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Wirtschaftsinformatikerin: Wenn Trockner sprechen lernen

Die studierte Wirtschaftsinformatikerin Doris Janssen (45) befasst sich mit der Gestaltung unter anderem von Smart-Home-Produkten und trägt dazu bei, dass diese von Nutzern positiv wahrgenommen werden. Dabei arbeitet sie für einen Pionier der Smart-Home-Branche: das Fraunhofer-Institut.

Eine Frau mit Tablet-Computer steht neben einem Fenster mit halboffenem Rolladen.

Es ist ein Gerücht, dass das Leben von Informatikerinnen und Informatikern auch zu Hause von Computern bestimmt wird. Doris Janssen widerlegt dieses Gerücht nicht: Wenn der Trockner in ihrem Keller sein Programm abgeschlossen hat, ertönt über einen Lautsprecher im Obergeschoss eine entsprechende Mitteilung. Sie betreibt hierfür einen eigenen Server, über den unter anderem auch Anwendungen für das Licht, die Heizung, Türkontakte, intelligente Steckdosen und andere Geräte gesteuert werden. Ihre Programmierkenntnisse waren bei der Einrichtung hilfreich, aber die Erfahrungen helfen ihr bei der Arbeit, sagt die 45-Jährige: „Meine Erfahrung als Nutzer mit diesen Anwendungen kann ich im Berufsalltag und im Austausch mit den Kunden und den Testpersonen nutzen.“

Pionierin in Sachen Smart Home

Ein Porträtbild von Doris Janssen Ein Porträtbild von Doris Janssen

Doris Janssen

Sie wohnt in einem Smart Home, wie man ein intelligentes Zuhause neudeutsch bezeichnet, und arbeitet für die Fraunhofer-Gesellschaft, einer Pionierin dieser Technik. Kurz nach der Jahrtausendwende, als das Thema Smart Home populär wurde, hat Fraunhofer im Jahr 2005 in München das Haus der Gegenwart erbaut, in dem sich alle elektrischen Vorgänge zentral steuern ließen. Zwar arbeitet Doris Janssen nicht für das auf Smart Home spezialisierte Fraunhofer-inHaus-Zentrum in Duisburg sondern in Stuttgart, beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation – entziehen kann man sich dem Thema jedoch nicht.

Während und nach ihrem Dualen Studium der Wirtschaftsinformatik arbeitete Doris Janssen auf dem Flughafen München, wo sie Software für den Verkehrsbereich auf dem Flughafen entwickelt hat: „von der Abfertigung beim Boarding bis zum Einsatzplan der Busse auf dem Rollfeld.“ Im Jahr 2001 zog sie nach Stuttgart und begann dort ihre Tätigkeit für Fraunhofer.

2008 beschäftigte sie sich erstmals mit Smart Home: „Ich habe damals an einem Forschungsprojekt mitgearbeitet, bei dem es um erste Ansätze von Smart-Home-Anwendungen zur Unterstützung für ältere Menschen ging.“ Mittlerweile ist sie häufig für Unternehmen tätig, die Smart-Home-Lösungen anbieten und wissen wollen, wie sie ihre Produkte möglichst nutzerfreundlich gestalten können. Für die Projekte überlegt sie sich ein Testkonzept, erstellt die Materialien dafür, begleitet die Nutzer während des Tests und wertet die Ergebnisse aus.

Wichtige Berufsvoraussetzung: Neugier

Wenn ein Unternehmen beispielsweise ein neues Gerät für die Steuerung von Smart-Home-Aufwendungen auf den Markt bringen will, lädt Doris Janssen Personen aus unterschiedlichen Nutzergruppen ein – junge, alte, alleinstehende, verheiratete und so weiter – und diskutiert mit ihnen darüber, was bei dem Gerät wichtig sein könnte. Gewünscht wird dann etwa Transparenz darüber, welche Daten das Gerät aufzeichnet. Sofern es bereits ein Produkt gibt, dürfen die Testteilnehmer einen Prototypen davon mit nach Hause nehmen und ausprobieren. In einem Tagebuch notieren sie, ob sie gut damit zurechtkamen und was ihnen daran gefallen hat. „Diese Daten kann ich auswerten“, sagt Doris Janssen. Auch hierbei sind ihre Informatikkenntnisse von Vorteil, wenn sie etwa mit der Entwicklungsabteilung des Kunden spricht: „Wir können auf dem gleichen fachlichen Level reden.“

„Wer sich mit Benutzerschnittstellen und der Bedienbarkeit von Smart-Home-Geräten beschäftigt, sollte nicht nur technisches Verständnis mitbringen, sondern auch gern mit Menschen zusammenarbeiten und neugierig darauf sein, wie sie auf technische Neuerungen reagieren“, ist Doris Janssen überzeugt. „Damit ist dieser Bereich ideal für Informatiker, die nicht nur am Computer sitzen wollen.“ Kontaktfreudigkeit, Moderations- und Diskussionsfähigkeiten, Eingehen auf andere Meinungen – all das brauche es, um herauszufinden, wie neue Produkte von den Anwendern wahrgenommen werden. Denn nur wenn diese Wahrnehmung positiv sei, würden die Angebote der Smart-Home-Anbieter von Menschen genutzt.

Video: Informatiker/in

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