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Berufe rund um Smart Home: Smarte Häuser und Sensoren

Vor 150 Jahren hatte die gutbürgerliche Mittelschicht Hausangestellte, die sich darum kümmerten, die Häuser zu heizen, zu lüften oder vor Einbruch zu schützen. Heute, in Zeiten von Smart Home und Gebäudeenergiegesetz, übernimmt die Technik solche Aufgaben – und damit entstehen neue spannende Berufe.

Eine Person bedient die Steuerung eines Smart Homes.

Katharina Ehmke hat sich nach ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin in einem Orthopädietechnik-Unternehmen vor allem mit hydraulischen und elektrotechnischen Komponenten in Prothesen beschäftigt. Schon dort setzte sich die junge Frau damit auseinander, wie Geräte unterschiedliche Signale verarbeiten.

Im Studium der Sensor- und Automatisierungstechnik an der Hochschule Hannover weitete sie dann ihren Blick auf andere Anwendungsbereiche wie die Automobilbranche und den Bereich Smart Home aus. „Man kann sein Zuhause elektrifizieren, damit sich zum Beispiel abends die Lichter automatisch anschalten. Dafür braucht man einen Sensor, der die Helligkeit misst und ein Signal liefert, um die Steuerung einer Lampe zu initiieren“, erklärt die 28-Jährige. Katharina Ehmke lernt im Masterstudium unter anderem, wie Sensoren funktionieren, wie man sie herstellt und wie man Signale von sogenanntem Rauschen bereinigt, um sie digital nutzen zu können. (Lies die ganze Reportage Sensor- und Automatisierungstechnik.)

  • Portraitfoto von Michael K.

    Damit automatisierte Smart-Home-Systeme nicht fernsteuerbar sind, sollten sie – wenn überhaupt – richtig und sicher ans Internet angeschlossen werden.

    Michael Krödel ist Professor an der Technischen Hochschule Rosenheim.

Vom Licht bis zur Heizung

Im Smart Home, also in intelligenten Räumen und Wohngebäuden, lässt sich nicht nur die Beleuchtung automatisieren, sondern beispielsweise auch die Verschattung oder die Wärmeerzeugung. Damit das gut funktioniert, braucht es viel Hintergrundwissen aus den Gewerken, die sich mit der jeweiligen Materie auskennen. Prof. Dr. Michael Krödel von der Technischen Hochschule Rosenheim engagiert sich im Verein „SmartHome Initiative Deutschland“ und gibt ein Beispiel: „Wenn Sie einen Raum nach fünfzehn Minuten wieder verlassen, ist es sinnvoll, den Heizkörper wieder herunterzufahren. Eine Fußbodenheizung allerdings ist sehr träge und sollte nach einer so kurzen Zeit nicht ausgeschaltet werden. Solche Dinge muss ich wissen, wenn ich die Beheizung automatisieren möchte.“

Wer sich mit der technischen Raum- oder Gebäudeautomation beschäftigt, beschäftigt sich immer auch mit Licht, Verschattung, Heizung, Kühlung, Lüftung und Ähnlichem. Expertinnen und Experten dafür sind Elektroplaner/innen oder Fachleute für Technische Gebäudeausrüstung, sogenannte TGA-Planer/innen. Diejenigen, die sich hierbei sehr stark auf die Automation fokussieren, werden als Fachkräfte für Systemintegration bezeichnet.

Chancen mit Ausbildung und Studium

Um sich für diese Arbeit fit zu machen, können Interessierte eine Ausbildung zum/zur Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration oder eine Weiterbildung zum/zur Fachwirt/in Gebäudeautomation absolvieren.

Auch in Studiengängen zur Gebäudetechnik wie dem Bachelor Energie- und Gebäude­technologie an der Technischen Hochschule Rosenheim ist die Automation ein fester Bestandteil. „Hier beschäftigen sich die Studierenden zunächst mit dem Gebäude und seiner technischen Ausrüstung – die Automation ist dann eines der ergänzenden Fächer für den energieoptimierenden Betrieb“, erklärt Michael Krödel.

Darüber hinaus spielt das Thema IT-Sicherheit in solchen Qualifizierungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle. „Damit automatisierte Smart-Home-Systeme nicht fernsteuerbar sind, sollten sie – wenn überhaupt – richtig und sicher ans Internet angeschlossen werden“, sagt der Experte.

Beratung und Vernetzung

Wer sich beruflich mit Smart Home beschäftigen will, der muss Spaß daran haben, über den Tellerrand zu schauen, betont Michael Krödel: „‚Schuster, bleib bei deinen Leisten‘ – dieser alte Spruch gilt in diesem neuen abwechslungsreichen Bereich nicht mehr.“ Fachleute müssen ihre Kundinnen und Kunden beraten, ihnen passende Technologien und Produkte empfehlen, das nötige Material bestellen und installieren, die Systeme anschließend in Betrieb nehmen und sie gegebenenfalls mit dem Internet verbinden.

Die Unternehmen suchen aktuell besonders viel Personal im Bereich der Umsetzung. Michael Krödel hält aber auch eine Professionalisierung in der Beratung, Bedarfsermittlung und Planung für notwendig. Er geht davon aus, dass die Nachfrage nach Fachkräften in diesem Bereich zukünftig noch stärker steigen wird.

Durchweg gute Berufschancen

Auch das Team Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit sieht großen Personalbedarf rund um das Smart Home: „Digitalisierung hält in alle Lebensbereiche Einzug, auch im eigenen Haus. Die Berufsgruppe Elektrotechnik, Berufe in Klempnerei, Sanitär-, Heizung-, Klimatechnik sowie Berufe in der Softwareentwicklung und Programmierung sind stark in die Transformationsprozesse eingebunden beziehungsweise hiervon betroffen“, sagt die Expertin Claudia Suttner.

„Alle drei Berufsgruppen weisen Fachkräfteengpässe auf. Die Arbeitslosenquoten sind unterdurchschnittlich und liegen für Berufe in Klempnerei, Sanitär-, Heizung-, Klimatechnik sowie Berufe in der Softwareentwicklung und Programmierung über alle Anforderungs­niveaus sogar unter drei Prozent.“ Angesichts der technologischen Entwicklung dürfte die Nachfrage nach entsprechendem Fachpersonal in diesen Berufen der Expertin zufolge Bestand haben.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Filmportal der Berufe der Bundesagentur für Arbeit

www.berufe.tv

Studienwahl

Studienführer der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung

www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

Hier kannst du in ganz Deutschland nach Studienfächern und -orten suchen.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Verband Smart-Home Initiative Deutschland e.V.

www.smarthome-deutschland.de/index.html