Jan Rotter
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Immer mehr Aufgaben im Haus können automatisiert werden, solche sogenannten Smart-Home-Anwendungen sollen das Leben einfacher machen. Für diese Entwicklung sind innovativ denkende Menschen gefragt.
Was ist eigentlich ein Bus? Na klar: ein großes Straßenfahrzeug, das der Beförderung zahlreicher Personen dient. Wenn Jan Rotter aber sagt, dass er sich erst vor acht Jahren mit einem Bus beschäftigt hat, als bereits angehender Elektroingenieur, dann kann er keinen solchen meinen. „Ich musste mich schon ein bisschen einarbeiten“, sagt der 35-Jährige und spricht natürlich über einen Bus, der Daten befördert – einen sogenannten Feldbus, der Geräte wie Sensoren und Aktoren mit einem Automatisierungsgerät verbindet.
Aktoren, um gleich den nächsten Fachbegriff zu erklären, sind Baueinheiten, die Befehle eines solchen Automatisierungsgerätes in mechanische Bewegungen verwandeln. So heben und senken sie etwa Rollläden, betätigen Lichtschalter und regeln Thermostate. Ohne Aktoren, Sensoren und eben einen Bus kommt kein Smart Home aus, und ein solches wollten Bekannte von Jan Rotter vor acht Jahren haben.
Jan Rotter
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Smart Home war damals schon keine Innovation mehr: Bereits in den 1980er-Jahren erschien die erste Generation der Feldbustechnik, mit der die bis dahin analoge Signalübertragung digitalisiert wurde. Zwar rückte das Thema Smart Home erst zur Jahrtausendwende ins Licht der Öffentlichkeit, seine Ursprünge reichen aber noch weiter zurück: Schon 1973 kam eine speicherprogrammierbare Steuerung auf den Markt, die jedoch bei Ausfall ihrer Zentraleinheit die gesamte Elektrik des Hauses lahmlegte.
Heute funktionieren Smart Homes natürlich viel moderner, stellen die Gebäudesteuerung beispielsweise auf Touchscreens, sogenannten Wandpanels dar. Während seines Bachelorstudiums an der Hochschule Darmstadt absolvierte Jan Rotter ein Praktikum bei einem Hersteller solcher Panels, der ebenfalls in der südhessischen Stadt ansässigen Firma PEAKnx: „Nach meiner Bachelorarbeit bei PEAKnx wurde ich als Servicemitarbeiter übernommen und leite nun die Produktion und den Support.“ Er betreut Kundinnen und Kundenen, wenn sie Fragen haben, und unterstützt die Kolleginnen und Kollegen in der Produktion – sieht sich als Schnittstelle zwischen Entwicklung und Fertigung. „Ich selbst bin kein Entwickler, habe aber das technische Verständnis für zahlreiche Anwendungen, die im Bereich Smart Home möglich sind.“
Der Elektroingenieur führt zum Beispiel Tests für neu entwickelte Panels durch und gibt Verbesserungsvorschläge der Kundinnen und Kunden an die entsprechenden Entwicklungsabteilungen weiter. „Man muss im innovativen Umfeld Smart Home Spaß an Herausforderungen haben und Lust, neue Wege zu gehen“, sagt Jan Rotter. Außerdem muss er sich ständig weiterbilden, „denn kaum ein Bereich entwickelt sich derzeit so schnell wie die Gebäudeautomation“.
Alexander Schneider-Schaper
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Smart Home ist ein Berufsfeld, das in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Vier von zehn Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern nutzen mindestens eine Smart-Home-Anwendung wie Sprachassistenten oder intelligente Beleuchtung, hat eine Studie des Verbands Bitkom im Jahr 2020 ergeben. Außerdem plant mehr als ein Drittel der Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern laut Bitkom, sich in den nächsten zwölf Monaten eine smarte Anwendung für das Zuhause anzuschaffen.
„Unter Smart-Home-Anwendungen versteht man Assistenzsysteme, die das Wohnen komfortabler machen“, erklärt Alexander Schneider-Schaper, Geschäftsführer des Vereins SmartHome Initiative Deutschland. „Je weniger die Bewohner ihre Geräte selbst steuern müssen, umso smarter ist die Anwendung.“
Kühlschränke, die eigenmächtig Lebensmittel nachbestellen, bezeichnet er lediglich als Insellösungen, die wenig Mehrwert bieten und mit Smart Home nur entfernt zu tun haben – vielmehr brauche man Lösungen, die der Zielgruppe etwas bringen. Laut der Bitkom-Studie sind etwa smarte Staubsauger, Alarm- und Schließanlagen sowie intelligente Beleuchtung gefragt.
Wer an der smarten Zukunft mitarbeiten will, dürfe sich laut Alexander Schneider-Schaper nicht nur für Technik interessieren: „Man muss sich intensiv mit der jeweiligen Zielgruppe befassen, um herauszufinden, was diese wirklich wünscht und braucht.“ Beispielsweise könnten die smarten Anwendungen weniger kompliziert sein, sagte immerhin ein Drittel der Befragten in erwähnter Studie.
Außerdem sollten die Smart-Home-Experten immer gewerkeübergreifend denken, so Alexander Schneider-Schaper. „Wer im Bereich Smart Home arbeiten will, sollte gern technische Neuerungen ausprobieren – und eine hohe Frustrationsgrenze haben: Nicht alles, was technisch denkbar ist, wird auch funktionieren.“ Viele Fähigkeiten seien demnach gefragt: Mathematik, Informationstechnologie, kaufmännische Kenntnisse, das Wissen um künstliche Intelligenz – Smart Home entstehe aus Teamarbeit.
Susanne Bock, Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur Augsburg, nennt drei Bereiche, in denen Smart-Home-Interessierte einsteigen können: die Entwicklung, die Installation und den Vertrieb. „In der Entwicklung arbeiten meist Akademiker, gesucht sind vor allem Elektroingenieure/-innen und Informatiker/innen sowie Softwareentwickler/innen“, erklärt sie. Diese entwickeln die Geräte und haben dabei immer das Thema Sicherheit im Blick. Wenige Hochschulen bieten bereits spezielle Studiengänge mit Smart-Home-Inhalten an.
Für die Umsetzung der Lösungen sind ebenfalls Elektroingenieure/-innen, aber beispielsweise auch Ingenieure/-innen der Automatisierungstechnik gefragt. Ein passender Ausbildungsberuf für den Bereich ist der des Elektronikers/-in für Energie- und Gebäudetechnik. Je nach Smart-Home-Anwendung braucht man auch Fachkräfte aus anderen Bereichen, zum Beispiel Anlagenmechaniker/innen und Mechatroniker/innen für den Einbau von Klimamanagementsystemen oder Elektroniker/innen der Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik für die Installation von Sicherheitsmaßnahmen. „Wer eine abgeschlossene Ausbildung hat, kann sich beim TÜV zum/zur Fachberater/in Smart Home weiterbilden“, sagt Susanne Bock.
Für den Vertrieb braucht man kaufmännische Kenntnisse. Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Elektrotechnik sind hierfür passende Studienrichtungen. Die Ausbildung für eine/n Kaufmann/-frau im E-Commerce eignet sich gut für den Umgang mit Smart-Home-Anwendungen. Auch Fachinformatiker/innen der Fachrichtung Anwendungsentwicklung sind im Vertrieb gut aufgehoben. Susanne Bock weiß: „Je tiefer man in das Thema Smart Home einsteigt – sei es durch Berufspraxis oder durch Weiterbildungen – umso mehr ist man auf dem zukunftsträchtigen Arbeitsmarkt Smart Home gefragt.“
Letztlich, darüber gibt die Bitkom-Studie ebenfalls Aufschluss, schwingt beim Thema Smart Home auch immer die Frage nach der Sicherheit mit: Jeweils knapp ein Viertel der Befragten fürchten Angriffe von Hackern und haben Angst um ihre Privatsphäre.
Verfolgt das Ziel, dass smarte Assistenten sowohl im Wohnungsneubau als auch in der Nachrüstung zur Standard-Ausstattung werden.
Mitgliederstärkster Verein Europas für Naturwissenschaftler und Ingenieure
Einer der größten technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas. „Smart Cities“ ist einer seiner Themenschwerpunkte
Der Verein vertritt Unternehmen der digitalen Wirtschaft. Auf seiner Webseite informiert er über die Branche
Mit dem finder findet man mit dem Suchwort „Smart Home“ Studiengänge, die sich beispielsweise mit dem „Internet der Dinge“ oder „Smart Automation“ befassen. Natürlich ist auch Markus Többens Studiengang hier gelistet
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild. (Suchwort: "smart home")
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Stand: 19.11.2021
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