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Im Interview mit abi» spricht der Comic- und Animationszeichner Thomas Wellmann über seinen Berufsalltag, erklärt, wie eine Zeichentrickserie entsteht und wie wichtig der Kontakt zu Gleichgesinnten ist.
Thomas Wellmann: Um meine Tätigkeiten mal ein wenig einzuordnen: Ich arbeite seit mittlerweile zehn Jahren hauptsächlich in der Animation, also im Trickfilm, und habe lange Zeit Hintergründe für Trickfilmserien gezeichnet. Grundsätzlich bin ich Freiberufler, arbeite meist von Zuhause aus, projektbasiert und in Vollzeit, zum Beispiel an diversen Serien oder gerade an einem Film. Ab und zu erstelle ich außerdem Illustrationen oder Comics für Magazine. Die Comics sind vor allem etwas, womit ich mich selbst verwirklichen kann. Damit verdiene ich ein bisschen was dazu, wovon ich aber nicht leben könnte. Einigen Kolleginnen und Kollegen gelingt es, ihren Lebensunterhalt allein mit Comiczeichnen zu bestreiten. Allerdings ist das in Deutschland nicht ganz einfach.
Thomas Wellmann: Ich bin da reingerutscht. Ich wollte in erster Linie illustrieren und versuchen, damit Geld zu verdienen. Dann wurde jemand im Internet auf mich aufmerksam und hat mich gefragt, ob ich nicht für eine Serie arbeiten möchte.
Thomas Wellmann: Was die Storyboards angeht, so gibt es in der Regel ein Drehbuch, ein Skript, das verbildlicht werden soll. Das heißt, es werden zunächst die wichtigsten Bilder gezeichnet, Kameraeinstellungen festgelegt und definiert, was in der Animation genau passiert. All das dient als Anleitung für die spätere Animation.
Thomas Wellmann: Das ist unterschiedlich und hängt vom Projekt ab. Manchmal hat man nur sehr grobe Vorgaben und muss beziehungsweise darf ziemlich viel dazuerfinden.
Thomas Wellmann: Da spielen viele Einflüsse eine Rolle. Für mich waren anfangs französische Comiczeichner wichtig, zum Beispiel Christophe Blain. Und die nordamerikanische alternative Comicszene, die mit der Animationsszene eng verbunden ist. Hauptsächlich beeinflusst hat mich aber das Medium Film, und zwar nicht nur Animations-, sondern auch Realfilme.
Thomas Wellmann: Ich zeichne mittlerweile recht viel am PC. Meine ersten Comics sind auf Papier entstanden, und es gibt viele Kolleginnen und Kollegen, die ausschließlich per Hand zeichnen. Aber ich hatte immer schon eine gewisse Affinität für die Zeichenarbeit am Rechner. Ich kann schnell Korrekturen vornehmen, was auf dem Papier nicht direkt möglich ist.
Thomas Wellmann: Ich habe 2004 Abitur gemacht; damals gab es noch keinen direkten Bildungsweg für meine Berufspläne. Zunächst wollte ich Computerspiele entwickeln und habe mir überlegt, Grafikdesign zu studieren. In Düsseldorf habe ich schließlich ein Kommunikationsdesignstudium mit Schwerpunkt Illustration absolviert. Anfangs war ich allerdings enttäuscht, denn Illustrieren und Zeichnen machte nur einen kleinen Teil des Studiums aus. Im Nachhinein war das Studium aber dennoch sinnvoll, weil ich eben Einblick in viele unterschiedliche Bereiche bekommen habe. Ich bin drangeblieben, nicht zuletzt, weil ich Kolleginnen und Kollegen kennengelernt habe, die ebenfalls gezeichnet haben. Wir haben uns gegenseitig bestärkt, sind auf Comicfestivals gefahren und haben viele Leute aus der Szene kennengelernt. Comics haben mich letztendlich auch zur Animation gebracht – bei beiden werden visuell Geschichten erzählt.
Thomas Wellmann: Heute gibt es mehrere Möglichkeiten, in diesem Bereich beruflich aktiv zu werden. Mittlerweile kann man Illustration oder sogar Games studieren, zum Beispiel an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Wer die Richtung Animation einschlagen will, kann das Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg besuchen. Ich selbst habe ab und zu an einer Animationsschule namens „The Animation Workshop“ im dänischen Viborg gelehrt. Dort kann man genreübergreifend viel über visuelles Erzählen lernen. Immer mehr junge Leute, vor allem in den USA, besuchen allerdings nicht mehr unbedingt eine der dort sehr teuren Kunsthochschulen, sondern steigen direkt ein. Sie zeichnen in ihrer Freizeit, teilen die Sachen online und bewerben sich auf Stellen, die von Animationsstudios ausgeschrieben werden. Oder sie werden übers Internet entdeckt. Um sich weiterzuentwickeln und zu lernen, ist es außerdem sehr hilfreich, mit Leuten in Kontakt zu kommen, die ähnliche Interessen haben. Zum Beispiel auf Comic-, Gamefestivals oder Game Jams. Neben den großen Veranstaltungen wie die Comic Con oder die Gamescom eignen sich kleinere Festivals wie der Comic-Salon Erlangen oder das Comicfestival Hamburg und kleine Game Jams, bei denen zusammen Comics oder Computerspiele erstellt werden, mitunter sogar besser, um Kontakte zu knüpfen.
Thomas Wellmann: In all den erwähnten Bereichen kann man selbstständig beziehungsweise freiberuflich arbeiten oder festangestellt in einem Studio, wovon es in Deutschland allerdings nicht allzu viele gibt. Ich befinde mich dazwischen, ich habe zum Glück meine Familie und stehe via Internet in regelmäßigem Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen.
Thomas Wellmann wurde 1983 geboren. Seit dem Abschluss seines Studiums in Kommunikationsdesign an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf im Jahr 2010 arbeitet er als freiberuflicher Cartoonist vor allem im Bereich Zeichentrick und Gamedesign. Er zeichnet Hintergründe, Storyboards und Figuren für Studios wie Nickelodeon und Cartoon Network. Seine Illustrationen und Comics finden sich in zahlreichen Zeitungen und Magazinen. Außerdem schreibt und zeichnet er eigene Comics.
Stand: 02.09.2022
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