst, dass das viel Verantwortung mit sich bringt. Gerade deshalb spreche ich auf meinen Accounts offen darüber, was Öffentlichkeit und Druck psychisch bedeuten, und ich zeige, dass ich fehlbar bin. Es ist wichtig, dass wir sowohl in der Politik als auch in den sozialen Netzwerken lernen zuzugeben, dass wir fehlbar und menschlich sind. Das ist ein Punkt, an dem ich versuche, dieser Verantwortung gerecht zu werden.

abi» Was sind deine Zukunftspläne? Kannst du dir vorstellen, Berufspolitikerin zu werden?

Lilly Blaudszun: Um ehrlich zu sein, kann ich es noch gar nicht sagen. Ich habe jetzt noch einige Jahre Studium vor mir, bevor ich es überhaupt in Betracht ziehen würde, Politik zum Beruf zu machen. Ich mache einfach das, worauf ich Lust habe und was mich motiviert – vielleicht im juristischen Bereich, vielleicht bei einem Verband oder einer Organisation, vielleicht auch in der Politik.

Über Lilly Blaudszun

Lilly Blaudszun lebt in Mecklenburg-Vorpommern, ist politische Influencerin und arbeitet für die Deutsche Stiftung Ehrenamt und Engagement (DSEE).