Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie:
Notoperationen und andere Entscheidungen
Von der Platzwunde bis hin zum schweren Polytrauma oder einer Amputation: Stefanie Weber (31) durchläuft gerade ihre Weiterbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Die Geschichte eines Patienten auf der Station für septische Chirurgie ging Stefanie Weber besonders nahe. „Er war mit einem geröteten Unterschenkel zu uns gekommen, und bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich um einen Infekt im Sprunggelenk handelte, durch den sich nun schon wochenlang multiresistente Keime über die Knochen und Knorpel ausgebreitet hatten“, berichtet die Assistenzärztin. „Das Gelenk war nicht mehr zu retten, und es stand die Entscheidung an, ob wir es samt Unterschenkel amputieren müssen.“
Die 31-Jährige und ihre Kollegen schöpften zunächst alle operativen Möglichkeiten aus, um das Bein zu erhalten. Auch außerhalb ihrer Arbeitszeit kreisten ihre Gedanken um den Fall, ob man die Amputation noch hinauszögern und den Patienten hoffen lassen könne oder ob es besser war, das Bein sofort abzunehmen. Schließlich nahm sie sich Zeit für den Mann, sprach einfühlsam mit ihm, bis er selbst in eine Amputation einwilligte. Eine emotionale Gratwanderung: „Man entwickelt eine persönliche Bindung zu Patienten, darf aber solche Dinge nicht zu nah an sich heranlassen.“
Porträt von Stefanie Weber
Foto: privat
Nach einem Vierteljahr in der septischen Abteilung arbeitet Stefanie Weber derzeit in der Notaufnahme der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt am Main. Das zweite Jahr ihrer Weiterbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie hat sie fast abgeschlossen – insgesamt dauert diese sechs Jahre. Für ihr Fachgebiet entschied sie sich aufgrund der Vielseitigkeit. „Das Spektrum der Patienten ist groß, und man hat viele Möglichkeiten, sich im Bereich der Unfallchirurgie bis hin zur septischen Chirurgie oder Orthopädie eine Nische zu suchen.“
Zu ihren Aufgaben gehört neben den Untersuchungen der Patienten in der Notaufnahme die Erstversorgung im Schockraum bis hin zur Notoperation. Während der Facharztausbildung erfolgt dies unter der Leitung des Oberarztes und stets mit Supervision durch den Schockraum-Leader. „Es kann sich dabei zum Beispiel um ein Polytrauma nach einem schweren Verkehrsunfall handeln, genauso aber um eine Sportverletzung mit Knie- und Hüftendoprothetik“, erklärt sie. „Auch viele kleinchirurgische Versorgungen sind dabei, etwa bei einer Platzwunde am Kopf oder chronischen Rückenschmerzen.“
Auf das Zusammenspiel mit dem Krankenpflegeteam und den Physiotherapeuten kommt es besonders an. „Wir tauschen uns ständig untereinander aus, weil diese Informationen wichtig für die Nachbehandlung sind“, weiß Stefanie Weber. Sie schreibt zudem regelmäßig Arztbriefe oder verordnet Medikamente. Außerdem engagiert sie sich als Stellvertretende Leiterin des Jungen Forums O und U, einer gemeinsamen Organisation des ärztlichen Nachwuchses im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie.
Stefanie Weber absolvierte zunächst eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten in einer orthopädischen Praxis, später ein Studium der Humanmedizin an der Georg-August-Universität Göttingen. „Während des Studiums lernt man alle Facharztbereiche kennen, und schon da hat mich die Unfallchirurgie und Orthopädie besonders interessiert.“ Sie startete in der Charité Berlin und wechselte nach anderthalb Jahren nach Frankfurt. Nach der Facharztausbildung stehen ihr viele Wege offen: „Statt in der Klinik zu bleiben könnte man sich mit einer eigenen Praxis niederlassen und dabei belegärztlich in einem Krankenhaus arbeiten.“ Sie möchte zunächst jedoch die Weiterbildung zur Notärztin anschließen, wodurch sich ihr Aufgabenfeld erweitern wird: „So kann ich mit dem Helikopter direkt zum Einsatzort fliegen und mich um die Erstversorgung der Patienten kümmern.“
Video: Studium der Medizin
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